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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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grünes Oberkleid, zur violetten Dalmatika gleichfarbige Schuhe.
    Vor die Delegation des Kaisers trat ein entschlossener Papst. Sein Gesicht war eine Maske. »Ich bin bereit für die Verhandlungen mit dem Missus«, eröffnete Johannes XVI. das diplomatische Zeremoniell.
    Alexius kniete nieder. »Heiliger Vater, wir bringen eine Botschaft des Kaisers. Otto hat sie nach dem erfolgreichen Feldzug gegen die Slawen diktiert.«
    Johannes Philagathos überflog das Schreiben, kannte den Inhalt, bevor er ihn las. »Mein Entschluss ist gefasst«, sagte er zur Verblüffung des Botschafters, der sich auf eine lange Diskussion vorbereitet hatte. »Ich werde zurücktreten.«
    »Dürfen wir einen Brief nach Norden mitnehmen?«
    »Morgen wird mein Schreiben bereit sein. Brecht Ihr sofort wieder auf?«
    »Unser Auftrag lautet, auch mit Crescentius Nomentanus zu verhandeln. Darf der Entschluss des Heiligen Vaters vor ihm erwähnt werden?«
    »Ja. Eure Verhandlungen könnten sich aber in die Länge ziehen. Ich will nicht warten. Mein eigener Legat wird schon morgen nach Aachen aufbrechen. Mit der Meldung, dass ich mich zur gegebenen Zeit in ein Kloster zurückziehen werde.« Ohne ein weiteres Wort drehte Johannes Philagathos sich um. Leise verklangen seine Schritte in der Marmorhalle.
    Das Gefolge des kaiserlichen Missus kehrte ohne Anführer zum Quartier in der Nähe von Sankt Peter zurück. Nur drei Männer und ein schwer beladenes Packpferd nahm Alexius mit sich. Er selbst ritt wieder sein Lieblingspferd. Beim Wiedersehen im Stall der sächsischen Schule vor einigen Tagen hatte der Fuchshengst freudig gewiehert. Nun trug das Reittier seinen Herrn zu einer kleinen Holzbehausung bei der Porta Appia.
    Lucilla freute sich wie ein Kind, starrte auf die vor ihr ausgebreiteten Geschenke. Glänzende Stoffe und ein kleiner Teppich. Sprachlos betastete sie die fein geformte Goldbrosche. Ihre blauen Augen leuchteten, sie fiel ihm um den Hals.
    »Was soll ich mit all den Geschenken?«, flüsterte sie an seinen Lippen. »Ich brauche keine Broschen und Ringe, die mich an dich erinnern. Du …« Der Satz blieb in der Luft, die junge Frau folgte mit den Lippen der Linie seines Kinns.
    »Komm, Lucilla. Heute möchte ich eine Prinzessin.« Er drückte ihr einen goldenen Reif ins Haar und griff zu einem Hauch golddurchwirkter Seide. »Nein, deine braune Tunika passt nicht. Weg damit! Was taten die Barbaren aus dem Norden mit den Römerinnen?« Er griff belustigt zum Schwert, trennte mit einem gut gezielten Schnitt Lucillas Oberkleid und das Hemd auf.
    Sie war noch schöner als in der Erinnerung. Immer übertraf die Wirklichkeit seine Träume. Das goldene Seidenstück flatterte zu Boden. Alexius umfing sie, genoss mit den Augen, den Händen, dem Mund.
    »Sag etwas, Lucilla«, keuchte er über ihr.
    Ihre Stimme klang melodisch. »Ich liebe dich. Du …« Stöhnend umklammerte sie Alexius und sog ihn in sich auf.
    Am Abend überraschte Lucilla ihn mit einem zart gewürzten Fischgericht. Dazu gab es berauschenden Wein. Strahlend legte Alexius ihr nach dem Essen ein Musikinstrument aus Gerberts Sammlung in die Arme. Sie war sofort auf das Monochord eingestellt, füllte den Raum mit ihrer Melodie.
    Alexius schloss die Augen, überließ sich dem Klang ihrer Stimme. Ruhe und Glück durchströmten ihn. »Diesmal werde ich dich mitnehmen, Lucilla«, flüsterte er spontan und nahm sie in die Arme.
    Nur einen Moment lang blitzten die Konsequenzen der Entscheidung durch seinen Kopf. Im westfränkischen und im Ottonenreich war eine Ehe weit unter dem Stand unmöglich. Lucillas Kinder würden ohne Rechte bleiben. Alexius verscheuchte die Bedenken. Ich führe ein gefährliches Leben. Nur an den Augenblick denken, redete er sich ein. Ich will Lucilla bei mir haben. Laut sagte er: »Wir müssen unsere Abreise sorgfältig vorbereiten. Sonst könnte dein römischer Verehrer doch noch merken, wo du dich versteckt hältst.«
    »Oktavian hat alle seine Leute in Bewegung gesetzt, um mich zu finden. Offenbar bin ich die erste Frau, die seinen Avancen widersteht.«
    »Bedroht er deinen Vater noch immer?«
    »Man hat seine Schänke geschlossen.«
    »Deinetwegen?«
    »Nein, Crescentius Nomentanus lässt seine Burg am Tiber verstärken. Dazu braucht er hunderte von Leuten. Um Wasser und Steine zu tragen. Die meisten einfachen Stadtbewohner müssen Frondienst leisten. Manche nur einen oder zwei Tage pro Woche. Mein Vater und die Onkel sind seit Mittsommer täglich zwölf Stunden

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