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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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unwirsch. Er stapfte wütend zu einem Regal, in dem die alten Zauberbücher standen, stieg auf einen Hocker und holte einen dicken, vergilbten Wälzer herunter, den er Tenan in die Hand drückte. Es war dasBuch Astadun, eine Sammlung aller Zaubersprüche der Kleinen Magie. »Du wirst nachlesen, wie dieser Zauber funktioniert, und ihn mir morgen draußen vor der Hütte noch einmal zeigen. Und wage ja nicht, mir unter die Augen zu treten und den gleichen Fehler noch einmal zu machen!«
    Tenan zog beschämt den Kopf ein, klemmte das Buch unter den Arm und beeilte sich, die Stube zu verlassen.

4
    Drynn Dur, der Admiral der Flotte des Todesfürsten, marschierte mit schweren Schritten über das Hauptdeck der Acheron und beobachtete die Arbeiten an Bord. In der Hand hielt er eine Flammenpeitsche, die er über die Köpfe der Krieger zischen ließ, wenn er den Eindruck hatte, dass sie nachlässig wurden. Die Gredows hielten sich möglichst weit entfernt von ihm auf. Sie schielten argwöhnisch zu ihm hin und huschten schnell und gebückt vorbei, wenn es keine andere Möglichkeit gab. Besonders heute bekamen viele von ihnen die Feuerzungen der Peitsche zu spüren, obwohl sie ihre Arbeit nicht schlechter machten als sonst.
    Drynn Dur war gereizt und wütend, und er ließ es seine Mannschaft deutlich spüren. Die Fackeln, die das Zwielicht auf dem Schiff erhellten, zeichneten schimmernde Muster auf seiner dunklen Rüstung, die wie blutige Linien erschienen. Wallende schwarze Gewänder umhüllten seine hünenhafte Erscheinung und ließen ihn noch breiter und mächtiger aussehen, als er ohnehin schon war. Der Admiral hatte seinen gehörnten Helm abgenommen, sodass man sein entstelltesGesicht sehen konnte. Selbst für einen Gredow war es ungewöhnlich abstoßend. Ein massiger, kahler Kopf ruhte auf ausladenden Schultern, die mit gehämmerten Metallplatten bedeckt waren. Unter lidlosen Augen, in denen weiße Pupillen brannten, reihten sich die schwieligen Narben seiner Haut in Falten und verdeckten den Hals vollkommen. Hässlichkeit war ein besonders erstrebenswertes Merkmal für die Krieger des Todesfürsten: Je missgestalteter ein Gredow war, je mehr Verletzungen und Narben er deutlich sichtbar trug, desto grausamer und brutaler musste er ihrer Ansicht nach sein. Dies verschaffte ihm sofort einen höheren Rang unter den anderen. Doch Drynn Dur war nicht nur seines Aussehens wegen zum Admiral und Oberbefehlshaber der Truppen zu Wasser und zu Lande aufgestiegen; seine Erbarmungslosigkeit und Bosheit standen seinen Zügen in nichts nach. Wieder ließ er die Peitsche knallen. Zwei Gredows hasteten an ihm vorbei zum Besanmast und kletterten eilig in die Wanten. Schnell verschwanden sie zwischen Segeltuch und Takelage.
    Der Admiral war so übler Laune, weil die Suche nach dem gesunkenen Schiff schwieriger verlief als gedacht. Das untätige Warten hatte ihn verrückt gemacht, und anstatt nur Befehle zu geben und auf die Meldungen seiner Krieger zu warten, hatte er beschlossen, die Suchaktion vor Ort höchstpersönlich zu überwachen. Sein Schiff befand sich nun auf dem Weg zu jener Stelle, an der die Lethis gesunken war.
    Einer seiner Offiziere näherte sich ihm unterwürfig von der anderen Seite des Decks. Als Drynn Dur ihn aus den Augenwinkeln bemerkte, wirbelte er zu ihm herum. Der Gredow zuckte zusammen und erstarrte auf der Stelle, als die schrecklichen Augen des Admirals sich in die seinen bohrten und sie nicht mehr loslassen wollten. Er wimmerte demütig und machteeine tiefe Verbeugung, die es ihm ermöglichte, auf die Planken zu starren.
    »Was schleichst du hier herum?«, herrschte Drynn Dur ihn an.
    Der Gredow nestelte an seinem Schwertgurt und hielt den Blick gesenkt. »Herr, ich bin eben mit einem Hornen-Drachen an Bord der Acheron zurückgekehrt.«
    »Und? Welche schlechten Nachrichten bringst du diesmal?«
    »Herr« – der Gredow wählte seine Worte mit Bedacht –, »unsere Suchtrupps haben noch immer keine Spur von dem Schiff finden können. Wir befürchten das Schlimmste.«
    »Und das wäre?«, fauchte Drynn Dur, obwohl er die Antwort auf diese Frage schon ahnte.
    »Dass die Lethis an der tiefsten Stelle des Meeres, im Dämonenstich, versunken ist. Dorthin können wir unmöglich gelangen, um sie zu bergen.«
    Drynn Dur grunzte. »Es ist vielleicht unmöglich für euch Narren von Gredows! Aber es gibt zum Glück noch andere Möglichkeiten, wie wir das Schiff entdecken können. Schick noch einmal die Hornen-Drachen aus«,

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