Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
freundlich und gleichzeitig so verzweifelt.
Es
war ein weiteres Rätsel, ein weiteres Geheimnis, das ihren Verstand quälte und
ihr keine Ruhe ließ, doch eine Antwort konnte nur die Göttin selbst ihr geben
und diese war bereits verschwunden.
Noch
einige Sekunden herrschte eine eiserne Stille im Festsaal, die jeder für seine
eigenen Gedankengänge nutzte. Nur Serena hatte keine Ruhe in sich. Sie hatte
heute viele verschiedene Reaktionsausbrüche erlebt, dass sie es selbst nicht
für möglich hielt, noch auf den Beinen stehen zu können. Sie wandte sich
nachdenklich zu ihrer Schwester um, die mit ernster Miene auf sie zu kam und
sie am Handgelenk mit aus dem Saal zog. Der Verband um ihren Unterarm hatte
sich in der Hektik gelockert und rutschte langsam herunter, doch dies schien
der jungen Halbgöttin in der Aufregung nicht einmal aufgefallen zu sein.
Erst
als die Göttin die großen Flügeltüren hinter sich zugezogen hatte und die
unangenehme Belastung von Serenas Schultern fiel, wollte diese ihre Stimme
erheben, jedoch kam ihre göttliche Schwester ihr zuvor. „Sie ahnt es …“, flüsterte
sie leise und atmete tief durch. In ihrer Stimme lag ein wütender Unterton, der
die junge Halbgöttin gewaltig einschüchterte. Gleichwohl wollte sie sich ihre
Unsicherheit nicht anmerken lassen. Es war ungewöhnlich für Athene. Sonst war
sie immer liebevoll und ausgeglichen und nun schienen ihre schönen
haselnussbraunen Augen eher pechschwarz.
Allerdings
war Serena zu neugierig, um sich um das Verhalten ihrer Schwester zu sorgen und
das alles so im Raum stehen zu lassen.
„Was
ist daran so schlimm, wenn sie es weiß? Sie ist …“
„…
psychisch labil!“, unterbrach Athene sie prompt und schaute in die leuchtend
rotbraunen Augen ihrer Schwester, die auf Klarheit hofften.
„Demeter
hat ihr Kind verloren. Sie gibt unserem Vater die Schuld, weil er Hades
indirekt gestattet hat, sie mitzunehmen. Wir können nicht garantieren, dass sie
dieses Geheimnis für sich behält, nicht mehr. Demeter ist nicht mehr dieselbe …“
Athenes Stimme brach.
Ihr
war sichtlich unwohl dabei, so herablassend über ihre eigene Tante zu reden,
doch sie hatte die Verantwortung Serena zu schützen, ihr den Aufenthalt hier so
leicht wie möglich zu machen, wenngleich ihr auch bewusst war, dass sie es
früher oder später nicht mehr konnte.
Die
Halbgöttin musste lernen sich selbst zu verteidigen. Es würde ihr eines Tages
viel nützen, dessen war sie sich sicher.
„Athene?“ Serenas zierliche Stimme holte
sie wieder aus ihren Gedanken. „Demeter meinte, dass ihre Tochter eine
wundervolle Person war … Was meinte sie damit? Sie ist doch nicht ganz
fort. Sie kommt im Frühling wieder …“ Athene schüttelte den Kopf. Für einen Moment
glaubte Serena, sie würde ein leichtes Glänzen in ihren Augen sehen, doch ihre
Schwester wusste ihre Gefühle zu unterdrücken, ebenso wie sie es immer tat.
„Persephone,
Kore, ist in eine Welt entführt worden, an dem es kein Tageslicht gibt, keine
Freude und auch kein Leben. Nur einige Kerne eines Granatapfels, den sie
während ihres Aufenthaltes an diesem kalten Ort zu sich nahm, sorgten dafür,
dass ein Teil von ihr für immer an die Unterwelt gebunden wurde und so konnte
auch Zeus sie nicht mehr zurückholen.“ Die Göttin hielt kurz inne und sah in
die Ferne. Serena musste nicht lange nachdenken um zu erkennen, dass auch ihr
das vergangene Ereignis nahe ging.
„An
einen Mann gebunden, den sie nicht liebt, wurde ihre Seele dazu verdammt, sechs
Monate eines jeden Jahres in der Unterwelt zu verbringen. In dieser Zeit welken
alle Blumen, die Bäume verlieren ihre Farben und das Land wird unfruchtbar und
kalt. Erst im Frühling darf sie diese wieder verlassen und mit ihr kommt auch
die Wärme zurück, doch die Unterwelt verändert selbst eine Göttin … Das was
jedes Jahr aus der Unterwelt zurückkehrt ist nicht mehr die Kore von früher …“
Ihre Stimme brach unter dem Druck, der auf ihrer Brust lag und ließ sie schwer
einatmen.
Die
junge Halbgöttin senkte niedergeschlagen ihre Blicke und entdeckte dabei erst
jetzt, dass sich der Verband um ihren Arm gelockert hatte. Sie versteckte ihn eilig
hinter ihrem Rücken, während sie unbeholfen und aufgewühlt versuchte, diesen
wieder zurechtzurücken.
„Demeter
hat Zeus bis heute nicht verziehen. Aus diesem Grund befürchten wir, dass sie
sich wohlmöglich an ihm rechen will und du ihre Zielscheibe werden könntest.“
Serena
schüttelte
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