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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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verpflichtet«, antwortete Tenan. »Das hat er mir heute Morgen erzählt, als ich ihn auf dem Weg nach Lagath traf. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesprochen. In drei Tagen segelt er nach Meledin, morgen bricht er zum Hafen von Dorlin auf.«
    Osyn seufzte. »Ihr jungen Leute! Habt ihr nichts Besseres zu tun, als immer nur an Kämpfe und Heldentaten zu denken? Es wird ein schmerzlicher Verlust für seine Eltern sein, ihn ziehen zu lassen. Ich kann mir vorstellen, dass sein Vater es ihm verboten hat.«
    »Dennoch hat er sich entschieden. Er ist alt genug und kann tun und lassen, was ihm beliebt.« Tenan sagte das so trotzig, als spräche er von sich selbst.
    Osyn blinzelte ihn durch die Rauchwölkchen hindurch an. »Und was ist mit dir, mein Junge?«
    Er blickte zur Seite. »Ich bleibe«, sagte er schlicht. »Vorerst.«
    Sein Meister wirkte erleichtert, als er das hörte, aber auch sehr müde und erschöpft. Dann nickte er. »Fürs Erste sollten wir den Kristall hier in der Hütte aufbewahren. Erzähl keiner Menschenseele davon. Lass dich von niemandem aushorchen und komm sofort zu mir, wenn dir etwas verdächtig erscheint.«
    Tenan wollte eben aufstehen, da hielt ihn Osyn zurück. »Es ist äußerst wichtig, was ich dir jetzt sage: Niemand darf den Kristall zu Gesicht bekommen oder gar berühren! Er steht in Verbindung mit einer dunklen Macht, die sich manifestiert, sobald er ohne einen Schutzzauber getragen wird. Selbst du als Student der Kleinen Magie solltest ihn nie aus dem Beutel holen! Hast du verstanden?«
    Tenan nickte. »Meister, wie kommt es aber, dass sowohl Ihr als auch ich ihn gefahrlos berühren und ansehen können?«
    Osyn schmauchte nachdenklich einige Züge, bevor er antwortete. »In deinem Fall bin ich mir nicht sicher.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann wirklich keinen plausiblen Grund dafür finden. Was mich betrifft – ich bin ein ausgebildeter Comori, man sollte meinen, dass ich mich vor dunklem Zauber schützenkann.« Er zwinkerte seinem Adepten zu. »Du siehst, dass es durchaus hilfreich sein kann, das Wissen und Können der Kleinen Magie zu erweitern. Aber das ist nur mit viel Übung und der rechten inneren Haltung möglich. Ich hoffe, dass dir das bald klar wird.«
    Tenan kam diese Erklärung recht lehrmeisterlich und unglaubwürdig vor, doch Osyn wedelte ungeduldig mit der Pfeife in der Luft. »Lass mich nun ein paar Stunden allein in der Hütte. Warum vertreibst du dir die Zeit nicht ein wenig mit deinen Freunden im Dorf? Ich möchte vollkommen ungestört bleiben, auch wenn du erst spät in der Nacht zurückkommst und noch Licht in der Stube siehst. Ich muss nachdenken und habe einige Dinge zu erledigen. Leg derweil den Stein in das Kästchen dort auf dem Kaminsims.«
    Tenan tat, wie ihm geheißen. Warum machte Osyn nur so ein Geheimnis darum? Wovor hatte er Angst? Und was hatte er vor, dass er nicht einmal seine Anwesenheit zu Hause duldete? Viele Fragen quälten Tenan, doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte, mehr von seinem Meister erfahren zu wollen. Der alte Comori konnte sehr stur und unbeweglich sein.
    Verwirrt verließ Tenan die Stube.

    Er beschloss, Osyns Vorschlag, sich mit seinen Freunden zu treffen, zu befolgen. Bis jetzt hatte deren Gesellschaft ihm immer geholfen, auf andere Gedanken zu kommen, auch wenn er danach – wie Osyn meinte – mehr Flausen im Kopf hatte als vorher. Aber ein Treffen mit ihnen ließ ihn auch die Gefühle und trübsinnigen Gedanken vergessen, die ihn manchmal überfielen. Nach den Erlebnissen des heutigen Tages und Osyns düsteren Andeutungen würde es ihm sicherlich guttun. Außerdem hoffte er insgeheim, dass heute Hergan, die Tochter 93des Wirts, am Ausschank des Dorfkrugs stand. Seit dem Pferderennen, das er mit seinen Freunden gegen die Unterdörfler gewonnen hatte, hatte er sie nicht mehr gesehen, und er wünschte sich so sehr, dass sie durch den Sieg endlich aufmerksam auf ihn geworden war. Diese Aussicht beschleunigte seine Schritte, als er den schmalen, noch immer feuchten Sandweg hinunter zum Dorf einschlug. Es würde noch einige Tage dauern, bis die morastigen Wege richtig getrocknet waren.
    Die Sonne sank, der Tag neigte sich dem Ende zu. Die Luft war angenehm kühl und erfrischte ihn. Ein Schwarm von Griggvögeln rauschte lärmend in einer Keilformation über seinen Kopf hinweg und flog gen Süden. Waren sie schon auf dem Weg in wärmere Gebiete? Tenan wunderte sich darüber. Es war noch viel zu früh im Jahr. Aber das Wetter hatte

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