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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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machen.«
    Alexius erzählte Maurus von den beiden italienischen Delegationen, die kurze Zeit nach jener geheimen Unterredung auf der Reichenau in Peterlingen waren. »Wenn Paulus aus Pavia nicht der gesuchte Gesprächspartner ist, so vielleicht jener Bruder Benedikt vom Kloster in Farfa.«
    »Passt auf in Pavia«, riet Maurus und stieg Alexius voran die Münstertreppe hinunter. »Sankt Peter Coelum aureum ist eine von Cluny reformierte Abtei.«
    Während er im Klostergebiet von Pfäfers einen Besitzstreit schlichtete, wohnte der Missus beim Grafen von Rätien. Der vornehme Christoph umwarb den jungen Freund des Kaisers mit unwiderstehlicher Aufmerksamkeit. Er organisierte Waffenspiele zu Ehren des Besuchers, nahm ihn auf die Jagd mit. Am ersten Abend speiste Christoph mit seinem Gast allein. Offensichtlich hoffte er, Otto auf der nächsten Italienfahrt begleiten zu dürfen, und fragte Alexius nach den kaiserlichen Plänen. Für den folgenden Tag kündigte der Graf ein Festmahl in Gesellschaft seiner Familie an.
    Alexius wählte seine feinsten Kleider aus. Überrascht fand er in seinem Schlafraum eine Bütte mit heißem Wasser und den seltenen Luxus eines Spiegels. Nach dem Bad schnitt er sorgfältig den Bart und betrachtete sich zufrieden. Sein Gesicht war männlicher geworden, der Blick wirkte fast verwegen. Erwartungsvoll schloss er seine edelsteinbesetzte Agraffe an der gelben Tunika und ging ins Speisezimmer.
    Im Schein der Kerzen strahlte der Raum eine warme Atmosphäre aus, die Alexius an die väterliche Burg bei Reims erinnerte. Der Gast fühlte sich wohl. Am Tisch warteten außer Graf Christoph nur dessen Tochter Gisela und der Burgkapellan.
    Als Alexius sich Gisela gegenübersetzte, ließ Christoph seinen Gast nicht aus den Augen. Der Graf von Rätien zweifelte keinen Augenblick an der Wirkung seiner Tochter. Amüsiert beobachtete er, wie Alexius ihrem Zauber erlag.
    »Zeit, dass die Kleine heiratet«, sagte Christoph leise zu seinem Burggeistlichen. »Sie wird an Weihnachten schon vierzehn.«
    Alexius hörte die Worte wie durch einen Schleier, unfähig, die Augen von Gisela abzuwenden. Sie hatte rötlich braunes Haar und ein fein geschnittenes Gesicht. Aber es war nicht ihre Schönheit. Von den feuchten Lippen, dem unergründlichen Meergrün ihrer Augen ging eine Sinnlichkeit aus, die ihm fast den Atem verschlug.
    Höchste Zeit, dass ich zu Lucilla komme, wollte Alexius sich einreden. Aber gegen Giselas Ausstrahlung war der Gedanke an die Geliebte machtlos. In ihren Augen las er ein unermessliches Versprechen, das seine Fantasie in Flammen setzte. Jede Bewegung ihres Körpers provozierte seine Männlichkeit. Gisela sah es und machte aus ihrem Interesse kein Geheimnis.
    »… denn unsere Sorge sind immer die Söhne«, hörte er seinen Gastgeber weitersprechen. Alexius starrte auf die Schüsseln und griff zum Weinbecher. Christoph fuhr fort: »Habt Ihr schon einen Sohn, Graf Alexius?«
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    »Verlobt?«
    Gisela stand auf und hob das Tablett mit Süßigkeiten. Alexius sah, wie die smaragdgrüne Tunika sich um ihre Schenkel schmiegte. Das sanfte Drehen ihrer Hüften peitschte ihm das Blut durch den Körper. Gisela setzte sich wieder, hob den Becher an den Mund. Die Armbewegung brachte ihre Brüste zum Wippen. Sanft schob sie den Becherrand in den Mund, öffnete die Lippen. Dabei sah sie den Gast unverwandt an und verschlang ihn mit den Augen.
    Durch den Spalt der Fensterläden hatte sie ihn am Vortag zum ersten Mal gesehen. Wie kein anderer Verehrer vermochte der Fremde ihr Interesse auf den ersten Blick zu fesseln. Für Gisela hätte dieses Abendessen bei Kerzenlicht ewig dauern können, sie war glücklich.
    »Seid Ihr verlobt, Missus des Kaisers?«, wiederholte Graf Christoph seine Frage.
    »Gebunden«, antwortete Alexius und stand auf. »Leider kann ich Eure Gastfreundschaft nicht weiter beanspruchen, Graf Christoph. Morgen muss ich Weiterreisen. Mein Auftrag in Rom ist dringend.«
    Gisela senkte die Augen. Als Alexius im Gang verschwunden war, nickte sie ihrem Vater zu und lächelte.
    Die Erinnerung an die sinnliche Grafentochter verblasste schnell wie ein Traum. Heiter und fröhlich fühlte sich der Missus des Kaisers auf seinem Ritt durch die Weinberge südlich der Alpen. Seine Sehnsucht raste voraus zu Lucilla. Er hörte den Klang ihrer Stimme, die Verse Ovids. Seltsam. Giselas Zauber war vergessen. Aber immer wenn er an Lucilla dachte, wanderten seine Gedanken auch zur

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