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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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befahl er. »Sie sind fähig, in große Tiefen hinabzutauchen. Mir genügt es, wenn sie ein Anzeichen des Kristalls ausfindig machen können. Um alles Weitere wird sich Achest kümmern, dein Herr und Meister.« Er betonte den Namen in besonderer Weise, da er wusste, dass die Gredows in tiefster Verehrung zum Fürst des Todes aufblickten. Gleichzeitig hatten sie viele schreckliche Dinge über ihren höchsten Herrn vernommen. Drynn Dur schürte ihre Angst bewusst, um sie noch gefügiger zu machen und sie dazu zu bringen, über sich hinauszuwachsen, wenn er das Gefühl hatte, seine eigene Autorität reiche nicht aus.
    Als der Gredow verschwunden war, um den Befehl weiterzuleiten,stützte sich der Admiral mit beiden Armen auf die Reling und blickte aufs wogende Meer hinaus. Er wusste, dass es für Achest, den Meister der Schwarzen Künste, nicht unmöglich sein würde, den Kristall aus der Tiefe zu bergen. Aber dazu musste er erst einmal wissen, wo sich der Meledos befand. Und Drynn Dur stand bei der Suche unter besonderem Druck. Achest trug sich schon seit längerem mit dem Vorhaben, seine Armee mit Gredow-Kriegern zu erweitern, die im Krieg schneller, präziser und vor allem listenreicher vorgehen konnten als die jetzigen Truppen. Seine Experimente mit den Züchtungen waren in vollem Gange. Noch waren die »Neuen«, wie Drynn Dur sie abfällig nannte, nicht in Erscheinung getreten, aber es konnte sich nur noch um wenige Monate handeln, bis sie ihren Platz im Heer einnehmen würden. Er fragte sich wiederholt, aus welchen düsteren Bereichen Achest die Geister dieser Krieger herbeirufen würde. Er verstand nicht viel von magischen Dingen, aber es war ihm klar, dass der Todesfürst zur Umsetzung seines Plans Wesenheiten benötigte, die bereits Wissen und Erfahrungen gesammelt hatten, die weit über die Instinkte von Tieren hinausgewachsen waren.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die alte Rasse der Gredows, zu der er und seine Krieger gehörten, in der Rangordnung sinken würde. Irgendwann würde die Herrschaft der Neuen beginnen, die die bisherigen Gredows ersetzen würden. Das machte Drynn Dur große Sorge. Denn seine mannigfaltigen Verdienste im Krieg würden ihn dann nicht mehr davor retten, ausgemustert und degradiert zu werden. Er musste Achest beweisen, dass die Alten noch immer zur Elite gehörten. Doch dazu benötigte er schnelle Erfolge, und das hieß zunächst: eine Spur des Kristalls.

5
    Tenan hatte sich in seine Dachkammer zurückgezogen, um das magische Buch zu studieren. Es war schon spät in der Nacht. Osyn hatte sich schon vor einer Weile zum Schlafen gelegt, und Tenan wollte die Zeit nutzen, um noch einmal die Zaubersprüche und Rituale durchzugehen, die er am nächsten Tag beherrschen musste. Er ärgerte sich maßlos über sich. Was hatte er nur falsch gemacht? Das Buch mit den Zaubersprüchen, der Astadun, lag schwer wie eine stumme Anklage in seinen Händen. Hastig durchblätterte er es auf der Suche nach dem Wasserzauber. Die schon brüchigen Seiten des uralten Buches knisterten und raschelten geheimnisvoll. Osyn hatte ihm bis jetzt nur Einblick in den ersten Teil gewährt, der etwa die Hälfte des Umfangs ausmachte. Noch nie hatte er ihm den ganzen Astadun unbeaufsichtigt überlassen, doch diesmal schien er es in seinem Ärger vergessen zu haben.
    In dem Buch waren alle Gebiete der sogenannten Kleinen Magie säuberlich verzeichnet und mit feinen Zeichnungen illustriert. Es enthielt im ersten Teil eine komplette Abhandlung über Kräuterkunde (die Tenan besonders langweilig fand), Zauber gegen verschiedene Krankheiten (schon etwas spannender), magische Sprüche, die die Ernte beschleunigten und das Wetter beeinflussten (für Tenan ein Graus, was interessierte ihn das Wetter?), dann noch ein Kapitel über Liebeszauber (die Tenan nie nötig haben würde, wie er glaubte). Viel interessanter aber war der zweite Teil des Astadun, den Osyn ihm bisher nur äußerst selten zum Lernen vor gelegt hatte. Er enthielt diejenigen Sprüche, mit denen man Illusionen schaffen und den Geist anderer Menschen für kurze Zeit in die Irre führen konnte. Hier fanden sich außerdem verschiedene Bannzaubergegen Dämonen, eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte der Geisterlehre und verschiedene Flüche und Zaubersprüche, mit denen man die Kraft der vier Elemente zum Segen oder zum Schaden anderer Menschen einsetzen konnte. Dieses Wissen faszinierte Tenan weitaus mehr als die öden Abhandlungen des ersten Teils.

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