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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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wirkte an dieser Stelle heller und bildete einen Buchstaben in der Cestril-Schrift.
    »Das ist die Rune namens Oth. Sie wird auch der Mittler des Lebens genannt. Durch sie fließt Lebenskraft, wenn man sie richtig einsetzt.«
    Gebannt betrachtete Tenan den Stein. Ein Kristall, der Macht über die Schattenwesen ausüben konnte! Nun bestätigte sich seine Vermutung: Leargh hatte ihn nicht angreifen können, weil die Kraft des Kristalls ihn daran hinderte. Er war ein Schattenwesen und unterlag dem Einfluss des Steins.
    Gedankenverloren fuhr Osyn mit seiner Erzählung fort: »Die Steine von On hatten noch eine andere wichtige Aufgabe: Sie bildeten die Tore zu den Grauen Sphären. Sowohl die Schatten wie auch die Zauberer der Enim konnten sich durch sie Zugang zu der jeweils anderen Ebene verschaffen. Deshalb wurden die Steine auch als Siegel der Sphären bezeichnet, denn mit entsprechenden Ritualen konnte man die Tore öffnen oder verschließen. Die Enim besaßen die Kraft und das Wissen dazu.« Er drehte den Stein nachdenklich in den Händen. »Sehr beunruhigend, sehr beunruhigend«, murmelte er.
    »Was meint Ihr? Was ist beunruhigend?«
    »Dass der Schatten leibhaftig vor dir erschienen ist. Normalerweise kann ein Schattenwesen die Grenze zu unserer Welt nicht mehr überschreiten. Die Siegel der Sphären wurdenvor langer Zeit dauerhaft verschlossen und die Schatten aus Algarad verbannt.«
    Osyn schwieg und starrte in die Flammen. Ein Holzscheit knackte laut, und eine unheimliche Stimmung breitete sich in der Stube aus. Tenan schauderte.
    Er fragte weiter, um sein ungutes Gefühl zu vertreiben: »Was ist geschehen, als ich in der Höhle den Feuerzauber sprach? Es war eine ungeheure Kraft, die dadurch freigesetzt wurde.«
    »Das ist mir in der Tat schleierhaft. Eine so gewaltige Energie! Ich kann mir das nur damit erklären, dass sich der Meledos mit eigener Magie vor dem Zugriff geschützt hat. Vielleicht hat er sich deiner geringen Kräfte bedient und sie verstärkt. Wie es dir aber gelungen ist, den Schatten in die Grauen Sphären zurückzuwerfen, kann ich nicht sagen. Dazu ist eigentlich nur ein Erzmagier imstande. In jedem Falle sehr seltsam, das Ganze.« Mehr zu sich selbst murmelte er: »Mir scheint, die Dinge kommen in Bewegung.«
    »Dumm nur, dass mein Com zerstört wurde«, seufzte Tenan.
    »Du wirst viel Arbeit damit haben, dir einen neuen herzustellen«, pflichtete Osyn ihm bei. »Aber es kann nichts schaden, deine magischen Kräfte für diesen Zweck noch einmal zu bündeln. Vielleicht lernst du dadurch die wirklich wichtigen Dinge der Zauberei endlich von Grund auf.«
    Tenan schluckte. Musste er tatsächlich noch einmal von vorn anfangen? Den Com herzustellen hatte ihn viel Mühe und Kraft gekostet, und beinahe hätte er dabei versagt. Er besaß offenbar keine rechte Begabung zur Zauberei – oder war die letzten Jahre zu nachlässig beim Erlernen der Übungen gewesen. Tenan fluchte innerlich. Er stand so kurz vor der Prüfung zumfünften Grad der Comori! Ohne den Com würde er die nächste Einweihungsstufe nicht erreichen können. So wie es aussah, war er von einer erfolgreichen Prüfung weiter entfernt als je zuvor. Sein Meister war in diesem Punkt unerbittlich.
    Doch Osyn hatte im Moment andere Sorgen. »Es braut sich etwas zusammen in Algarad«, murmelte er geheimnisvoll, während er noch einmal den Meledos betrachtete. »Wenn ich nur wüsste, ob es Gutes oder Böses verheißt.«
    Schließlich ließ er den Kristall behutsam zurück in den Silberbeutel gleiten und legte ihn vor sich auf den wuchtigen Eichentisch. Das seltsame Siegel, das auf das Tuch gestickt war, glitzerte wie eine lebendige Schlange.
    »Was sollen wir jetzt tun? Was wird mit dem Kristall geschehen?« Tenan nahm neugierig den silbernen Beutel in die Hand und fuhr mit dem Finger die Spiralrune nach, als wolle er ihr Geheimnis ergründen. »Müssen wir den Kristall nicht in Sicherheit bringen, wenn er wirklich ein Stein von On ist?«
    Osyn kratzte sich bedächtig am kahlen Kopf. »Ich muss erst darüber nachdenken. Wir dürfen nichts überstürzen.« Der alte Comori kramte umständlich nach seiner langstieligen Pfeife, stopfte sie mit Tabak und zündete sie an. Dann rückte er seinen Sessel vors Feuer, faltete die Hände über dem Bauch und paffte ein paar Züge. »Hast du irgendjemandem von deinem Fund erzählt?«
    Tenan schüttelte den Kopf.
    »Auch deinem Freund Amris nicht?«
    »Er hat sich für die Armee des Hochkönigs

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