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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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gekostet.«
    »Der Kaiser wird sie rächen. Ich habe Euch gesagt, dass ich unter seinem persönlichen Schutz stehe.«
    »Euer Leben wird das nicht retten …« Bosos Hand berührte ihren Hals, tastete nach den Brüsten, bis Elana ihn angewidert wegstieß. »… und Eure Ehre erst recht nicht«, beendete er seinen Satz. Erneut drängte der Mann sich an sie, umfasste unter der Haarflut ihren Hals, massierte ihn sanft. »Ich habe größte Lust, mich persönlich zu rächen«, flüsterte er in ihr Ohr. »Zum Glück ist eine Stunde rasch vorbei.« Boso schlug grinsend die Tür hinter sich zu.
    Verzweifelt ließ Elana sich auf eine Fensterbank fallen. Hätte ich doch den Kaiser nicht nur informiert, sondern zu Hilfe gerufen, warf sie sich erneut vor. Und selbst wenn er Krieger schickt, tut er dies bestimmt nicht mitten in der Nacht.
    Die Burgherrin beschloss, Bosos Rückkehr nicht im Scriptorium abzuwarten, und ging zur Pforte. Zwei Wächter standen davor. Auf dem Weg zum Kreuzgang begegnete sie keinen weiteren Männern. Offenbar hatte der Herr von Nebiano die meisten Leute aus der Klausur abgezogen. Hoffnungsvoll schlich Elana zum Nebeneingang, aber auch dort standen zwei Bewaffnete. Enttäuscht stieg sie in ihre Schlafkammer hinauf. Als sie das Bett sah, kam ihr eine Idee. Rasch zählte sie die Leintücher. Würden sie ausreichen für ein Stoffseil? Sie reihte die Stücke aneinander und verknüpfte sie. Zur Sicherheit verlängerte sie das Seil mit dem einzigen Vorhang. Elana arbeitete so rasch, dass sie ins Schwitzen kam. Zum Schluss wickelte sie das Ende der Stoffbahn um einen Balken und machte mehrere Knöpfe. Bevor sie sich dem Fenster zuwandte, band sie ein schwarzes Tuch um den Kopf. Dann streifte sie einen dunklen Umhang über das weiße Hemd.
    Erwartungsvoll lehnte Elana sich aus dem Fenster. Es war gerade so breit, dass sie ihren Körper durchzwängen konnte. Sie spähte in die Nacht. Zwischen dem Haupthaus und der Mauer war kein Mensch zu sehen. Entschlossen warf sie das Leinenseil aus dem Fenster und krallte sich mit Händen und Füßen daran fest. Lautlos kletterte sie nach unten und ging zur Klostermauer.
    Natürlich war das Hauptportal geschlossen. Elana hörte draußen vor der Mauer Männer plaudern. Sie schlich auf die andere Seite des Klostergeländes und versuchte es mit der Nebenpforte. Sachte stieß sie die Tür an, das morsche Holz knarrte und gab nach. Die Sächsin schlüpfte durch die Öffnung. Erschrocken zuckte sie zusammen, als eine Hand sie packte.
    »Sieh da, ein appetitliches Weibchen!«, flüsterte eine Stimme neben ihr. »Wie geschaffen, mir die langweilige Wache zu versüßen.«
    Elana riss sich los und rannte durch die Türöffnung zurück in das Klostergelände. Der Mann folgte ihr nicht, es war ihm verboten, seinen Platz zu verlassen. Sie hörte, wie er Verstärkung herbeirief. Verzweifelt sah sie sich um. Im Mondlicht schimmerte neben dem Hauptgebäude das schräge Dach der gedrungenen Steinkirche. Kurz entschlossen rannte Elana auf das Portal zu. Es war nicht verschlossen. Sie eilte an den Pfeilern vorbei, steuerte auf eine kleine Tür neben dem Altar zu. Eine Treppe dahinter führte in den Klosterturm. Keuchend stieg Elana die unzähligen Stufen hoch. Als es nicht mehr weiterging, sah sie sich um. Durch einen Spalt in der Mauer schimmerte das erste Morgenlicht.
    Erschöpft kauerte sich Elana hinter einem Balken nieder und behielt das rötliche Stück Himmel im Auge. Sie überlegte fieberhaft. Irgendwann musste Gerold zurückkehren. Er würde die neue Lage richtig einschätzen und den Kaiser alarmieren. Aber vielleicht lief er in Bosos Falle!
    Sie musste eine Möglichkeit finden, ihren Gefolgsmann von weitem zu warnen. Elana richtete sich auf. Ihr Kopf berührte fast die Holzbalken des Turmes, sie musste sich leicht bücken, um den Dachstock zu inspizieren. In einer Ecke lagen Holzstücke und daneben eine Stange. Eilig zog die Sächsin sich aus und befestigte ihr weißes Hemd zuvorderst an der Latte.
    Nur vom dunklen Umhang bedeckt kehrte sie mit ihrer Fahne in die alte Kauerstellung zurück und spähte in den Morgen. Nach einiger Zeit schmerzten ihre Beine, sie musste sich auf den hölzernen Fußboden setzen. Langsam schwächte die Müdigkeit ihre Aufmerksamkeit.
    Als ihr Kopf schwer auf die Schulter sank, schreckte Elana hoch. Unten im Turm waren Stimmen zu hören, Stiefel polterten auf der Treppe. Elana rührte sich nicht, sie wusste, dass sie in der Falle saß. Gelähmt vor Angst

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