Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Segel. Das Schiff war an der Felswand zerschellt und sie wurden
wohl durch die steilen Klippen hindurch katapultiert. Und wieder einmal war es
Glück, das ihr Leben bestimmte, doch Glück würde ihr auf dieser Insel nicht
weiter helfen.
Völlig
geistesabwesend sah sie sich weiter um, sah in das zerstreute Gesicht einiger
Männer, die nicht über Bord gesprungen waren oder von den Fluten mitgerissen
wurden. Es war lediglich eine Handvoll, doch Helios warnte sie bereits vor,
dass an diesem Ort jeder Mann zählen würde. Sie sollten zusammen bleiben, doch
es waren Sterbliche, Menschen mit freiem Willen und nun wussten sie, wohin
Helios, der König von Rhodos, sie geführt hatte, an einen Ort, an dem es für
sie kein Zurück mehr gab. Und jetzt fiel es ihr auf. Helios war nicht mehr da,
auch von Rhode, der jungen Meeresprinzessin, der sie ihr Überleben zu verdanken
hatte, war keine Spur, natürlich nicht, ihnen war es nicht gestattet, einen Fuß
auf diese Insel zu setzen, ohne dass die Moiren ihnen die Erlaubnis dazu gaben.
Sie waren auf sich alleine gestellt, nur Darius war noch da, der Einzige, dem
sie nun vertrauen konnte, und obwohl sie ihn noch nicht lange kannte, fiel es
ihr seltsamer weiße nicht einmal schwer.
„Kannst
du aufstehen?“, fragte er leise und half ihr vorsichtig auf. Noch immer spürte
Serena die Erschütterungen in ihren Knien, doch sie wusste, dass sie keine Zeit
hatte sich auszuruhen. Das Sonnenlicht drang kaum durch die Nebeldecke zu ihnen
herunter. Diese Insel gehorchte nicht dem natürlichen Verlauf der Natur und den
Mächten der Götter. Die Bäume waren das ganze Jahr über kahl und alles was im
Dreck kreuchte und fleuchte war im Stande einen Menschen und somit auch einen Halbgott
auf Dutzend verschiedene Wege ins Grab zu bringen.
Ein
unheimliches Krächzen erfüllte die eingetretene Stille und scheuchte die kleine
Gruppe zu einem Haufen zusammen, ein Rabe, vielleicht aber auch etwas Größeres,
wer konnte das an einem Ort wie diesem schon genau sagen.
„Wir
sollten gehen, der Tempel der Moiren liegt hinter dem Wald in der Mitte der Insel.
Es ist noch ein weiter Weg!“, entfuhr es Darius angespannt, als er sich einen
Leinensack um die Schulter legte und ein Schwert fest in seine Hand schloss.
„Wir
bewegen uns hier nicht von der Stelle. Der König hat uns wohlbewusst in die
Höhle des Löwen geschickt, nur um dieses dumme kleine Mädchen herzubringen. Wir
sitzen das ganze aus und warten hier bis Hilfe kommt!“, zischte ein bärtiger
muskelbepackter Mann und stellte sich Darius entschieden gegenüber. Er musste
so etwas wie der Anführer dieser Männer sein und ergriff für sie das Wort und
seine Botschaft war mehr als deutlich.
„Wir
haben keine Wahl! Bleiben wir hier, werden uns die Wesen, die hier leben,
spätestens bei Einbruch der Nacht zerfleischen!“
„Und
gehen wir weiter, werden sie jeden einzelnen von uns töten! Dies ist kein Ort
für Menschen. Wir sollten hier nicht sein!“
„Sie
hätten uns längst umgebracht, wenn wir nicht hier sein sollten …“, entfuhr es
Serena dann leise, als sie sich aufrichtete und den Dreck aus ihrem Gewand
klopfte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch immer den Umhang des Sonnengottes
um sich trug und sie war dankbar dafür, denn so konnte sie der bitteren Kälte
hier entgegen wirken.
Der
bärtige Mann sah auf Serena hinab. Seine pechschwarzen Augen funkelten
bedrohlich und seine Mundwinkel zogen sich angefressen nach unten.
„Ich
weiß nicht warum der König das Leben seiner Männer riskiert um dich kleines Gör
herzubringen, aber lass dir eines gesagt sein, ich tanze nicht länger nach
seiner oder eurer Pfeife!“
„Wagt
es nicht sie anzurühren!“, zischte Darius und fuhr ihm dazwischen, als er
Serena bedrohlich nahe kam. Die Klinge seines Schwertes blitzte unter dem Bart
des muskulösen Mannes hervor, der daraufhin vorsichtig zurückwich. Die junge
Halbgöttin tat es ihm mit finsteren Blicken gleich. Er hatte Recht. Wer war
sie, von fremden Menschen zu verlangen, ihren freien Willen aufzugeben und
einer jungen durchgeknallten Halbgöttin in den sicheren Tod zu folgen, doch zu
ihrer Überraschung waren dennoch drei von ihnen bereit ihr und Darius zu
folgen, nicht weil sie Vertrauen in sie legten, nur, weil sie keinen anderen
Ausweg sahen als weiter zu gehen. Auf Hilfe würden sie da, wo sie jetzt waren,
nicht hoffen können. Wer würde freiwillig in diese Gefahrenzone reisen, wenn er
noch eine andere Wahl
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