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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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ja in den letzten Tagen sowieso verrückt gespielt, sodass er mittlerweile alles für möglich hielt.
    Die Hütten und Katen Esgalins drängten sich unter den letzten tief hängenden Wolkenfetzen, die der Sturm zurückgelassen hatte. In der Ferne bellte ein Hund. Tenan konnte nicht klar ausmachen, ob es Jock war, Amris’ Lieblingshund. Eine alte Frau, gebückt und mit verwittertem Gesicht, humpelte über den Weg und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    Tenan grinste sie an. »Ma Indra!«, rief er. »Was macht dein Gemüsegarten?«
    Sie blieb stehen und stemmte die Arme in die Hüften. »Glaub ja nicht, dass ich euch Rabauken so einfach davonkommen lasse!«, fuhr sie ihn an. »Wenn der Sturm nicht gewesen wäre, hätte ich Osyn schon längst von eurer Missetat erzählt! Doch warte nur ab: Er wird sich euch noch vorknöpfen!«
    »Aber Ma Indra«, protestierte Tenan in gespielter Unschuld. »Amris, Fenn und ich standen beim Pferderennen kurz vormSieg. Wir haben noch nie gegen die Unterdörfler gewonnen, das weißt du doch. Was können wir dafür, dass dein Garten ausgerechnet auf unserer Rennstrecke liegt?«
    »Ihr seid rücksichtslos und frech«, keifte sie, » eine Schande für unser Dorf!«
    »Die Mädchen sehen das zum Glück anders«, brüstete sich Tenan. »Wenn du jünger wärst, ginge es dir sicher auch so ...«
    »Kannst du dir ernsthaft vorstellen, dass die Alte jemals jung und hübsch war?«, rief ein schlaksiger Kerl, der ein Stück entfernt mit anderen jungen Leuten an einem Weidenzaun lehnte und die letzten Sätze mitbekommen hatte. Es war Fenn, einer von Tenans Freunden. Ein rothaariges Mädchen, Brena, schmiegte sich an ihn. Die Umstehenden, alle in Tenans Alter, lachten über den dreisten Scherz.
    Ma Indra zeterte noch lauter und drohte Fenn mit der Faust. Tenan ließ sie stehen und schlenderte zu den anderen.
    »Fenn hat doch immer einen dummen Spruch auf Lager«, gluckste Unne, ein dicklicher Hüne, und schlug Fenn auf die Schulter.
    »Ist doch wahr«, meinte dieser und nahm eine kecke Pose ein, in der er Brena noch näher kam. Er gefiel sich als Wortführer der jungen Leute. »Dauernd hat sie was zu mäkeln und schwärzt uns beim Dorfvorsteher Chem an. Wir können unsere Rennen ja kaum mehr auf den normalen Strecken abhalten.«
    Unne pflichtete ihm bei. »Ständig kommt Chem mit seinen ewigen Bedenken und Einschränkungen. Mir wird schon ganz anders, wenn ich nur sein Gesicht sehe. Sorgen hier, Verbote da!«, äffte er den Dorfvorsteher nach.
    »Chem versteht eben nicht, wie wichtig es für uns ist, die Unterdörfler zu besiegen«, meinte Tenan.
    »Er ist ein Spaßverderber ohne jeden Humor«, ereiferte sichFenn. »Bei der letzten Ratsversammlung hat er gefordert, dass die Rennen verboten werden, stellt euch das vor!«
    Alle schüttelten entrüstet den Kopf. Die Pferderennen waren ein wichtiger Bestandteil des Lebens in Esgalin, zumindest für die jungen Leute. Wer gewann, dem war das Ansehen der anderen sicher, vor allem der jungen Frauen und Mädchen.
    »Vielleicht solltet ihr mal überlegen, ob an dem, was Chem sagt, nicht etwas dran sein könnte«, ertönte eine weiche, aber selbstbewusste Mädchenstimme hinter ihnen.
    Tenan wirbelte herum. Er hatte sie gleich erkannt. Es war Hergan, die Tochter des Schankwirts. Sie war unbemerkt von der anderen Straßenseite zu ihnen getreten und hielt einen schweren Tonkrug mit Met in den Armen. Das cremeweiße Leuchten ihres langen Kleides stand in starkem Kontrast zu ihren blauschwarz glänzenden Haaren, die sie streng nach hinten gekämmt trug. Zwei scharfe Falten auf ihrer Stirn, die stets entstanden, wenn sie die Augenbrauen zusammenzog, drückten ihren Ärger aus.
    »Habt ihr wirklich nichts Besseres zu tun, als die Gemüsegärten anderer Leute zu verwüsten? Eure Rennen bringen den Frieden im Dorf durcheinander!«
    »Nun fang du nicht auch noch damit an«, erwiderte Fenn. »Für wen, glaubst du wohl, machen wir diese Rennen? Die Siegerehrung verspricht den Kuss und die Zuneigung einer jungen Dame.« Er drückte Brena an sich, die kicherte.
    »Ich sehe hier keine Dame«, sagte Hergan. »Wenn du glaubst, dass ihr mit euren albernen Pferderennen Eindruck bei richtigen Frauen macht, kann ich dich nur bedauern!«
    »Und ich sehe hier keine richtige Frau«, gab Brena schnippisch zurück. »Dich will doch eh keiner haben mit deiner überheblichen Art!«
    »Das stimmt nicht ganz ...«, entfuhr es Tenan. Er wurde rot, als ihm bewusst wurde, was er gerade

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