Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
wie
aufmerksam von ihm.
Verwirrt
schüttelte Serena den Kopf und blickte in die weitaufgerissenen Augen eines
alten Mannes.
„…
hast du verstanden?“ Sie nickte hektisch. Sie wollte einfach nur, dass er
aufhörte sie zu schütteln.
Wie
betrunken wankte die junge Halbgöttin zur Reling und klammerte sich daran fest.
Das Schiff bekam Schlagseite und der Bug drehte sich langsam. Eine weitere
heftige Erschütterung riss Fässer und Kisten aus ihren Verankerungen, die durch
die Reling brachen und in den Tiefen des Ozeanes verschwanden. Eine Welle
musste das Schiff schwer beschädigt haben, doch Serena wusste nicht was um sie
herum geschah.
Als
das Schiff nun horizontal zu der riesigen Insel stand, erhob sie wieder ihre
Blicke und schlug ihre Finger entsetzt in das nasse Holz. Sie würde nicht an
den Felsen zerschellen, was eine Erleichterung. Sie würde es nicht einmal bis
zu den Felsen, geschweige denn in deren Nähe schaffen. Sie würde … keine Ahnung
was da unten auf sie wartete, doch wo auch immer sie dieser Abgrund hinführte,
auf den sie zusteuerte, spätestens dort würde sie sterben.
Die
Insel der Moiren war von einem gewaltigen Abgrund umgeben, der das tosende
Wasser in sich verschlang. Sie konnte nicht sagen wie groß, geschweige denn wie
tief er war, doch sie wusste, dass er nicht natürlichem Ursprung war und nun
wunderte sie es nicht einmal, dass es nie jemand lebend zurückgeschafft hatte. Die
Moiren wollten nicht, dass irgendjemand oder irgendetwas einen Fuß auf dieses
heilige Reich setzen konnte und sie wussten genau, dies zu verhindern.
Starr
vor Schreck verbiss sie sich förmlich in das hölzerne Geländer und blickte auf
ihre zitternden Hände hinab. Erst jetzt bemerkte sie, dass er Schicksalsfaden
nicht mehr um ihr Gelenk geschnürt war, doch dieser Gedanke war schwammig und
entglitt ihr im selben Moment auch wieder.
Eine
weitere Erschütterung stieß ihren geschwächten Körper mit dem Brustkorb gegen
die Holzreling.
Ein
tiefes Keuchen entfuhr ihr als sie versuchte, sich luftringend wieder
aufzurichten. Der Schmerz war unerträglich und mit jeder weiteren Erschütterung
wurde sie wieder niedergeschlagen, doch ein grober Ruck zerrte sie plötzlich wieder
auf die wackeligen Beine. Es war Helios, der schützend hinter ihr stand und sie
an die Reling drückte. Sein Gesicht war zu einer finsteren Fratze verzerrt, die
Serena einen kalten Schauer über den Rücken jagte, doch in diesem Moment
richtete sie ihre Blicke zum Bug, der inzwischen wieder direkt auf den Abgrund
zu steuerte, doch viel schneller als zuvor, dies konnte unmöglich die Strömung
sein.
Das
erdrückende Bewusstseinsempfinden überkam sie in diesem Augenblick, denn sie
wusste, dass dies ihr Grab werden würde. Die reisende Flut würde sie in die
Tiefe ziehen, wie viele Seefahrer vor ihr.
Hilfesuchend
sah sie sich um, sah jedoch nur, wie Darius sich am großen Mast festklammerte
und seine Augen zusammenkniff, als würde er versuchen dem nahenden Tod zu
entrinnen, sah wie zwei Männer über die Brüstung stürzten und im Ozean
verschwanden und wie Helios mit aller Macht versuchte, sie an der Reling zu
halten. Er war in diesem Moment ebenso machtlos wie sie selbst und dennoch
fühlte sie sich wohl. Sie hätte Angst empfinden sollen, jedenfalls glaubte sie
das, doch selbst in solch einer Gefahrensituation fühlte sie sich sicher und
geborgen.
Wieder
erschütterte sie ein heftiger Stoß und ließ sie zusammenfahren. Das Holz unter
ihr krachte und knirschte bedrohlich und Serena befürchtete, dass sie auf Grund
gelaufen seien und der steinige Untergrund den kompletten Kiel aufgerissen
hatte.
Der
rhodische König erdrückte sie fast, doch er schien zu abgelenkt, um es
überhaupt zu merken.
Als
sie sich wieder umsah, um den Ursprung dieses heftigen Zusammenstoßes
auszumachen, sah sie Rhode am Bug stehen. Sie blickte auf die Insel hinaus,
seelenruhig, fast schon gespenstig, betrachtete sie das geisterhafte Gebilde,
das nur einen endlostiefen Graben entfernt war. In diesem Moment
wünschte Serena sich ihre Ruhe teilen zu können, denn ihr absurdes Gefühl,
sicher zu sein, schwand als sie das Krachen des Holzes hörte. Das Schiff würde
dieser Gewalt nicht standhalten können, es würde von der Kraft des Meeres zerrissen
und auf den Grund des Ozeanes gezogen werden.
Wieder
erschütterte sie ein heftiger Stoß, doch er war anders. Die Vibrationen fuhren
in ihre Knochen, in ihre Glieder und brachten selbst ihr Blut zum
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