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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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beschäftigt waren. In den Sabinerbergen entstanden immer mehr Steinhäuser, Mauern und Zisternen. Die Herren wollten am Beispiel der Engelsburg lernen, wie man uneinnehmbare Türme baute.
    Der kräftige Fronarbeiter hatte die Reiter vergessen, als sich eine Seilwinde verhedderte. Er wurde von einem Aufseher nach unten geschickt, um sie zu kontrollieren. Zum Entwinden eines verschlungenen Seils musste der Mann bis in den ebenerdigen Gang zwischen der runden Mausoleumsmauer und dem äußeren Wall hinuntersteigen. Halb vom Steinhaufen versteckt, stand er in einer Nische und löste den letzten Knoten, als der Karren vorbeigeschoben wurde. Sacktuch lag zuoberst, aber der Fronarbeiter hatte gute Augen. Blutige Arme und Beine, gekleidet in vornehme Stoffe, baumelten am Karrenrand hin und her. Ein zweiter Wagen verschwand wie der erste im Hof.
    »Gab es auch Gefangene?«, fragte Elana leise.
    »Keine Ahnung.«
    »Existieren dort überhaupt Gefängnisse?«
    »Ja, im hinteren Turm, der dem Mons Gaudii am nächsten liegt. Auch in der Mauer soll es Gänge geben …« Der Fronarbeiter schauderte, bevor er weitersprach. »Außerdem habe ich gehört, dass der oberste Luftschacht im Kastell selbst zu einer Zelle umfunktioniert worden ist.«
    Elana stellte dem verängstigen Mann keine weiteren Fragen. Sie nahm Gerold am Arm und dirigierte ihn aus dem Haus auf die Gasse.
    »Einen Toten können wir nicht zum Leben erwecken«, seufzte der Gefolgsmann resigniert.
    »Wir wissen nicht sicher, ob alle Gesandten tot sind. Du hast ja gehört, dass die Burg auch ein Gefängnis ist. Wir müssen Alexius suchen.«
    »Zu gefährlich. Keiner Eurer Gefolgsleute würde sich für eine solche Mission hergeben.«
    »Gut, dann gehe ich allein. Eine junge Frau findet immer einen Weg.« Wilde Entschlossenheit funkelte in ihren Augen, zwang dem verblüfften sächsischen Hünen ihren Willen auf.
    Es war ein Kinderspiel, Elana am nächsten Morgen anstelle der gleichaltrigen Cousine jenes Fronarbeiters in der Engelsburg zur Arbeit zu melden. Sie hatte sich das blonde Haar hochgesteckt und mit einem braunen dichten Netz bedeckt. Darüber trug sie ein Kopftuch. Gerold sah mit seinem dunklen Haar aus wie ein Südländer und fiel unter den Bauleuten nicht auf. Während er zum nordwestlichen Wehrturm geführt wurde, fanden die Frauen beim Eingang ihre Beschäftigung.
    Zusammen mit einer weiteren Frondienstlerin füllte Elana einen Eimer nach dem anderen und reichte das Wasser weiter. Unermüdlich arbeitete sie den ganzen Tag. In einem unbeobachteten Moment am Nachmittag packte sie den hinter einem Stein versteckten Weinkrug und ging zur Seilwinde, die Baumaterial vom Hof bis zuoberst auf den hinteren Wehrturm transportierte. Vor ihren Augen stieg die letzte Steinladung des Tages höher und höher. Zuoberst wurde die Last abgenommen, die Seilstruktur lockerte sich. Die beiden Männer, die im Hof die Seilwinde bedienten, entfernten sich, da der Materialvorrat zu Ende war. In diesem Moment ergriff die junge Frau einen Strick und wand ihn um einen steinernen Vorsprung. Die Transportvorrichtung stand still.
    Oben wusste man nicht, was los war. Einige Leute wurden hinuntergeschickt, das technische Problem zu lösen. Gerold schloss sich ihnen an. Als das Seil aus seiner Verknotung gelöst war, stieg der Trupp wieder nach oben. Der Hüne ging nicht mit, sondern eilte zu einer Nische in der Mauer, wo Elana ihn erwartete.
    »Zum Glück ist der Turmeingang hier im Hof nicht bewacht«, flüsterte sie. »Oben bei den Gefängnissen aber steht sicher ein Bewaffneter.«
    Gerold schob seinen Kopf vor und beobachtete den Durchgang zwischen den zwei hinteren Türmen. Niemand war zu sehen. Vorsichtig drückten sie sich an der Wand entlang bis zur Tür des nordöstlichen Turmes und stiegen geräuschlos die Stufen hinauf. Als die Füße des Wachmanns in Sicht kamen, blieb Gerold im schützenden Dunkel der Treppe, während Elana ins Fackellicht schlenderte.
    Der Wächter des Crescentius Nomentanus trat neugierig auf sie zu. »Ist der Wein für mich?«
    »Ja, Ihr habt ihn verdient.« Sie lächelte, ihre braunen Augen musterten den kräftigen Mann betont interessiert. Sein Blick folgte der Bewegung ihrer Hüften, dem weichen Stoff, der sich über den Brüsten spannte.
    »Hast du auch einen Kuss für mich?«
    Elana senkte die Augen. »Im Fackellicht?«, flüsterte sie. »Man könnte uns sehen.«
    »Hier bin nur ich. Aber du kannst ja in den Gang kommen. Ein solches Weib lasse ich mir auch

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