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Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Titel: Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana R. K.
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vermocht, dass aus diesem kleinen Kind so ein
mitfühlender und dennoch kaltherziger Mensch werden würde, deren goldglänzenden
Augen, die bei einem Lächeln wie tausend Sonnen erstrahlten, immer mehr den
Augen einer alten Frau glichen, die keine Freude mehr empfinden konnte.
    Diese
eine Nacht hatte sie verändert, sie hatte einfach alles verändert. Die Nacht,
in der nur das schwache Schimmern vereinzelter Sterne durch die dünne
Wolkendecke drang, denn der helle bläuliche Schein des Mondes blieb den Menschen
in dieser Dunkelheit verwehrt, vergleichsweise trostlos erschien der Himmel zu
jener Zeit.
    Sie
war verhasst, gefürchtet und legendär. Nur wenige waren dieser Zeit gut
gesonnen, jene, deren Herzen so schwarz wie deren Blut war. Diener der
Schatten, die geradezu darauf warteten, dass der letzte lebenserfreuliche
Strahl des Sonnengottes Helios in der Ferne des Okeanos im Boden versank und
der bedrohlichen Dunkelheit wich. Die Nacht, in der der Mond hinter einem schwarzen
Schleier verborgen blieb. Es heißt, dass zu jener Stunde, in der das letzte
Licht auf Erden schwindet, sich das Tor zur Unterwelt öffnet und jegliches
Böse, das einst hier regierte, wiedererwacht und die Menschen in Angst und
Schrecken versetzt. Sei es gefangen in den tiefen Träumen, aus denen sie der
Gott dieses Reiches, Morpheus, nicht mehr entrinnen lassen wollte, eine Gefahr,
durch einen dicht auf den Fersen sitzenden Verfolger, der in der Nacht auf den
einen Moment wartete, vor dem die Menschen sich fürchteten oder ein infizierter
Gedanke, ein Parasit, durch Gerüchte und Geschichten in den Verstand der
Menschen gepflanzt, durch Glaube und Angst zu einem undurchdringlichen Alptraum
entwickelt, der so unbegreiflich real und unausweichlich schien, dass sie sich
selbst daran zu Grunde richteten.
    Sie
trug viele Namen, diese Nacht - Die düstere Stille, das schwarze Ende oder
die kalte Finsternis , so nannte Serena sie immer, weil sie an jenem Tag, an
dem ihr Leben im lodernden Feuer der Zerstörung wie ein einfaches Blatt Papier
verbrannte, keinerlei Emotionen zeigte.
    „ Kalt
wie Eis “, waren die Worte der Wachen als man sie ins Waisenhaus brachte,
aus dem sie nur wenig später wieder floh.
    In
einer kleinen Gasse hatte Hermokrates sie damals gefunden. Ihren kleinen
schwachen Körper mit dem Rücken an eine Hausmauer gepresst, die Knie eng an
sich gezogen und mit den Armen umklammert, saß sie im Dreck und starrte mit
leeren Blicken in die Pfütze vor sich, in der sie ihr Spiegelbild betrachtete,
so vermutete er. Keinerlei Regung. Keine Träne. Nicht einmal ein Blinzeln –
Kalt wie Eis.
    Drei
ganze Tage saß sie daraufhin in einem kleinen Zimmer seines Hauses. In einer
Nische neben einem winzigen Fenster hatte sie sich verkrochen, nahm weder Essen
noch Trinken zu sich und sprach kein einziges Wort. Ihr Lachen erstarb in jenem
Moment, in dem ihr Leben wie ein Kartenhaus zusammengestürzt war. Freude war
nun mehr ein Wort, das ihr fremd schien, doch trotz allem war sie es, die
unerwarteterweise bei der Gedenkzeremonie auf dem Athener Stadtplatz, nur
wenige Tage nach dem Unglück, ihre Würde bewahrte, als all die wissbegierigen Gestalten
aus ihren Löchern gekrochen kamen, um ein Blick auf das Kind zu erhaschen, das
von den Göttern verschont wurde.
    Ihr
braunes leuchtendes Haar erschien stumpf und matt und die freudestrahlenden
goldbraunen Augen waren glanzlos und grau, dennoch verzog sie nicht eine Miene.
Man hätte meinen können, ihr wäre es untersagt worden zu trauern. Als wolle sie
aller Welt zeigen, dass ihr Vater ein stolzer Mann gewesen sei, eine anmutige
starke Tochter erzogen zu haben. Dies war das Bild, das viele von ihr hatten.
Alles verloren und dennoch keine einzige Geste der Trauer – Ein eiskaltes
Biest.
    Die
andere Hälfte sah sie einfach nur als Opfer einer weiteren finsteren Nacht.
Unter Schock, in einer Art Trance, noch immer nicht begreifend, dass sie ihre
Eltern nie wiedersehen würde. Ob Zufall oder nicht, schien allen völlig
gleichgültig.
    Es
war ein weiteres blutiges Massaker, das zu jener dunklen Zeit stattfand, die
von allen gefürchtet wurde und in ihr etwas zerstörte, was sie menschlich
wirken ließ, doch dann, ganz plötzlich, geschah es. Er erinnerte sich daran,
als sei es erst gestern gewesen.
    Sie
stand neben ihm in der Menschenmasse, die wie gebannt an den Lippen des
Priesters hing, der zu Gedenken des tragischen Ereignisses und deren Opfer, die
nur wenige Kilometer hinter den Mauern von Athen

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