Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
Vom Netzwerk:
verursachen.
    Lucilla machte sich ihren Vorteil zunutze und hetzte weiter. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in der Brust, die Lungen schienen zu platzen. Sie verlangsamte ihre Schritte und sah sich um. Nach einer weiteren Rundung wurde die Spirale schmaler. Sie erkannte den Gang mit ihrem eigenen Gefängnis. Nur nicht diesen Weg nehmen, dachte sie. Sonst sitze ich in der Falle.
    Links neben dem Gang entdeckte Lucilla eine kleine Pforte, die unter dem Druck ihrer Hand nachgab. Rasch schlüpfte die junge Frau durch die Öffnung und schloss die Tür hinter sich.
    Sie stand in einem engen Durchgang. Erschöpft lehnte Lucilla sich an die Mauer, schnappte keuchend nach Luft. Um nicht die Decke mit dem Kopf zu streifen, musste sie sich beim Weitergehen bücken. Der Gang hatte keine anderen Türen.
    Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, wurde Lucilla von panischer Angst gepackt. Oktavian war ihr auf den Fersen. Verzweifelt rannte die Römerin vorwärts und erreichte die Öffnung am Ende des Ganges. Als sie begriff, wo sie war, gefror ihr das Blut in den Adern. Es ging nicht mehr weiter, die Flucht war zu Ende. Über ihr wölbte sich der Sternenhimmel, Mondlicht fiel auf das steinerne Kastell. Wo einst auf einem Erdtumulus Zypressen und Statuen des Kaisers Hadrian gestanden hatten, gab es jetzt nur ein schmales ringförmiges Sims, gegen außen abgeschlossen mit Mauerzinnen.
    Ohne Hoffnung rannte Lucilla die zylinderförmige Mauer entlang, Oktavian hinter ihr her. Hier musste er sich nicht um die Geräusche seiner Stiefel sorgen. Die junge Frau hörte, wie er immer näher kam. Plötzlich gab sie auf und kauerte sich an eine Zinne. Verängstigt tastete sie nach ihrem Amulett.
    »Komm, Lucilla, ich bin dir nicht böse.« Oktavian zog sie behutsam an den Schultern hoch und nahm sie in die Arme.
    »Fasst mich nicht an!« Sie schob ihn weg, lief einige Schritte weiter. Als er ihr folgte, schlug Lucilla die Hände vor die Augen. Blind wich sie zurück und kam zwischen zwei Zinnen zu stehen.
    »Nicht, Lucilla!« Oktavian schrie und stürzte auf sie zu.
    Erschrocken ging Lucilla weiter rückwärts. Plötzlich stolperte sie und fiel nach hinten, verlor den Boden unter den Füßen. Schwindel erregend war der Sturz in die Tiefe.
    Die kaiserlichen Ratgeber beschäftigten sich mit dem Kloster Farfa, als der Kämmerer und Crescentius Nomentanus mit seinem Vetter gemeldet wurden. Farfa war Otto ein Rätsel. Ende Februar hatte er den kurzfristig wegen Simonie verurteilten Abt Hugo auf Bitten der Mönche wieder eingesetzt. Mit einer speziellen Auflage für die Zukunft. Fortan durften die Mönche ihren Abt wählen und mussten die Zustimmung des Kaisers einholen, ehe die Weihe durch den Papst erfolgen konnte. Damit war der Kauf des Abtamtes ausgeschlossen. Nun waren neue Probleme des Reichsklosters zu beraten. Graf Benedikt aus der Sabina, ein Verwandter der Crescentier, machte Eroberungszüge im nördlichen Latium und schädigte dadurch das Kloster Farfa.
    »Sobald die Belagerung der Burg zu Ende ist, wollen wir einen Teil des Heeres Farfa zu Hilfe schicken«, entschied der Kaiser. Neben ihm stand sein Berater Gerbert, der neue Erzbischof von Ravenna.
    »Was wollen wir Crescentius Nomentanus sagen?«, fragte Kanzler Heribert.
    »Bedingungslose Kapitulation.« Ottos Stimme klang ungewohnt hart. »Vergesst nicht, dass wir ihm nach der Einsetzung Papst Gregors verziehen haben. Er hat aber seinen Friedenseid gebrochen und den Heiligen Vater vertrieben. Wer einmal verrät, tut es immer. Wollen wir …«
    Der Kaiser schwieg, als sein Kämmerer Crescentius Nomentanus und dessen Verwandten in den Saal führte. Er nickte dem Kanzler und Gerbert zu, wollte mit dem römischen Verräter kein Wort wechseln.
    »Seid Ihr bereit, das Kastell bedingungslos zu übergeben?«, fragte der Kanzler ohne langes Zeremoniell.
    »Ja. Gewährt mir und meinen Leuten freies Geleit in meine Ländereien im Anienetal.«
    »Ich habe gesagt bedingungslos.«
    »Freies Geleit, sonst kämpfen wir.«
    Der Kanzler warf einen Blick auf den Kaiser, der leise mit Gerbert sprach. Er wartete, bis der Gelehrte neben ihn trat.
    »Ihr seid alle am Verhungern.« Gerbert betonte jedes einzelne Wort. »Ergebt Euch und rettet die Besatzung, Eure Familie, Eure Verwandten.«
    »Ja, auch Eure Verwandten«, wiederholte Kanzler Heribert und richtete seine Augen auf den jungen Begleiter des Crescentius Nomentanus, der apathisch vor sich hin starrte. »Wie heißt

Weitere Kostenlose Bücher