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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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fahles Kerzenlicht. Alexius bat Gerold, draußen zu warten. Ausnahmsweise gehorchte der Gefolgsmann und stellte sich neben den Eingang. Allein betrat der Grieche die mehrere Räume umfassende Schule und sah sich um. In einer Sitznische im Scriptorium entdeckte er Gerbert. Alexius sandte einen Stoßseufzer zum Himmel und kniete vor dem Gelehrten nieder, wortlos, fragend.
    »Sie haben sich in meinem Palast eingenistet, als ob ich schon tot oder vertrieben wäre.« Gerberts Stimme klang matt.
    »Was ist denn passiert? Weshalb habt Ihr nicht meine Familie zu Hilfe gerufen?«
    Gerbert nahm das Gesicht des jungen Freundes in beide Hände, drückte es sich an die schlecht rasierte Wange. Seine Augen waren feucht. »Alexius, du weißt ja noch gar nichts. Eine Fieberepidemie hat deinen westfränkischen Großvater getötet. Das Grafenamt ist auf deinen Vater übergegangen. Dann ist dein Bruder Theodor schwer erkrankt.«
    »Ist er … tot?« Alexius fühlte einen Kloß im Hals und hatte plötzlich Durst.
    »Nein, der kleine Theodor ist seit einem Monat wieder gesund. Deshalb haben deine Eltern mit ihm die Pilgerreise angetreten. Sie möchten am Grab des heiligen Petrus beten.«
    »Sie sind gar nicht hier?« Alexius war enttäuscht.
    »Es tut mir Leid. Dein Vater hofft, in Norditalien Papst Gregor zu treffen. Er will sich für mich einsetzen. Von dort aus reisen sie weiter nach Rom.« Gerbert sank auf einen Stuhl und schüttelte den Kopf. »Es ist so viel passiert in den letzten Tagen, dass ich gar nicht weiß, wo beginnen.«
    »Sagt mir, was die Kanoniker und die betrunkenen Weiber in Eurem Palast treiben.«
    »Setz dich zuerst, Alexius! Du musst todmüde sein. Warte hier, ich will dir etwas Wein holen.« Besorgt schaute der Missus Gerbert nach. Der Erzbischof wirkte schmaler und abgemagert, ging gebeugt. Als er mit einer Karaffe und zwei Bechern zurückkam, klang seine Stimme gefasster.
    »Angefangen hat es mit dem Streit zwischen einem Lehrer und dem Kantor, dessen Bruder bei der Schlägerei getötet worden ist.« Unsicher fixierte der Erzbischof seinen jungen Freund. »Interessiert dich eine solche Episode überhaupt?«
    »Ihr wisst nicht wie. Als einsamer Kaiserbote ist man dankbar für jede Geschichte, besonders wenn sie so spannend beginnt.«
    »Gut. Jener Lehrer versuchte vergeblich, sich in Sicherheit zu bringen. Er flüchtete in den Dachstock der Kirche, die mit dem getöteten Schüler blutsverwandten Kleriker aber ließen nicht locker. Sie wollten sich rächen.« In diesem Moment griff Erzbischof Gerbert ein und schickte seinen Vogt. Der verfolgte Lehrer wurde aus seiner Zwangslage befreit, der Kantor abgesetzt, zur Strafe geschoren und hinter Klostermauern gesteckt.
    »Er ist jedoch bereits wieder aus dem Kloster entwichen, in das ich ihn habe einweisen lassen«, erzählte Gerbert resigniert. »Seine aufständische Sippe hat letzte Woche die Waffen ergriffen. Ich bin praktisch der Gefangene in meinem eigenen Palast.«
    »Aber der König, die Grafen …«
    »Alle stellen sich gegen mich. Ich habe dir gesagt, dass dein Großvater nicht mehr lebt. Seit dein Vater nach Rom unterwegs ist, weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Der Kantor, die Kanoniker haben den Palast besetzt und Weiber herbeigerufen, die alle Vorräte meiner Pfründe verschlingen. Graf Montfort macht mit ihnen gemeinsame Sache. Auch der Vogt ist verschwunden, wahrscheinlich hält man ihn irgendwo gefangen. Ich habe sogar vergeblich nach meinen Panzerreitern geschickt.«
    Alexius konnte sich nicht zurückhalten. »Ausgerechnet die Kanoniker! Zu Erzbischof Adalberos Zeiten lebten sie wie die Mönche. Sogar das Schweigeverbot mussten sie einhalten.«
    »Einige tun es noch jetzt. Sie bleiben mir treu, haben sich im Domkapitel eingeschlossen. Aber das hilft mir nicht, diese aufständische Sippe aus dem Palast zu vertreiben.«
    »Ist mein Vater schon lange weg?«
    »Seit etwa einer Woche. Zwei Tage nach seiner Abreise haben die Streitigkeiten der Kanoniker begonnen.«
    »Hat Vater alle seine Krieger mitgenommen?«
    »Ich glaube. Aber sicher weiß ich es nicht.«
    »Mut, Gerbert!« Alexius fasste den Erzbischof bei den Schultern und umarmte ihn. »Morgen wird wieder Friede sein.«
    Gerbert seufzte entspannt. In seinen schmalen Augen las Alexius Zutrauen, neue Hoffnung.
    Der Kaiserbote versuchte zu lächeln: »Entschuldigt mich. Ich bin erschöpft von der Reise, Großvaters Tod … Könnt Ihr noch eine Nacht durchstehen? Morgen reite ich zur Burg. Zusammen mit

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