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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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sich die vom harten Liegen geschundenen Hüften zu reiben. Fast verlor er das Gleichgewicht, als er zu den Waffen taumelte und seine Gefolgsmänner wach schrie. Da war es wieder. Ein wildes Heulen zerriss die Ruhe im Wald. Es kam immer näher.
    Plötzlich knackten neben ihnen die Zweige. Äste wurden zur Seite gedrängt, als ein brüllender Bär auf den Rastplatz stürmte. Alexius war mit einem Sprung am Ziel und warf seinen Gefolgsleuten die Lanzen zu. Er riss einen erschrockenen Klosterbruder mit sich, zusammen hechteten sie hinter einen Baum. Während der Mönch sich duckte, zog Alexius das Schwert aus der Scheide. Das Tier stellte sich auf die Hinterbeine und griff einen Diener an. Fast gleichzeitig rammten zwei andere Männer dem Bären ihre Lanzen in den Leib. Der zottige Riese schleppte sich weiter, änderte die Richtung, um den Feuerplatz zu umgehen. Plötzlich sah Alexius das Raubtier vor sich. Im letzten Moment konnte er einer wuchtigen Pranke ausweichen. Dann stieß er dem Bären sein Schwert in die Brust.
    Der Schreck war noch nicht verdaut, als der Grieche mit seinen Begleitern im ersten Morgenlicht weiterritt. Selbst der sonst immer zu Späßen aufgelegte mit ihm reisende Mönch Kolumban stand unter Schock und brachte kein Wort heraus. Alexius bestimmte zwei Männer, die künftig die Vor- und Nachhut bilden sollten. Nach dieser überstandenen Gefahr wollte er kein Risiko mehr eingehen. Die Bewaffneten verteilten sich. Wortlos folgte die Reisegesellschaft ihrem Weg durch die Wälder. Jeder starrte interesselos vor sich hin. Bäume. Endlos immer nur Bäume. So konnte es noch stundenlang weitergehen.
    Die Reisenden waren fast erstaunt, als sich die Tannen nach einer knappen Stunde lichteten. Sie kamen zu einem Dorf am südlichen Fuß der rätischen Berge. Die mühsam dem Wald abgewonnenen Felder lagen einsam da. Am helllichten Morgen sah Alexius weder Bauern noch Ochsen. Verwundert ritten der Missus und sein Gefolge an den einfach gezimmerten Holzhütten vorbei.
    »Da vorn sind alle, schaut«, rief der einzige Sachse unter seinen Dienern. Die anderen beiden waren in Rom zu ihnen gestoßen. Eigentlich hatte Papst Gregor Alexius seinen besten Gefolgsmann mitgeben wollen. Aber der junge Grieche hatte dankend abgelehnt. Amizzos Treue würde der Papst dringender nötig haben als der Bote des Kaisers. Dafür hatte sich ihnen im letzten Moment der Mönch Kolumban aus Einsiedeln angeschlossen. Er stammte wie sein Abt aus England und war nach einem Rombesuch wieder auf dem Weg zu seinem Kloster in Schwaben.
    Vorsichtshalber stiegen die Männer ab und führten ihre Pferde am Zügel. Ein Betagter am Wegrand beobachtete die vornehmen Reisenden, vor allem die Hufe der Reittiere. Bei jedem Schritt blitzte Metall auf. Der Alte hatte noch nie ein Hufeisen gesehen. In dieser Gegend bekam man selten Pferde zu Gesicht, und wenn nur von weitem. Im Dorf konnte sich niemand eins leisten. Der Wert eines guten Reittiers lag bei fast 300 Tagwerken.
    Die Menschengruppe auf dem Dorfplatz bemerkte die Neuankömmlinge nicht. Dicht gedrängt standen sie im Kreis um einen Redner in schlichter brauner Kutte. Alexius konnte kein Wort verstehen und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg nach vorn. Verblüfft sah er von einem Bauern zum andern. Ihre wettergegerbten Gesichter leuchteten. Fasziniert lauschten die Männer den Worten eines Wanderpredigers. Als dieser den Fremden erblickte, hörte er mitten im Satz zu sprechen auf.
    »Gute Nachrichten«, verkündete Alexius, weil misstrauische Augen ihn fixierten. »Wir haben keine Fußwegstunde von hier einen Bären erlegt.«
    Der Prediger nickte und gab ein Zeichen. Sofort liefen die Menschen auseinander, die Versammlung löste sich auf. Drei Bauern zogen mit einem Ochsen los, um den Bären zu suchen. Während die übrigen Männer auf die Felder zugingen, verschwand der Geistliche grußlos in einer Hütte.
    Die Reisenden standen plötzlich allein auf dem Platz. Alexius wies seine Gefolgsleute an, Vorräte für das Mittagessen zu beschaffen. Den Mönch schickte er zu den Pferden. Als er allein auf dem verlassenen Platz stand, schaute der Grieche sich um und entdeckte auf der zerstampften Erde seltsame Striche. Sie sahen aus wie Zeichen. Zwei verschlungene Halbkreise, eingeritzt mit dem Wanderstab des Predigers:
    »Wir müssen weiter, bis zum Kloster sind es noch gute sieben Stunden«, riss ein Diener ihn aus den Gedanken. Kolumban saß bereits wieder im Sattel und schüttelte die Hanfstricke

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