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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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ihren Betten und führte sie vor das Klostertor.
    »Vater steht wieder auf seinen Beinen. Er kann gehen!«, schrie eine Frau und warf sich zu Boden. Alexius sah, wie ein alter Mann neben seinem Tragsessel stand und auf das Kloster zuwankte. »Ein Heiliger!« Eine, zwei, zehn Frauenstimmen wiederholten im Gleichklang: »Der Vater Abt war ein Heiliger.«
    An einem solchen Tag konnten nur gute Nachrichten nach Einsiedeln kommen. Alexius fragte an der Klosterpforte nach Kolumban. Sein einstiger Reisegefährte war aber nicht da. Er befand sich auf dem Weg ins Burgund. Ein Vertrauter des verstorbenen Abts empfing Alexius trotz der Notsituation. Wie ein Geschenk des Himmels nahm man das Schreiben des Boten auf. Kaiser Otto befreite das Kloster Einsiedeln von Zoll- und Münzabgaben in der Stadt Zürich. Alle alten Privilegien und der ganze Besitz wurden erneuert.
    Jetzt lag Einsiedeln in weiter Ferne. Alexius trieb sein Pferd bei Sonnenuntergang die letzten Meilen Richtung Reims und versuchte erst gar nicht mit seinen Gefolgsleuten eine Unterhaltung zu beginnen. Er war dankbar, dass Ricolf und Gerold ihm in unbewohnten Gebieten etwas mehr Abstand zubilligten. Mit seinen Problemen musste er selbst fertig werden. Der Bote versank in Erinnerungen, ließ sie hoch in den Norden nach Nimwegen wandern. Nimwegen in der Gesellschaft des Herrschers …
    Nach seiner Rückkehr von Einsiedeln hatten Otto und Alexius sich in alter Freundschaft den höfischen Vergnügungen gewidmet.
    Der Kaiser hat mich zum Trinkgefährten gewählt, dachte Alexius und fühlte die Mutlosigkeit von sich abfallen wie ein welkes Blatt. Wir haben in Nimwegen sogar unsere Kleider getauscht und sind zusammen ausgeritten. Er in meinem aus Byzanz geschickten Mantel, ich im kaiserlichen Umhang mit der kostbaren Agraffe.
    Aber die unbeschwerten Tage waren bald vorbei. In der Pfalz von Nimwegen hörte Kaiser Otto von Gerberts neuesten Sorgen. Dessen Situation in Reims war unhaltbar geworden. In der Not richtete der Gelehrte einen Brief an den Kaiser. Er wies auf die Verdienste hin, die er den drei Ottonen geleistet hatte.
    In seiner Tasche trug Alexius die Antwort des Kaisers nach Reims. Er kannte den Inhalt des Briefes nicht, hatte aber ein gutes Gefühl. Otto betrachtete Gerbert als seinen Freund, keinem anderen Gelehrten brachte er so hohe Achtung entgegen. Der Bote sah zum Himmel und bemerkte einen seltsam grellen Stern. Sofort gab er das Haltezeichen. Dankbar stiegen seine Männer ab und begannen eine Unterhaltung.
    Alexius entfernte sich vom Gefolge. In der Einsamkeit widmete er sich dem Gebet. Als er die Augen aufschlug, glitzerte der Stern noch heller und leuchtete ihm in die Seele. Euphorie, Glück, Wiedersehensfreude. Der Missus fühlte durch den Mantelstoff das Pergament des kaiserlichen Briefes und hatte es plötzlich eilig.
    Die Gefolgsmänner sprangen gehorsam wieder auf ihre Pferde. Alexius ritt ihnen voran, ließ die Abtei von St. Remi und die Burg seiner Eltern links liegen. Im Galopp sprengte der Missus zu Gerbert nach Reims.
    Das Stadttor in der Verteidigungsmauer wurde für den Boten des Kaisers nochmals geöffnet. Es war bereits dunkel in den Gassen. Einzelne Lichter flackerten an den Hausmauern und wiesen den Fremden den Weg. Alexius ritt an Königspfalz und Kathedrale vorbei zum Bischofspalast.
    Als er das Haupttor passierte, hörte er Stimmen aus dem oberen Fenster. Mehr als Worte war es lautes Grölen. Ohne auf den Diener zu achten, der sich ihm in den Weg stellen wollte, eilte Alexius in den Hof. Ricolf übernahm die Pferde, während Gerold seinem Herrn folgte. Im unteren Stock begegnete ihnen niemand. Alexius stieg verunsichert die Treppe empor. Als er die große Tür öffnete, blieb er verblüfft stehen. In der Halle war ein Gelage im Gang. Angetrunkene Männer und Weiber saßen um den langen Tisch und stopften sich aus Schüsseln Wild und Brot in den Mund. Ein Bediensteter machte mit vollen Weinkrügen die Runde.
    »Wir haben Besuch«, schrie jemand. Alexius traute seinen Augen nicht. Einer der vertrautesten Domherren aus der Zeit des verstorbenen Erzbischofs Adalbero! Der Kapitular lehnte sich über den Tisch und hielt eine junge Frau umfangen. Die andere Hand hatte er unter ihre Tunika geschoben.
    Angewidert machte der Missus kehrt und ging zur Schlafkammer des Erzbischofs. Statt Gerbert fand er eine halb entblößte Frau, die sich im Bett rekelte. Alexius eilte weiter zur Domschule. Die Tür war nicht verschlossen. Im Innern schimmerte

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