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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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gemacht hatten. Sie waren auch dafür verantwortlich, dass er seitdem Schönheit und Frieden aus seinem Geist fernhalten musste, um nicht in den Grauen Sphären an der Sehnsucht danach zugrunde zu gehen. Er hatte nicht die Absicht, wieder Gefallen daran zu finden, denn das würde ihn weich und leichtfertig machen.
    Er hatte seine Suche nach dem Kristall nach Westen hin ausgedehnt, aufs offene Meer hinaus. Irgendetwas sagte ihm,dass er nicht zu weit nach Norden abdrehen durfte. Zwar verhinderte der Beutel mit der Rune, dass er direkten Kontakt zu dem Meledos herstellen konnte, und doch zog ihn eine zarte, kaum spürbare Kraftlinie in ein Gebiet, das man das Meer der Stille nannte. Seltsam. Er spürte dort etwas Ungewöhnliches. Es war nicht nur der Kristall, sondern auch etwas anderes, das mit dem Meledos in einer starken Beziehung stand.
    Der Bash-Arak brütete immer wieder über das Vorhandensein dieser Empfindung. Sie erinnerte ihn an früher, an lichte Tage des Lernens und des Strebens nach Erkenntnis. An Bereiche großer Macht, in die er damals nie vorstoßen konnte. Nur wenige hatten in den alten Tagen eine derart machtvolle Ausstrahlung besessen, und von diesen war keiner mehr am Leben. Und dennoch ... er musste sich selbst Klarheit verschaffen.
    Hoch über dem Meer zog er seine Bahnen und suchte nach der Spur eines Schiffes, das irgendwo in westlicher Richtung durch die Wellen glitt. Im Licht der letzten Sonnenstrahlen war sein eigener dunkler Umriss am Himmel kaum zu erkennen und verschmolz schließlich mit der Dunkelheit einer sternenlosen Nacht.

3
    Drei Tage schoss die Dakany auf einem günstigen Wind übers Meer. Die Mannschaft war gut eingespielt, arbeitete konzentriert und Hand in Hand. Die Matrosen kletterten auf Harrids Befehle hin immer wieder in die Wanten und hangelten sich an den Rahen entlang, um Segel zu setzen oder einzuholen,je nachdem, welchen Kurs die Dakany einschlug. Einmal kam es vor, dass eines der Focksegel riss und sich ein großer Spalt bildete, durch den eine heftige Prise hindurchpfiff. Das Segel wurde unter großen Mühen abgetakelt und an Deck geflickt. Tenan sah mit Besorgnis, in welch heruntergekommenem Zustand sich das Schiff befand, aber er sagte nichts.
    Eine weitere Aufgabe der Männer bestand darin, eindringendes Wasser aus den Laderäumen und Kabinen zu entfernen; wie bei jedem Schiff arbeitete das Holz des Rumpfes aufgrund der Feuchtigkeit ständig, sodass sich kleinere Lücken darin bildeten, die mit Hanf gestopft oder mit Brettern vernagelt werden mussten. Weiterhin hatten die Matrosen das Deck zu schrubben und die anderen dort anfallenden Arbeiten zu erledigen. Wie Tenan feststellte, hatte Harrid seine Männer fest im Griff, es herrschte Disziplin. Die Matrosen arbeiteten willig und ohne Murren.
    Tenan hielt sich gern bei Morn, dem Steuermann, am Achterdeck auf, während der gemächlich das Steuerrad drehte und Geschichten von seinen Fahrten erzählte. Er besaß ein großes Wissen über die einzelnen Inseln Algarads. »Bald werden wir das Meer der Stille erreichen, dann ist es vorbei mit dem guten Wind«, murmelte Morn sorgenvoll und blickte in die Rahen. »Ich bin schon in dieser windstillen Region gewesen, und glaube mir – der fehlende Wind ist nicht das einzige Problem, das wir dort haben werden.« Doch er wollte keine weiteren Andeutungen machen.
    Als Tenan und Chast eines Morgens an Deck kamen, war es so weit. Die Dakany dümpelte mit erschlafften Segeln im ruhigen Wasser. Kein Lufthauch regte sich, das Meer erstreckte sich wie ein glatter Spiegel bis zum Horizont.
    »Das Meer der Stille. Wir haben die Grenze heute Nachtüberschritten«, sagte Harrid. »Es trägt seinen Namen zu Recht. Dieses Gebiet ist bekannt dafür, dass der Wind hier eigenen Gesetzen folgt. Niemand kann vorhersagen, wann eine Flaute eintritt oder wann sie endet. Eine Laune der Natur oder böser Zauber, wer kann das sagen? Aber wenn die Flaute da ist, bleibt sie lange Zeit bestehen. Es kann sein, dass man tagelang festsitzt und nicht weiterkommt, manchmal sind es auch Wochen. Da ist es gut, wenn das Schiff mit Rudern ausgerüstet ist wie die Galeeren der Südländer oder die Dronth-Brecher. Alle Seeleute, die nach Norden fahren, meiden diese Region, und auch mein treuer Steuermann macht da keine Ausnahme. Aber unter bestimmten Umständen ist die Route durch das Meer der Stille die bessere. Manchmal hat man Glück und erwischt günstiges Wetter und einen starken Südwind, der einen zur

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