Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Ecken und an die hohe Decke
zu schauen, ob sie erwartete, irgendetwas oder irgendjemanden dort zu
erblicken, wusste sie in diesem Moment nicht. Es war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme
um keine bösen Überraschungen zu erleben, denn von diesen hatte sie bereits
genug, doch außer ihr schien niemand im Raum zu sein, auch keine Moiren, obwohl
sie nicht einmal wusste, wie diese überhaupt aussahen.
Schweigend
schlich sie über den seltsam glänzenden Boden. Es dauerte eine Weile bis sie
begriff, dass es kein Marmor war, auf dem sie wanderte. Es waren Spiegel,
unzählige Spiegelfragmente, die den kompletten Boden bedeckten, sich an den
Wänden aufreihten und sich bis hoch zur dunklen Decke erstreckten. Im fahlen
Licht der Fackeln wirkten sie erst wie ein erweiterter unendlich großer Raum,
dabei spiegelten sie einfach nur die gegenüberliegende Spiegelwand wieder und trogen
die junge Halbgöttin somit gewaltig.
Dies
war der Spiegelsaal , war sie sich nun sicher und blickte zu
einem Podest am Ende des Raumes. Drei große Spiegel waren dort aufgereiht, alle
drei größer als sie selbst und mit alten hölzernen Rahmen eingekleidet, doch
wie zu erwarten, sah sie nur ihr eigenes Spiegelbild, das noch blasser wirkte
als sie zunächst geglaubt hatte. Die schwarzen Augenringe glichen tiefen Gräben
und ihr Haar hing zerzaust an ihr herunter. Ihre Wangen waren ein wenig
eingefallen, wen wunderte das, sie hatte in den letzten Tagen schließlich kaum etwas
zu sich genommen, selbst das Gewand, das Eos ihr gab, glich längst nicht mehr
dem, was sie ihr anvertraut hatte. Der nächtliche Angriff und die notgedrungene
Flucht durch den Wald hatten es völlig zerrissen, doch das war wohl ihr
geringstes Problem.
Völlig
benommen taumelte sie wieder von dem Podest runter und schaute sich weiter um,
dabei stieß sie mit dem Rücken gegen etwas Hartes. Sofort schnellte sie um und
fiel zu gleich auf die Knie. Eine Person stand direkt vor ihr … eine der
Moiren.
„Verzeihung
… Ich …“ Ihre Stimme brach als sie im schwachen Schein einer entfernten Fackel
die nackten Füße vor sich betrachtete, die aufgrund ihrer Farbe aussahen, als
hätten sie Schimmel gebildet. Sie bröckelten, was Serena schlussendlich dazu
veranlasste, langsam aufzusehen.
Eine
Statue – Es war nur eine Statue und prompt löste sich wieder der Knoten in
ihrem Hals.
Serena
konnte nicht glauben, dass sie mittlerweile schon so weit war, dass sie sich
vor einer einfachen Statue fürchtete.
Mit
einem kritischen Blick umkreiste sie diese, doch bereits nach kurzer Zeit
spürte sie den Druck auf ihrer Brust, der ihr das Atmen schwer machte. Es war
eine seltsame Statue. Sie sah nicht aus wie die, die sie sonst zu Gesicht bekommen
hatte, Abbilder von Göttern und Helden. Diese wirkte, vom Ausdruck und Haltung,
wie ein Mensch, ein Mensch der Angst hatte. Die Moiren hatten einen seltsamen
Geschmack was Kunst anbelangte, denn Serena war sich sicher, keine einzige
Statue von ihnen hier gesehen zu haben, stattdessen standen diese seltsamen
Gesteinsbilder im ganzen Raum verteilt. Sie hatte sie in der Dunkelheit erst
für seltsam geformte Säulen gehalten, doch nun, bei genauerem Betrachten,
fielen ihr die furchtbaren gemeißelten Kunstwerke auf. Stehend, liegend, kniend,
sogar betend, keine Statue glich der anderen und als Serena wieder fragend
durch den Raum schritt, um sich diese verstörenden Kunstwerke genauer
anzusehen, übersah sie einen Riss im Boden, blieb mit ihrem Fuß darin hängen
und fiel zu Boden. Das Schwert auf ihrem Rücken rutschte aus dem Leinensack und
kam mit einem lauten Klirren auf dem bespiegelten Boden auf. Der schrille Laut
hallte durch den ruhigen Raum und erstarb kurz darauf wieder.
Serena
tastete blind nach dem Griff und riss die Klinge wieder an sich als ein tiefes
Grollen den Boden unter ihr zum Beben brachte. Es war wie eine riesige Tür, die
sich öffnete oder ein bedrohlicher Laut, der sich den Weg tief aus der Lunge
einer gewaltigen Bestie suchte.
Das
blanke Entsetzen in Serenas Augen, sprang sie auf und versteckte sich hinter
einer der Statuen. Sie zog luftringend ihre Knie nah an den Körper und hielt
das Schwert in der Scheide fest in beiden Händen.
Ein
ohrenbetäubendes Schleifen fuhr plötzlich in ihr Gehör. Ein Scheppern, als
würde man eine metallene Stange auf dem Boden entlang ziehen, kurz darauf ein
unterdrücktes Zischen in der Ferne und sofort wurde ihr alles klar.
Hilfesuchend
sah sie sich um, suchte den Ausgang, doch
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