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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Wasser. »Lucilla war mein Leben«, flüsterte er. »Was weißt du von ihr?«
    »Ich habe sie versteckt und ihr Essen gebracht, heimlich. Bis Oktavian mich beobachtet hat.«
    »Welcher Oktavian?«
    »Der Sohn des Grafen Benedikt von Sabina.«
    Alexius wandte sich ab. Seine Trauer bekam einen bitteren Beigeschmack, Hass war ein neues Gefühl für ihn.
    Er gliederte sich neben Gerbert in die Reihen des kaiserlichen und päpstlichen Gefolges ein, das nach Sankt Peter zog.
    Auf halber Strecke zur Basilika machte die Prozession Halt, eine Standarte wurde gehoben. Alle Augen richteten sich nach oben, zu den wuchtigen Mauern des Kastells. Große Teile der römischen Bevölkerung umstanden die Engelsburg, schrien, diskutierten, protestierten. Niemand wandte sich ab, als Crescentius Nomentanus an die höchste Stelle geführt wurde. Die Neugierde war zu groß. Selbst die Anhänger des besiegten Machthabers wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen.
    Crescentius Nomentanus wurde vor aller Augen enthauptet. Auf Betreiben des Papstes, auf Befehl des Kaisers. Auch die Köpfe der zwölf Anhänger des Senators rollten. Dann wurden die Toten von den Mauern in die Tiefe gestürzt.
    Alexius starrte auf die niederfallenden Körper. Plötzlich glaubte er Lucillas schwarzes Haar, ihre grüngoldene Tunika zu sehen. Entsetzt schloss er die Augen. In der Erinnerung wurde Lucilla wieder lebendig. Sie hielt das Monochord und sang das Lied von der Sehnsucht, in ihren blauen Augen leuchtete Zärtlichkeit.
    Der Schmerz zwang Alexius, die Lider wieder zu öffnen. Als der letzte Tote hinter den Mauerwall stürzte, konnte er sich nicht mehr beherrschen. »Ministri Sathanae!«, schrie er sich den Schmerz aus dem Leib.
    Erstaunt drehte Gerbert sich um. Er konnte den ungewohnten Gefühlsausbruch des jungen Freundes nicht verstehen.
    Der Missus beachtete ihn nicht, brüllte weiter, schluchzte. »Du bist gestorben wie sie. Aber du wirst in der Hölle landen, Oktavian von Sabina!«
    »Beruhige dich.« Gerbert legte ihm die Hand auf den Arm. Seine sanfte Stimme tat Alexius gut. »Außerdem täuschst du dich, mein Freund. Die Hauptleute der zwölf Regionen der Stadt sind hingerichtet worden. Oktavian, der Sohn des Grafen von Sabina, ist nicht dabei. Er befindet sich in kaiserlicher Gefangenschaft.«
    »Dieser Oktavian hat sie getötet. Ich fühle mich so leer, Gerbert. Erst jetzt begreife ich, wie wichtig sie mir war.«
    »Komm, wir müssen zum Mons Gaudii ziehen. Gewalt wird dich von der Gewalt ablenken.« Gerbert reihte sich mit Alexius in den langen Menschenzug, der sich zum Freudenberg vor der Stadt bewegte.
    Auf der Kuppe des Hügels wurden Kreuze errichtet, die dreizehn Toten an den Füßen aufgehängt. Als Mahnmal für die Zukunft. Nach jenem blutigen April Anno Domini 998 sprach kein Römer den Namen Mons Gaudii aus. Nordwestlich der Engelsburg gab es nach dem Tod des Crescentius Nomentanus nur noch den Mons Malus, den Berg des Bösen.

23
    Otto kümmerte sich persönlich um die Ordnung des römischen Verwaltungsapparates. Mit Crescentius Nomentanus waren alle einflussreichen Mitglieder der städtischen Administration gefallen. Bei der Neubesetzung der Ämter spielten kaiserliche, nicht päpstliche Vorteile die Hauptrolle. Große Ehren für die Rivalen der Crescentier, die Familie der Grafen von Tusculum. Praefectus navalis wurde Gregorius, imperialis palatii magister der Grafensohn Alberich. Es gab einen Oberbefehlshaber des Heeres in Rom, einen Stadtpräfekten und den comes palatii, verantwortlich für die Aufsicht über den kaiserlichen Wohnsitz.
    Keinen Augenblick dachte der Sieger an eine Rückkehr in die deutschen Stammlande. Seine Rechte an Rom, dem caput mundi, wurden betont. Otto erklärte Teile der Stadt als seine Residenz, nahm in einem Palast auf dem Aventinhügel Wohnsitz. Vor allem befahl er den Bau einer Pfalz am südwestlichen Abhang des Palatins. Dort, wo fast tausend Jahre früher die prunkvollen Marmorpaläste der römischen Kaiser aus dem Boden geschossen waren.
    Die nach Rom größte Metropole Italiens wartete vergebens auf den Einzug ihres Erzbischofs. Später. Später würde Gerbert von den Ländereien, Burgen, Kirchen in Ravenna Besitz nehmen, die der Kaiser ihm überschrieben hatte. Und von drei Grafschaften in der Pentapolis, dem Gebiet, um das Papst Gregor vergebens kämpfte. Jetzt stieg der Stern des Erzbischofs von Ravenna in Rom auf. Als unersetzlicher gelehrter Gesellschafter, Ratgeber und neuerdings als

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