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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Ihr?«
    »Oktavian.«
    »Oktavian und weiter?«
    »Ich bin der Sohn des Grafen Benedikt von Sabina.«
    »Entscheidet Euch, Crescentius«, ergriff Gerbert wieder das Wort. »Bedingungslose Übergabe oder Kampf.«
    »Ich will mich in die Sabinerberge zurückziehen.«
    »Bringt ihn wieder in die Burg!«, befahl Otto und wandte sich an seinen Kämmerer. »Wem habt Ihr freies Geleit versprochen?«
    »Dem Senator Crescentius Nomentanus allein.«
    »Gut. Führt ihn zurück! Der Sohn des Grafen von Sabina bleibt hier. Ruft die Wachen und setzt ihn gefangen.«
    Als die Leute des Kaisers zur Engelsburg zurückkehrten, stand das Tor der äußeren Wehrmauer offen. Sie traten in den Hof. Plötzlich wurde das Portal des Kastells einen Spaltbreit geöffnet, um Crescentius Nomentanus einzulassen. Links und rechts von ihm standen Ottos Krieger, ließen die Arme des Senators nicht los. Aus dem Tonnengewölbe kamen Männer vor das Tor und wollten den Römer ins Innere der Festung ziehen. Die Kaiserlichen hielten ihn fest. Der Zusammenstoß wirkte von weitem wie ein Kampf, das erwartete Zeichen.
    Im Sturm drängte das Belagerungsheer vorwärts. Laut verschafften die Soldaten ihren Aggressionen Luft, das Schlachtgeschrei war bis auf das Kapitol zu hören. Reiter und Fußvolk wichen den Balken aus, die von starken Männern in den Hof vor das Portal getragen wurden. Rammpfähle schlugen das noch nicht von innen verbarrikadierte Tor auf, machten die Eroberung zum Kinderspiel.
    Verzweifelt wand Crescentius Nomentanus sich aus der Umklammerung seiner Bewacher und rannte den spiralförmigen Gang entlang nach oben. Im Laufen drückte ein Gefolgsmann ihm sein Schwert in die Hand. Der römische Machthaber kam bis zur einstigen Grabkammer Kaiser Hadrians. Erbittert kämpfte er um seine Freiheit oder um einen ehrenvollen Tod. Seine Gegner verweigerten ihm beides. Der besiegte, aber lebendige Crescentius Nomentanus und zwölf seiner treusten Anhänger wurden in der Engelsburg eingesperrt. Den Rest der Besatzung führten die Kaiserlichen zwischen den Reihen der neugierigen Stadtbewohner hindurch in die Gefängnisse.
    Stundenlang beobachtete Alexius nach Beendigung des Kampfes den Abzug der Besatzung. Auf sein Betreiben hin gab der kaiserliche Kommandant einen neuen Befehl. Die Männer wurden abgeführt, die Frauen mussten einen bereitstehenden Pferdewagen besteigen. Alexius starrte auf den Toreingang, als längst niemand mehr kam. Enttäuscht ging er zum Wagen. Zwei ältere Frauen, von Lucilla keine Spur.
    Als der Kaiser in Begleitung Papst Gregors und seiner Ratgeber die fast leere Burg betrat, herrschte eine eigenartige Stille.
    Alexius passierte neben Gerbert den Toreingang. Er nahm zwei Soldaten mit und durchsuchte zuerst die Türme und Gänge der äußeren Wehrmauer, dann im Innern des Kastells jeden Raum, jedes Gefängnis, jeden Winkel. Nichts. Auch die versteckte Zelle, in der er selbst wochenlang auf einen Lichtschimmer gewartet hatte, stand leer. Was ihm nun bevorstand, war Alexius zuwider. Er inspizierte jene Hofabschnitte zwischen der Burg und dem äußeren Mauerwall, die er auf dem Weg zu den Türmen noch nicht abgegangen war.
    Überall lagen zerschmetterte Soldatenkörper, kaiserliche und gegnerische. Von den Zinnen niedergefallen während der Belagerung der Vortage. Alexius wurde fast übel, aber er zwang sich genau hinzuschauen, jeden Körper umzuwälzen. Plötzlich sah er das Amulett. Die goldene Filigranarbeit aus Byzanz, bereichert durch eine Haarlocke des Märtyrers Adalbert. Eine Gabe des Kaisers, sein Geschenk für Lucilla!
    Die junge Frau lag auf einem Steinhaufen, das blauschwarze Haar umhüllte sie wie ein Schleier. Beide Arme nach vorn ausgestreckt, als wollte sie das Amulett ergreifen. Das Rückgrat war gebrochen. Alexius hatte nicht den Mut, ihr ins Gesicht zu sehen. Er nahm das Amulett und band es um Lucillas kaltes Handgelenk, kniete nieder und betete. Zur heiligen Agnes, wie Lucilla es immer getan hatte.
    Innerlich ausgehöhlt, ohne Denken, ohne Wollen wankte Alexius zu einem Wachmann. Mechanisch gab er Anweisungen für Lucillas Begräbnis. Vor dem Tor streiften seine Augen den Wagen mit den Frauen aus der Engelsburg.
    »Im Hof liegt ein … zerschmetterter junger Frauenkörper«, sagte Alexius heiser. »Wer war sie?«
    »Lucilla, als Geisel aus der sächsischen Schule hierher gebracht«, antwortete eine in schwarze Tücher gehüllte Alte.
    Alexius half der Dienerin vom Wagen, führte sie zum Flussufer, starrte ins

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