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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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beeindrucken, zu verwirren und in die Defensive zu treiben.
    »Was ich dich fragen wollte – was ist eigentlich eine torokka ? Als ich mit dem Gredow kämpfte, hast du den Begriff erwähnt«, keuchte er zwischen zwei Schlägen.
    Krachend trafen sich die Holzstöcke.
    »Willst du das wirklich wissen? Dann sieh her!« Chast beschrieb mit seinem Stock eine schnelle Drehung an Tenans Stab, mit dem Ergebnis, dass der überrascht mit ansehen musste, wie seine Waffe in hohem Bogen durch die Luft wirbelte und polternd auf den Planken landete. Die Spitze von Chasts Stab zeigte auf seine Kehle. All das war so schnell geschehen, dass Tenan nichts dagegen tun konnte.
    » Torokka – die Ermüdung des Gegners«, erklärte Chast. »Man könnte auch Unachtsamkeit dazu sagen. Der Gegner vermittelt dir das Gefühl, du seiest ihm überlegen und könntest ihn schlagen, und verwickelt dich in einen Zweikampf, in dem du deine Kräfte verausgabst. Hat er dich so weit gebracht, ist es ihm ein Leichtes, dich zu entwaffnen.« Er warf Tenan den Stock zu, den er vom Deck aufgehoben hatte.
    Der schaute ihn beeindruckt an. »Woher hast du all das Wissen um die Schwerttechnik und das dhorin ?«
    Chast grinste schief. »Berufsgeheimnis eines Kesselflickers.« Dabei ließ er es bewenden, und Tenan brachte nichts mehr in Erfahrung, sosehr er ihn auch bedrängte, sein Geheimnis preiszugeben.
    Tenan und Chast trainierten fortan jeden Tag die verschiedenen Schwerttechniken.
    »Du musst dich verteidigen können, wenn du wieder einmal in Gefahr gerätst«, mahnte Chast.
    Tenan erwies sich als gelehriger Schüler, der schnell Fortschritte machte, sehr zu seiner eigenen Befriedigung. Wenigstens im Schwertkampf schien er Erfolg zu haben!
    Die Stimmung unter den Seeleuten verschlechterte sich währenddessen zusehends. Die Männer wurden durch dielange Untätigkeit gereizt und übellaunig. Besonders Tres war einer derjenigen, die Missmut unter den Matrosen säten. Erst unterschwellig, dann immer offener versuchte er seine Kameraden gegen Harrid aufzuwiegeln.
    »Unsere Heuer wird von Stunde zu Stunde geringer, weil wir wertvolle Zeit verlieren«, murrte er. »Harrid hat die falsche Entscheidung getroffen, als er diese Route wählte. Und Morn hat ihn gewarnt, aber er hört ja nicht auf gute Ratschläge! Aber so ist das eben – der Kapitän befiehlt, und wir müssen folgen. Verdammt!«
    »Wenn du so unzufrieden bist, kannst du ja in Meledin auf einem anderen Schiff anheuern«, erwiderte Mak, der zweite Bootsmann. »Es gibt genug Matrosen, die glücklich wären, unter Harrid zu fahren.«
    Tres spuckte aus. »Pah! Ihr haltet viel zu große Stücke auf ihn. Glaubt mir: Harrid geht zu sorglos mit unserem Leben um. Oder habt ihr schon vergessen, wie er mit uns um das Südkap durch die Stürme von Hern segelte und das Schiff fast gesunken wäre? Dauernd setzt er uns Gefahren aus. Habt ihr euch schon mal überlegt, wie lange die Wasservorräte noch ausreichen, wenn diese Flaute einige Wochen anhält? Ich bleibe dabei: Harrid ist leichtsinnig und sorglos. Ich segle mittlerweile drei Jahre auf der Dakany und kann das beurteilen.«
    »Drei Jahre zu viel, wenn du mich fragst«, entgegnete Morn, der sich zu den Männern gesellt hatte. »Du bist mir schon lange ein Dorn im Auge. Ständig verbreitest du Unfrieden. Wenn es dir nicht passt, verschwinde im nächsten Hafen! Und nun schweig, ich möchte nichts mehr hören.«
    Tres blitzte ihn an, sagte aber nichts. Er verzog sich aufs Achterdeck, wo sich Tenan aufhielt. Der Matrose machte sichin seiner Nähe zu schaffen und versuchte, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
    »Ich muss dich warnen, mein Freund. Vertrau Harrid nicht. Er ist nur auf seinen Gewinn aus. Glaube mir, sobald wir in Meledin angekommen sind, wird er von dir den doppelten Preis für die Überfahrt verlangen. Ich hoffe nur, du hast so viel Geld bei dir?«
    »Chast wird schon wissen, wie er mit Harrid verhandeln kann«, sagte er ausweichend.
    Tres schnaubte. »Sie stecken beide unter einer Decke! Warte nur ab.«
    »Ich glaube dir kein Wort«, erwiderte Tenan. »Du erzählst nur Schlechtes und hetzt die Mannschaft auf. Lass mich in Frieden.«
    Tres blickte ihn abschätzig an. »Du bist wirklich zu gutgläubig«, meinte er. »Aber das ist bei einer Landratte wie dir ja nicht verwunderlich. Wenn du deine Ansicht ändern solltest, lass es mich wissen. Ich könnte dir helfen, wenn es so weit ist.«
    Er verschwand und ließ Tenan mit einem mulmigen Gefühl zurück.

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