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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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einen vorwurfsvollen Ton an. »Zum Glück hatte ich vor dem Quartier dieses jungen Herrn den Rappen angebunden.«
    »Du bist ihm also gefolgt …«
    »Ja, und ich war nicht allein. Alexius ritt auf einen Hügel jenseits der Via Flaminia. Als ich mich absichtlich in guter Entfernung versteckte, schlich eine Gestalt an mir vorbei. Ich glaube fast, es war jener Angreifer, der uns vorgestern entwischen konnte.«
    Gespannt lehnte Elana sich vor, gab sich keine Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. »Was hat er getan?«
    »Nichts. Ich verlor keine Zeit, sondern ritt demonstrativ an ihm vorbei. Als mein Pferd ihn streifte, erschrak der Mann und suchte das Weite.«
    Elana sparte nicht mit Lob und schenkte Ricolf einige Münzen. Dann ging sie in ihre Schlafkammer und betrachtete ihre Garderobe. Allzu viele vornehme Kleider hatte sie nicht mitgenommen. Schließlich war sie offiziell als Pilgerin nach Rom gereist. Und inoffiziell … beim Gedanken an die nächtliche Schatzgräberaktion musste sie lächeln.
    Gut gelaunt streifte Elana sich eine dunkelrote Seidentunika über das lange Hemd. Der feine Stoff war in der Taille gerafft und betonte die schlanke Figur und ihre Größe. Elana legte einen verzierten Goldreif um den Arm und betrachtete ihn kritisch, dann wand sie sich ein passendes Band aus glitzernden Kordeln um die Taille.
    Da sie ihre Dienerin nicht nach Rom mitgenommen hatte und sich keiner einheimischen anvertrauen wollte, griff die Burgherrin selbst zum Metallspiegel und zog sich die krausen Locken zurecht. Kunstvoll verschlang sie dunkelrote und goldene Bänder ineinander und steckte sich das Geflecht ins Haar. Zum Schluss griff Elana erstmals zu der kleinen Dose, die sie am Vortag an einem Marktstand gegen eine Silbermünze eingehandelt hatte. Sorgfältig puderte sie ihre schmale Nase und warf einen befriedigten Blick auf die von langen Wimpern umrahmten braunen Augen. Von einem Haken nahm Elana ihren Umhang, rief nach Gerold und machte sich in seiner Begleitung auf den Weg.
    Als die vornehme Sächsin bei Hof gemeldet wurde, ließ man sie nicht lange warten. Soeben war der Herrscher von der Synode zurückgekommen. Den Purpurmantel hatte er bereits abgelegt, Otto trug nur noch seine violette Tunika und darunter halb gelbe, halb grüne Beinkleider. Erschöpft von den ermüdenden Synodetagen hatte er sich auf eine Bank mit weichen Kissen geworfen. Nun stand der Fünfzehnjährige auf und ging strahlend der fast gleichaltrigen Frau entgegen.
    »Elana! Da reitet eine Sächsin zu meiner Krönung nach Rom, und ich erfahre erst nachher davon.« In gespielt vorwurfsvollem Ton fuhr Otto fort: »Weshalb bist du nicht mit dem Hof gereist?«
    »Eine einzelne Edeldame auf Pilgerfahrt kommt mit ihrem kleinen Gefolge rascher voran als das kaiserliche Heer.« Elana schob sich eine blonde Locke aus dem Gesicht. »Ihr wisst ja, dass ich meine Burg selber verwalte. Ich möchte nicht länger als nötig wegbleiben.«
    »Bist du in Sankt Peter gewesen?«
    »Natürlich. Eine wundervolle Zeremonie. Ihr habt so … majestätisch ausgesehen, ein richtiger junger Friedensfürst.«
    Otto strahlte. »Abends wollen wir zusammen speisen. Auch meine Schwester Sophia wird da sein, du kennst sie doch von der Stiftsschule her.« Er besann sich und fügte mit Bedauern hinzu. »Nein, heute geht es nicht. Ich muss mich den Bischöfen widmen. Langsam habe ich genug von dieser Synode.« Der Kaiser nahm die Besucherin bei den Händen. »Trotzdem, ich bin froh über dein Kommen. Du bist wie eine Schwester für mich. In deiner Gegenwart kann ich alles vergessen.«
    »Alles vergessen?«, fragte Elana beunruhigt. »Habt Ihr denn Sorgen?«
    »Ja, sie plagen mich, sie lassen mir keinen Schlaf.« Bitterkeit gab Ottos Worten einen fast hoffnungslosen Beiklang. Leise fügte er bei: »Ein Kaiser hat immer Sorgen. Besonders ein fünfzehnjähriger.«
    »Ich wollte Euch um einen Gefallen bitten.« Elana sah Interesse in den Augen ihres Gegenübers aufblitzen und war froh, dass sie Otto ablenken konnte. »In Eurem Gefolge reist ein junger Grieche namens Alexius.«
    »Bist du etwa meinem hübschen Höfling nachgereist?« Das flüchtige Misstrauen in Ottos Gesicht wich einem plötzlichen Strahlen. Sofort war er Feuer und Flamme. Seine Fantasie brachte die Liebe ins Spiel und ließ seine Gedanken nach Byzanz wandern, zu Zoe, zu seinen eigenen romantischen Hoffnungen.
    »Ich reise nie Männern nach«, sagte Elana empört. »Dieser junge Mann schwebt hier in Rom in

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