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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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gegen den Boden spreizte. Die nächste Fackel fehlte, der Gang lag im Dunkeln, doch oben war wieder Licht auszumachen. Alexius flüsterte seinem Tier beruhigende Worte ins Ohr und trieb es an. Weiter vorn war die Rampenmauer besser zu sehen. Fackeln gab es auch hier nicht, aber durch einen vertikalen Schacht fiel von oben Tageslicht ein. Beruhigt ritt der Missus weiter.
    Plötzlich bockte der Fuchshengst erneut. Als sie den Schacht passiert hatten, war kein Licht mehr zu sehen, auch die Fackeln fehlten. Lediglich Öllampen verbreiteten einen schwachen Schein. Die Augen der Besucher reagierten zu langsam auf die Dunkelheit im spiralförmigen Gang. Sie bemerkten die bewaffneten Männer nicht, die von oben kamen und sich zwischen sie drängten. Alexius fühlte, wie starke Hände die Zügel seines Pferdes packten, andere ihn aus dem Sattel rissen und nach seinem Schwert griffen.
    »Alexius, der Missus des Kaisers?«, flüsterte neben ihm jener Wachmann, der ihn im Hof begrüßt hatte.
    »Ich … ich bin gekommen, um mit Crescentius Nomentanus zu verhandeln im Namen Kaiser Ottos«, wiederholte Alexius unnötigerweise. Er sprach laut, schrie fast, um seinen Männern Mut zu machen.
    »Diesen hier müssen wir gefangen setzen«, dröhnte die Flüsterstimme von vorhin jetzt überlaut an seinem Ohr. »Los, es muss rasch gehen.«
    Grauen erfasste den Griechen, als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Um ihn herum brachten gezielte Schwerthiebe und Messerstiche seinen Begleitern den Tod. Warmes Blut spritzte ihm ins Gesicht, färbte seine hellen Beinkleider rot. Alexius starrte in Ricolfs weit geöffnete Augen. Mit einem Messer in der Brust lag Elanas Diener am Boden.
    Die Schreie verklangen in der Ferne, als zwei Burgwächter Alexius vorwärts schleiften bis zu einem Gefängnis am oberen Ende der Rampe. Er wurde in eine fensterlose Zelle gestoßen, die schwere Tür hinter ihm zugesperrt. Erschrocken griff er nach der Kette um seinen Hals.
    Sie war nicht mehr da. Verloren das Amulett mit einer Haarlocke des Märtyrers Adalbert, das der Kaiser ihm vor seiner Abreise geschenkt hatte.
    Endlos war der Sturz in die Mutlosigkeit. Wie betäubt tastete Alexius sich durch die schwarze Nacht. Der Raum war rechteckig, doppelt so lang und dreimal so breit wie ein Sarg. Das einzige Mobiliar bestand aus einer mit Sand bestreuten Steinbank. Es war kalt, Alexius wickelte sich enger in seinen Mantel ein. Da, an der Agraffe. Die Kette mit dem Amulett war noch da! Alexius durchzuckte ein Hoffnungsblitz, der sich bald im Dunkel verlor. Mutlos starrte er ins Leere.

19
    Hodo war müde und verzweifelt. Die Pferde bewegten sich immer langsamer, und nun hatte der Krankenwagen auch noch ein Rad verloren. Zwei Männer seines Gefolges trugen das eine Ende des Karrens auf ihren Schultern, während ein dritter einen Pfahl unterschob. Am Waldrand waren Handwerker dabei, das Rad zu verstärken. Dem Himmel dankte der einstige Höfling, dass er daran gedacht hatte, auch einen Schmied mitzunehmen. Er erteilte knappe Anweisungen und ging zurück zum Wagen.
    Vorsichtig schob er den Vorhang zur Seite, um einen Blick auf Elana zu werfen. Ihr Gesicht war schmal und eingefallen, nur die Wangen glühten. Der Sachse drückte seine Hand auf ihre Stirn. Das Fieber war immer noch gleich stark. Seit Tagen waren sie unterwegs auf der Suche nach einem Arzt. In der Umgebung der Fallsteinburg hatte Hodo keinen finden können. Niemand wollte helfen, niemand wusste Rat.
    Die Ursache von Elanas Krankheit war Hodo bekannt. Die armselige Familie aus dem Süden. Völlig geschwächt hatten die Flüchtlinge im Herbst um Aufnahme gebeten. Wie jedes Mal fragte die Burgherrin nicht nach den Gründen. Sie stellte dem Paar mit den vier Kindern eine Hütte und Land zur Verfügung. Die älteste Tochter war schon bei der Ankunft krank, alle anderen bekamen das Fieber etwas später. Elana bestand darauf, die Leute persönlich zu pflegen. Regelmäßig legte sie Kräuterpackungen auf, hielt die Kranken sauber, betete. Bis sie selbst vom Fieber geschüttelt wurde. Auf ihrem Hals breiteten sich seltsame Flecken aus.
    Hodo, der immer noch mit Rechtsproblemen auf den Ländereien der Olseck zu tun hatte, war ratlos. In einem wachen Moment bat Elana ihn, sie in einem Krankenwagen nach Gandersheim zu bringen. Im Kanonissenstift gab es ein Spital, dort würde man ihr zu helfen wissen.
    Unter Hodos blauen Augen leuchteten die Sommersprossen. Erschöpft wischte er sich den Schweiß vom

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