Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
ihren erhitzten Körper wieder runterkühlte.
Dieser
Traum, es war kein Traum, es war eine Vision und die bläulich brennende Flamme
das Ziel, der Tempel der Moiren.
Abrupt
blieb sie stehen als der Wald sich vor ihr lichtete und sich das riesige
steinerne Gebilde vor ihr erhob. Die Fassade war am Bröckeln und gewaltige
Kletterpflanzen hatten die steinernen Mauern für sich eingenommen und brachen
durch das Gestein.
Seit
Jahrtausenden musste dieses Gemäuer bereits in der Hand der Natur sein. Es war
ein Wunder, dass es überhaupt noch stand oder einfach nur Schicksal .
Mit
zitternden Lippen näherte sie sich dem gewaltigen Gebilde, dessen riesige graue
Säulen sich am Eingang empor hoben. Einige von diesen seltsamen Krähenwesen
flüchteten aus den Baumkronen hinter ihr und ließen sie zusammenfahren, doch so
recht schien sie nicht zu realisieren, dass sie am Ziel war.
Ihre
einst rotbraunen Augen waren glanzlos und leer. Noch immer hallten die
verzerrten Schreie des Halbgottes in ihren Ohren wieder und noch immer drehte
sich ihr bei der Vorstellung, dass er ihretwegen sterben musste, der Magen um.
Helios würde sie verstoßen, wie sollte ihre Zukunft also aussehen - recht trostlos,
ohne Frage.
Eine
Weile stand Serena da, wartete, worauf wusste sie selbst nicht ganz, vielleicht
auf ein Zeichen der Götter, auf eines der Moiren oder einfach nur darauf, dass
wieder Blut durch ihre Adern fließen würde und der Mut zu ihr zurückkehrte,
denn daran fehlte es in diesem Moment am meisten. Was würde sie dafür geben, dass
Helios jetzt hier wäre, er wüsste sicherlich, was zu tun sei, doch er konnte
ihr nicht helfen, er wusste nicht einmal, was hier vor sich ging, zum Glück,
denn so konnte sie sich noch eine Rede zurechtstricken, die Helios beruhigen
sollte, wenn sie ihm von Darius‘ Tod berichtete, von der sie jedoch das Meiste
sowieso wieder vergessen würde.
Sie
war keine große Rednerin, das war sie noch nie und dennoch fand sie immer die
richtigen Worte, doch sie zweifelte, dass ihr diese Gabe dieses Mal helfen
würde.
Ein
tiefes Heulen aus der Ferne ließ sie erneut zusammenfahren und ganz plötzlich
fiel es ihr überhaupt nicht mehr schwer sich in Bewegung zu setzen.
Sie
rannte förmlich die großen rissigen Treppen zum Vorbau nach oben und hielt dort
noch einmal inne.
Als
sie sich umdrehte und zurückblickte, konnte sie den gesamten Wald bis zu den
fernen Klippen erblicken.
Die
Nebeldecke des vergangenen Tages hatte sich verzogen und dennoch war es recht
düster. Der Himmel hatte sich rötlich verfärbt und die ersten Strahlen
glitzerten bereits in der Ferne, doch von der Sonne war noch keine Spur.
Ernüchternd
sah Serena zu Boden. Zu gerne wäre sie noch einmal in den Genuss gekommen, das
warme Prickeln der aufgehenden Sonne auf ihrer Haut spüren zu können, doch dies
war ihr nicht vergönnt.
Zögernd
blickte sie in den dunklen Korridor hinein, an dessen Wänden brennende Fackeln
hingen, die ihr den Weg weisen sollten.
Sie
war sich bewusst, dass es nun kein Zurück mehr gab, doch sie wusste ebenso,
dass sie keine andere Wahl hatte, wenn sie wollte, dass der Spuk endlich ein
Ende fand.
Tief
durchatmend prüfte sie noch einmal, ob Schwert und Bogen, den sie bei der
nervenaufreibenden Flucht in den Leinensack zurückgestopft hatte, noch am
rechten Platz waren und wagte sich dann langsam in die Höhle des Löwen.
Bereits, als sie den dunklen Korridor betrat, wurde ihr ganz anders zu Mute.
Die erdrückende Kälte hier ergriff Besitz von ihrem Körper und kroch unter ihre
Haut. Ihre Zähne klapperten und ihre Hände strichen unruhig über ihre Arme. Nur
der Wind, der durch den schmalen Gang zog, heulte und hallte zwischen den
aufgereihten moosbedeckten Steinen hin und her. Nur das Pochen ihres unruhig
klopfenden Herzes war noch lauter und versicherte ihr, dass sie noch nicht an
einem Herzinfarkt gestorben war.
Ihre
Luftzüge wurden hektischer als die Atmosphäre in diesem Bunker immer dünner
wurde und ihr das Atmen schwer fiel. Der Geruch nach nassem Erdboden und Moos
hatte sich in den Wänden festgesetzt und machte ihr den natürlichen Atemprozess
nicht einfacher.
Vor
einem großen Raum am Ende des Korridors blieb sie schließlich stehen. Er war
nur schwach beleuchtet, lediglich ein paar Fackeln an seltsam geformten Säulen
spendeten Licht, doch es war nicht genug, um den riesigen Raum komplett bis in
die hintersten Ecken auszuleuchten.
Vorsichtig
trat sie ein, jedoch nicht, ehe noch einmal in alle
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