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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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nach außen gedreht sein. Versuch es noch einmal!« Ungeduldig wies er auf den Holzrahmen, an dem die tropfenden Kleidungsstücke der Bauern hingen. »Konzentriere dich ganz auf deine Aufgabe und achte auf die Abfolge der Zauberworte. Nur so kannst du das Wasser aus dem Stoff entfernen. Welches Ziel auch immer du hast, du musst eine Einheit bilden mit dem, was du tust.«
    Tenan ließ den Stab resigniert sinken. »Meister, könnt Ihr mir keine andere Aufgabe anvertrauen als das ewige Trocknen nasser Kleidungsstücke? Irgendetwas, das meinen Zauberfähigkeiten würdiger ist? Etwas Aufregenderes?« Seine Silberaugen leuchteten.
    »Wenn ich danach gehen würde, was deinen Fähigkeiten würdig ist, müsste ich mit deinem Studium von vorn beginnen!«, gab Osyn gereizt zurück. »Wir haben das doch immer wieder besprochen. Du brauchst Übung! Solange dir die einfachsten Zauber schwerfallen, gehen wir im Unterricht nicht weiter. Die Worte müssen dir in Fleisch und Blut übergehen!« Er zeigte wieder auf den Holzrahmen, unter dem sich Pfützen gebildet hatten. »Wir verdienen mit dem Kleidertrocknen unser Geld, und das ist ein ehrenwerter Beruf. Die Leute sind unsdankbar, aber sie dürfen auch gute Arbeit für ihre Bezahlung verlangen. Du machst zu viele Fehler und bist nicht bei der Sache. Deshalb misslingt dir auch so viel, wenn du den Com einsetzt und Magie wirken willst. Du wirst es versuchen, bis es gelingt! Los jetzt, und streng dich an!«
    Tenan verzog den Mundwinkel und richtete den Com auf die nassen Kleider, wie Osyn es ihm gezeigt hatte. Es ist doch ganz einfach, dachte er. Halte den Stab, bündle die Kraft und sprich laut den magischen Spruch.
    Schon konnte er das zarte Schimmern wahrnehmen, das den kleinen blauen Kristall an der Spitze des Stabs zum Leuchten brachte. Es war ein Com-Stein, der die magische Kraft verstärkte und das Element des Wassers kontrollierte. Mit ihm konnte Wasser oder Trockenheit erzeugt werden, je nach Bedarf. Besonders starke Magier vermochten sogar dafür zu sorgen, dass Regenwolken aufzogen und ihre nasse Last versprühten oder – wenn zu lange schlechtes Wetter herrschte – dass es aufhörte zu regnen. In den letzten Tagen war das allerdings unmöglich gewesen. Der Orkan war so mächtig gewesen, dass selbst Osyns Kräfte wirkungslos geblieben waren. Sein Meister hatte sich der Kraft der Naturgewalten beugen müssen.
    Tenan begann mit fester Stimme die Worte der Macht zu rezitieren: »Es aléa, èlahar atán!«
    Der Edelstein an der Spitze des Com leuchtete nun hell auf. Tenan konnte wahrnehmen, wie sich die Feuchtigkeit in der Luft sammelte. Im Nu würde alles trocken sein, und die Nässe würde durch den offenen Kamin verschwinden. Die Pfützen sammelten sich am Boden zu einer einzigen Wasserlache, die sich schließlich in die Luft erhob. Tenan lächelte. Der Zauber wirkte – wie konnte es auch anders sein? Sein Meister war wieder einmal zu pessimistisch gewesen. Überall im Raumbildeten sich Tropfen, die von den Kleidern aufstiegen und sich in der Luft vereinigten. Doch als er Osyns Stöhnen hörte, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Auch die Flüssigkeiten der Tassen und Gläser auf dem Tisch und aus dem Kupferkessel waren aufgestiegen und verbanden sich auf magische Weise miteinander. Wie ein dünner Wasserschleier schwebten sie unter der Decke – doch sie verschwanden nicht wie geplant im Kamin!
    »Was ...?« Tenan ließ verdutzt den Com sinken, bevor Osyn es verhindern konnte. Die Feuchtigkeit folgte der Bewegung seines Arms, seine Konzentration ließ nach – und eine Decke aus Regenwasser, vermischt mit Kräutersud und Tee, ergoss sich mit einem mächtigen Schwall über ihn und seinen Meister. Der ganze Raum troff vor Nässe.
    Tenan errötete heftig vor Scham, als er das Ausmaß der Katastrophe sah. Wieder einmal hatte er sich vor seinem Meister zum Narren gemacht. Der wischte sich wortlos die Feuchtigkeit aus den Augen. Sein Schweigen war vernichtender als alle Vorwürfe, die er ihm hätte machen können.
    Osyn murmelte den korrekten Zauberspruch und beschrieb mit seinem Com einen weiten Bogen, der die gesamte Stube umspannte. Da erhob sich alles Wasser in der Kammer, stieg aus den Fasern ihrer Kleider auf, sammelte sich vom Tisch, aus den Pergamentrollen und den Zauberkräutern und wirbelte in einem Strahl in den Kamin. Von dort schoss es in einer großen Fontäne aus dem Haus hinaus, wo es sich in einer Nebelwolke auflöste.
    »So macht man das«, schnaufte Osyn

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