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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Fallsteinburg. Elana und Lucilla. Gleiche Wärme, faszinierende Weiblichkeit.
    »Euer Strahlen verrät einem Klosterbruder mehr, als er wissen sollte«, spöttelte eine Stimme neben ihm. Kolumban, der Mönch aus Einsiedeln, wie immer auf einem struppigen Gaul. Alexius hatte den reisenden Klosterbruder zufällig in einem Gasthaus getroffen. Dieser war mit einem Schreiben seines neuen Abtes unterwegs in die Lombardei zu Papst Gregor. In der Gesellschaft des Mönchs fühlte Alexius sich in Hochstimmung.
    »Es wird Zeit, dass die Brüder im Klosterspital Einsiedeln mehr tun, als nur Wundpflaster aufkleben«, sagte Kolumban während einer Rast. Sie saßen im Schatten einer Eiche und erfrischten sich mit Quellwasser. »Ich muss deshalb Schriften über Heilkräuter in Pavia abholen. Viele medizinische Geheimnisse sind allerdings nicht in Medizinbüchern, sondern in Klosterchroniken aufgeschrieben worden.«
    »Und Ihr wisst von diesen Geheimnissen?«, fragte Alexius beeindruckt.
    »Ja, von einigen. Ich war kürzlich im Kloster Sankt Gallen. Da hat man mir doch sage und schreibe eine unglaubliche Geschichte erzählt«, schmunzelte Kolumban. »Sie soll sich zur Zeit des großen Kaisers Otto abgespielt haben. In Sankt Gallen wirkte damals der Arzt Notker. Ein Herzog wollte diesem einen Streich spielen.« Der Klosterbruder schlug sich mit der Hand auf die Kutte und schüttelte sich vor Lachen.
    »So berichtet doch«, grinste Alexius, von Kolumbans Fröhlichkeit angesteckt.
    »Dieser Herzog Heinrich bat Notker, seinen Harn zu untersuchen. Er schob dem Heiler aber zum Spaß den Urin einer liederlichen Kammerdienerin unter. Notker …«
    Kolumban wartete, bis der Lachanfall nachließ. Sein blasses Gesicht lief rot an, er wischte den Schweiß von der geschorenen Kopfhaut. »Notker durchschaute die Sache und kniete ehrfürchtig vor dem Herzog nieder. Ein Wunder, mein Herzog, rief der Arzt aus Sankt Gallen. In dreißig Tagen werdet Ihr einen Sohn gebären!«
    Prustend vor Lachen lenkte Kolumban seinen Gaul nach hinten. Alexius folgte ihm.
    »Sagt, Kolumban, ist Euer Einsiedeln eigentlich auch ein Reformkloster?«
    »Abt Gregor hat die Regeln der strengsten englischen Klöster eingeführt, und diese stammen indirekt aus Fleury und aus Cluny.«
    »Kennt Ihr die Großäbte persönlich?«
    »Wie viele Fragen …« Kolumban zog am Hanfstrick seines gescheckten Pferdes und trieb es wieder nach vorn.
    Alexius ließ nicht locker und ritt neben ihn. »Ich habe noch eine weitere, mein lieber Mönch. Wart Ihr schon im Kloster von Sankt Peter in Pavia?«
    »Sankt Peter unter dem goldenen Himmel?«
    »Ja, Coelum aureum, so wird es genannt.«
    »Ich kenne das Kloster. Es beherbergt drei Brüder aus Einsiedeln. Sie kopieren Bücher in Pavia. Auf dem Heimweg soll ich mitnehmen, was schon fertig ist.«
    »Das trifft sich ausgezeichnet. Darf ich Euch zum Monasterium begleiten?«
    »Ein eleganter Ritter, ein Graf zusammen mit einem rauen Mönch in der Kukulle! Möchtet Ihr Euch auch in Pavia mit mir zeigen?«
    »Wenn Ihr wollt, werde auch ich mich in eine Kutte hüllen.«
    Kolumban ging amüsiert auf den Vorschlag ein. »Aber nur, wenn Ihr Euren Bart sauber abrasiert. Und natürlich gehört zum Klosterbruder die Tonsur. Oder wenigstens müsst Ihr die Kapuze tragen.«
    In Pavia ging das Spiel weiter. Für Alexius voller Gefahren, Kolumban genoss es als Spaß. Als sie an einem Dienstag in der Abenddämmerung an die Klosterpforte von Sankt Peter Coelum aureum klopften, warteten nur Ricolf und Gerold versteckt neben dem Tor. Der Großteil des Gefolges hielt sich in der Stadt auf.
    Kein Klosterbewohner ahnte, dass der jüngere Besucher ein geschliffenes Messer unter der Kukulle trug. Kolumban bestand darauf, seine drei Mitbrüder aus Einsiedeln nicht im Besuchszimmer, sondern im Scriptorium zu treffen. Er müsse die Kopierarbeiten begutachten, entscheiden, welche Bücher für den Weg nach Norden bereit seien.
    »Senkt immer bescheiden den Blick, Bruder Alex, und erinnert Euch, dass Ihr ein englischer Mönch seid. Wie ich nach Einsiedeln gekommen mit unserem inzwischen verstorbenen Abt«, flüsterte Kolumban Alexius zu.
    »Bringt mich nicht zum Lachen, sonst fliegt der Spaß auf.« Der Bote wollte seinen Schalk betonen und grinste.
    »Wetten, dass jemand den Ritter in Euch erkennt?«, zischte Kolumban auf dem Weg durch die Klausur. Er lachte, als der Missus erschrak. »Keine Angst, ich werde Euch nicht verraten. Diese Posse könnte uns in einem

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