Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
wusste in diesem Moment nicht, was er ihr sagen sollte um
sie zu beruhigen. Er hoffte nur, dass der Besuch bei den Moiren für sie so
ausging, wie sie es sich erhoffte, doch er zweifelte noch immer daran. Er
wusste es einfach besser.
Wieder
erhob er sich und schnaufte gedankenverloren auf, während die Ledersohlen
seiner Sandalen unruhig über den hölzernen Boden streiften.
Serena
war noch immer damit beschäftigt, sich selbst wieder zu fassen, doch ihr fiel
es aufgrund ihrer kürzlich stattgefundenen Offenbarung Helios gegenüber schwerer
als sonst.
„Wenn
du von meinem Vater redest, dann meinst du nicht Zeus … nicht wahr?“, entfuhr es
Serena plötzlich völlig geistesabwesend, als sich ihre Finger in der Reling
vergruben. Aus dem Seitenwinkel sah sie, wie er sich wieder neben sie lehnte und
nachdenklich die Sterne betrachtete.
„Ich
finde, es gehört einfach mehr dazu, als nur dein Erzeuger zu sein und den
kleinen Finger zu rühren, wenn du kurz davor stehst, die Schwelle zu Hades‘
Reich zu überschreiten“, entgegnete er ihr gefasst und verschränkte abwertend
seine Arme. So viel Aufrichtigkeit hätte sie von ihm niemals erwartet. Sie
dachte, er würde ihren Blicken ausweichen, peinlich berührt nach einer Ausrede
suchen, doch niemals hätte sie gedacht, er würde solch eine Ernsthaftigkeit an
den Tag legen. Er schien sich wirklich gegen ihren leiblichen Vater zu stellen,
seine Entscheidungen zu hinterfragen, ebenso wie sie es nun tat.
„Dann
hast du dieses Versprechen, von dem du redest, auch nicht Zeus gegeben, so wie
ich dachte, sondern Timaios, nicht wahr?“ Helios nickte leicht, fügte jedoch
nichts hinzu. Und Serena wurde klar, dass er seine eigenen Schwierigkeiten
hatte mit der Vergangenheit umzugehen und dass sie selbst nicht verstehen
könnte, in welcher Beziehung er zu ihrem sterblichen Vater stand, dass er
glaubte ihm irgendetwas schuldig zu sein,
„Der
Tag morgen wird sehr anstrengend und es gibt einige Dinge, die du wissen musst,
ehe du dich diesen Hexen gegenüberstellst“, flüsterte er ihr plötzlich leise zu
und sah sich kurz um.
Serena
war überrascht über seinen plötzlichen Wandel, doch interessiert wandte sie sich
ihm zu und lauschte gedankenvoll seinen Worten. „Sie werden mit dir spielen und
nicht einmal in Erwägung ziehen, ein Gespräch mit dir zu führen. Frage nur das,
was du wirklich wissen musst und nicht das, was dich erwartet, es bedeutet
nichts Gutes zu wissen, was einem die Zukunft bringt. Lass dich auf keinen Fall
abwimmeln und das wichtigste: zeig keine Emotionen, egal was kommt!“ Sie sah
ihn fragend an und nickte leicht. Seine Worte lösten einen heftigen Gewissenskonflikt
ihn ihrem Kopf aus. Sie hatte sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht,
wie sie den Moiren gegenübertreten sollte, sie hatte nicht damit gerechnet,
überhaupt bis hierher zu kommen.
„Darius
wird dich zu deren Palast begleiten. Ich habe ihm alles gesagt was ihr für ein
gefahrloses Durchqueren der Insel benötigt, halte dich also an seine
Anweisungen, auch wenn dir dies schwer fallen dürfte.“ Ein schelmisches Lächeln
zierte sein Gesicht. „Wir Götter dürfen den Boden deren Reiches nicht betreten,
sie würden es bemerken und unserem Besuch ein schnelles Ende bereiten, doch
dich werden sie in ihre Gegenwart lassen. Wenn du den Palast betrittst, musst
du den Spiegelsaal aufsuchen. Ihn wirst du nicht übersehen können. Dort kannst
du Kontakt mit diesen Hexen aufnehmen. Sie erscheinen uns nur äußerst selten,
eigentlich sogar nie. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt, weit entfernt
von allem, was ihnen gefährlich werden könnte und dennoch nah genug, um
Personen wie dir das Leben zur Hölle zu machen. Sie werden in deiner Gegenwart
sicherlich nur über die Spiegel kommunizieren, weil sie wissen, dass die Kalte
Flamme in den Händen einer unwissenden Halbgöttin selbst für sie gefährlich
werden könnte … wenn nötig, dann benutze dieses Wissen gegen sie, um ihnen zu
zeigen, dass du dich nicht einschüchtern lässt. Du musst mit Lachesis reden,
denn sie bestimmt die Lebensdauer und den Verlauf der Zukunft, also auch dein
Leben.“ Seine Stimme brach, als er die junge Halbgöttin völlig abwesend nicken
sah.
„Du
solltest dich wirklich schlafen legen. Mach dir keine Sorgen wegen den Träumen.
Solange ich in deiner Nähe bin, werden sie dir nichts tun können“, versicherte
er ihr und richtete sich wieder auf. Es war seltsam, solch vertraute Worte von
einem
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