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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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an Tenans Bauch. »Kämpf immer aus deiner Mitte heraus, wo das Zentrum deiner Kraft liegt. Dort bist du mit deinem dhorin verbunden.«
    »Ich habe dieses Wort schon öfter gehört, aber ich weiß nicht genau, was es bedeutet«, sagte Tenan. »Was ist dieses dhorin ?«
    »Ich frage mich manchmal, wo du aufgewachsen bist«, sagte Chast verwundert. Dann hielt er kurz inne, als besinne er sich. »Entschuldige, ich vergaß. In Esgalin hat man vermutlich anderes zu tun, als sich um Philosophie zu kümmern.« Als er weitersprach, hatte seine Stimme einen ungewöhnlich ernsthaften Ton. »Das dhorin ist das Zentrum deines Seins. Man könnte es mit deiner Bestimmung, deiner Lebensaufgabe gleichsetzen. Wenn wir in Übereinstimmung mit unserem Inneren sind, sind wir mit unserer ureigensten Kraft verbunden und kämpfen makellos. Das Wort dhorin bedeutet so viel wie Leben, innerstes Sein, Schicksal. Meister Kut’an, der Begründer dieser Lehre, sagt: Jedes Lebewesen, jedes Ding, alles, was existiert, verkörpert eine bestimmte Art des Seins, vollzieht sich nach einem inneren Gesetz, entwickelt sich auf eine bestimmte Weise. Das dhorin ist der Plan, die Bestimmung eines jeden Wesens, wenn du so willst. Man kann ihm nicht entfliehen.Aber man kann seinem leisen Ruf im Inneren lauschen und ihm folgen.«
    »Du meinst, alles, was passiert, ist vorherbestimmt?«
    Chast schüttelte den Kopf. »Nein, bei weitem nicht. Wir haben immer die Wahl, uns zu entscheiden. Die Frage ist einfach: Tun wir das, was unserem innersten Sein entspricht, oder handeln wir bewusst dagegen? Das ist der Weg des Kriegers: immer dem Willen des dhorin zu folgen, der eigenen Bestimmung.«
    Tres feixte, als er an ihnen vorbeilief, und machte sich mit frechen Gesten über sie lustig. Die umstehenden Matrosen lachten und wandten sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Tenan hob seinen Stab und schaute ihm finster nach. Er hatte gute Lust, Tres Respekt beizubringen.
    »Beachte sie einfach nicht«, wies ihn Chast an. »Sie wissen nichts von den Kräften des wahren Kriegers. Ein Krieger, der die Kräfte des dhorin in sich spürt, handelt nicht aus Wut und Zorn.« Er fasste Tenan an der Schulter und drehte ihn zu sich. »Lass uns mit den Übungen weitermachen. Geh noch einmal in die Grundposition – gut. Lass das Schwert nun locker aus den Schultern schwingen. Du benötigst nicht so viel Kraft dafür, wie du sonst immer aufwendest.«
    Tenan folgte den Anweisungen und griff auf Chasts Kommando wieder an.
    »Gut so«, lobte der und fing die Hiebe ab. »Spüre den Kreislauf der Energie, die sich durch die Bewegung ergibt.«
    Schlag um Schlag hallte das stumpfe Klopfen der Stäbe über das Deck. Allmählich fand Tenan seinen eigenen Rhythmus und gewann Spaß an dem Bewegungsablauf. Er wurde selbstbewusster und begann unmerklich, fordernder zu kämpfen. Er drang auf Chast ein, der es mit einem leichten Lächelngeschehen ließ, während er ihm immer neue Anweisungen zurief. Langsam wich der Kesselflicker über die Planken zurück in Richtung der Reling. Insgeheim suchte Tenan nach einer Möglichkeit, ihm zu beweisen, dass das Schwerttraining mit Amris nicht umsonst gewesen war. Er hatte genug gelernt, um es einem Kesselflicker zu zeigen! Es verwunderte ihn ohnehin, woher Chast das Selbstvertrauen nahm, ihm Unterricht im Schwertkampf geben zu wollen. Sicher, er hatte sich im Kampf gegen die Gredows zu verteidigen gewusst, aber war er ihm wirklich so weit überlegen? Am Anfang glaubte er allen Ernstes, Chast gewachsen zu sein. Doch je länger er mit ihm focht, desto deutlicher merkte er, dass sein Gegner nicht zu unterschätzen war. Er parierte sämtliche Tricks und Vorstöße, die Tenan mit seinen Freunden entwickelt hatte, mit Leichtigkeit.
    Die beiden Kämpfenden waren in einen fließenden Schlagabtausch übergegangen. Chast kommentierte seine Fehler und gab ihm Tipps und Ratschläge, während er sich den härter werdenden Schlägen Tenans anpasste.
    »Vergiss die Lockerheit in den Schultern nicht – nicht so viel Kraft aus dem Arm, du hast ein Schwert in der Hand und keinen Schmiedehammer ... Nicht so verkrampft ... Achte auf deine Beine ... die Knie nicht durchdrücken ... Bleib federnd ... Weg mit der Schwerthand aus deinem Gesichtsfeld!«
    Tenan bemühte sich, den Ratschlägen zu folgen, doch es wurden mit der Zeit zu viele. Sie alle umzusetzen wollte ihm nicht gelingen. Er konzentrierte sich nicht mehr sonderlich dar auf, sondern versuchte, Chast mit Tricks und Finten zu

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