Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
ihre Schwester nun so geheimnisvoll? Es schien, als
wollten sie die junge Halbgöttin so gut es ging von den übrigen Göttern fern
halten.
Erneut
sah sie sich um und blieb an der zierlichen Göttin hängen. Sie hatte Demeter
schon fast vergessen, die Göttin des Ackerbaus, der die Athener die gute Ernte
zu verdanken glaubten.
Sie
musterte Serena noch immer, ebenso wie Poseidon es die ganze Zeit tat. Was
hatte sie bloß an sich, dass jeder Gott sie ständig mit diesen Blicken so
durchleuchten musste? Nun, da Demeter vor ihr stand, erschien sie noch bleicher
als zuvor.
Serenas
Haut war durch all die Jahre in der dunklen Scheune selbst sehr blass, doch
ihre wirkte krankhaft weiß und die tiefen dunklen Augenringe ließen sie einer
Toten gleichen. Selbst das Gewand, ein für ihren Körperbau zu großen pfirsichfarbenen
Chiton, hing an ihr runter wie ein Sack.
„Ich habe euch noch nie zuvor gesehen.
Ihr müsst neu am Olymp sein“, ertönte ihre Stimme nun mit einem angenehmen
warmherzigen Ton.
Die
junge Halbgöttin bemerkte, wie Zeus und Athene ihr stichelnde Blicke zu warfen
und die Augen ihrer Schwester sogar einen Funken Wahnsinn ausstrahlten und dann
kam ihr plötzlich die Eingebung wie ein Blitzeinschlag - Sie wusste nichts!
Zeus
hatte ihr nichts gesagt, doch wieso? Sie war eine Göttin des Olymps, seine
Schwester, dennoch weihte er sie nicht in ihr Geheimnis ein?
Serena
sah sich allerdings schnell einem neuen Problem gegenübergestellt, denn die
unwissende Göttin sah sie fragend an und wartete darauf, dass eine Antwort über
ihre Lippen kommen würde, die sie jedoch nicht hatte.
Sie
wusste nicht wie sie reagieren sollte. Aus Angst etwas Falsches zu sagen,
nickte sie einfach nur und schaute zu Boden.
Eine
peinliche Stille berührte die Halbgöttin und ließ sie innerlich zusammenzucken.
„Sie
ist eine neue Bedienstete des Olymps, erst vor kurzem angekommen und hat noch
einige Schwierigkeiten, sich hier zurecht zu finden“, unterbrach Athene nun das
Schweigen und kam zu ihrer Schwester.
Sie
spürte ihre Unsicherheit und wollte verhindern, dass sie sich versprach, doch
dies war nicht nötig. Demeter verschränkte nachdenklich ihre Arme und
begutachtete den Neuankömmling.
„Eine
Bedienstete? Sie sieht viel zu gepflegt aus für eine einfache Bedienstete!“
Die
Stimme der Göttin klang plötzlich rau und dumpf. Ihre Stirn legte sich in tiefe
Falten und untermalte das Misstrauen, das ihr deutlich im Gesicht abzulesen
war.
Athene
blickte fragend zu ihrem Vater. Sie wusste nicht mehr weiter. Zweifellos war
sie eine miserable Lügnerin und hielt dies auch nicht für gut, doch Zeus schien
seine Gründe zu haben und so versuchte sie den Schein zu wahren und tat so, als
hätte sie Demeters Aussage einfach überhört. Stattdessen drehte sie sich zu
ihrer Schwester um und klopfte ihr sanft auf die Schulter.
„Ihr
solltet nun in die Küche gehen und den anderen helfen. Ich werde euch den Weg
zeigen …“, entfuhr es Athene mit zitternder Stimme, als sie ihre Schwester
Richtung Tür schuppste.
„Wartet!“ Bereits als die Göttin sich in
Sicherheit wog und die Türen nur noch eine Armlänge entfernt glaubte, wurde sie
in die Realität zurückgeholt und erkannte, dass sie nur wenige Schritte
vorwärts gekommen war, ehe sie die starke Stimme von Demeter aufhielt.
Als
Serena sich langsam umwandte und versuchte, ihre Nervosität runter zu
schlucken, glaubte sie für einen Moment daran, dass sie ihr Geheimnis wusste,
doch sie wahrte ihr Gesicht und schaute ihrer Tante mit einer ungeheuren Selbstsicherheit
in die tiefbraunen Augen, die sogar Zeus kurz in Sicherheit wog.
Einige
Sekunden sahen die beiden sich einfach nur an, ohne ein Wort oder eine einzige
Muskelregung, bis Serena den Blicken der Göttin nicht mehr standhalten konnte
und blinzelte.
Auch
Poseidon, der sich absichtlich im Hintergrund hielt, sah zögernd zwischen
seinen Geschwistern hin und her.
Erst
jetzt bemerkte Serena wie angespannt ihr Vater wirklich war. Seine Finger
fuhren unruhig durch den weißen Bart und verfingen sich in dem grausen Haar.
Er
wollte sie keinesfalls irgendwie kränken, indem er sie ignorierte. Er wollte
sie vor Demeter schützen, doch noch immer wusste sie nicht wieso.
„Ihr habt die Augen meiner Tochter …“,
sprach Demeter nun leise, trat an sie heran und strich ihr eine Strähne aus dem
Gesicht, sodass sie ihre großen goldbraunen Augen sehen konnte. Serena wich
ihren Blicken kurz aus und sah verunsichert über
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