Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Raumes und starrte mit seinen
seelenlosen Augen auf sie herab, überlegend, wie er ihr das Leben nehmen sollte
- Ein Gedanke, bei dem es ihr eiskalt den Rücken runterlief und ein Seufzen
unkontrolliert ihren Lippen entfloh.
Entsetzt
schlug sie sich die Hände auf den Mund und rückte in die hinterste Ecke des
Bettes, bis sie an die Wand stieß und realisierte, dass es keinen Ausweg gab.
In
den bläulich schimmernden Augen spiegelte sich die Angst eines kleinen Kindes
wieder, das ganz bewusst dem eigenen Ende nahe war.
Erneut
vernahm sie das Schlappen der Ledersohlen, die direkt auf sie zu kamen, kurz
darauf sah sie die schwachen Umrisse der Schuhe, wie sie plötzlich aus der
Dunkelheit brachen und stampfend auf das Bett zu liefen…
Ein
lauter Schlag riss Serena aus dem Schlaf und ließ sie auf keuchen.
Wieder
war es der gleiche Traum. Wieder war ihr Körper schweißgebadet und wieder war
ihr Bett zerwühlt und ihre Laken zerrissen. Das helle Licht der Sonne strahlte
zu ihr herein und ließ sie langsam wieder ins Bett zurücksinken.
Ihr
Atem war hektisch und laut, als hätte sie einen Marathon hinter sich, doch
dieser Traum war viel schlimmer für sie. Es war eine quälende Erinnerung, die
sie selbst im Schlaf nicht los ließ und sie nun seit fast 9 Jahren innerlich
zerfraß.
Als
sie ihre goldschimmernden Augen öffnete und das Sonnenlicht fröhlich an der
hellen Decke tanzen sah, erinnerte sie sich daran, wie die Menschen, die sie in
Athen wie ein Tier im Käfig angafften, über sie geredet hatten. Sie war das
arme Mädchen, das so viel Glück hatte, diese grauenhafte Tat zu überleben.
Glück!
Glück
war es, das sie noch lebte. Glück war es, dass man sie nicht entdeckt hatte und
Glück war es, dass die Wachen sie rechtzeitig aus dem Trümmerfeld ihrer
einstigen Heimat herausholten, bevor die giftigen Gase der verbrannten Hütten
ihr den Atem nehmen konnten.
Sie
hätte ihnen dankbar sein sollen, wurde ihr gesagt. Sie hatte ihnen ihr Leben zu
verdanken, nur durch Glück! Doch durch Glück musste sie leiden.
Glück war es, das ein kleines Kind dazu brachte, zu hassen. Glück war es, dass
sie jede Nacht von schrecklichen Alpträumen heimgesucht wurde. Glück war
es, dass sie die Menschen verlor, die sie am meisten liebte und dennoch sollte
sie Dankbarkeit zeigen? Dankbarkeit dafür, dass so viele Menschen in einer
Nacht ihr Leben verloren und ausgerechnet sie noch lebte? Womit hatte sie
dieses Anrecht verdient – Nur durch Glück ?
Erneut
vernahm Serena das Klopfen, das sie schon aus dem Schlaf gerissen hatte. Jemand
stand vor der Tür, doch noch ehe sie Einlass gewähren konnte, öffnete sich
diese und Athene trat aufgewühlt ein. Für Serena ein sicheres Zeichen, dass
Morpheus sie nicht länger in seiner Gewalt hatte, doch die Blicke ihrer
Schwester schienen angespannt und als sie die zerrissenen Laken sah, bestätigte
sich ihre Sorge schnell.
„Du
hast wieder schlecht geträumt?“ Ihre Stimme vernahm Serena kaum als sie sich
langsam vom Bett erhob und sich erschöpft die Haare aus dem Gesicht strich.
Sie
nickte nur leicht, wirkte auf sie jedoch völlig gelassen.
„Serena,
ich mache mir Sorgen um dich. Du hast ständig diese seltsamen Alpträume …“
„Es
ist alles in Ordnung Athene, wirklich!“, unterbrach die junge Halbgöttin sie
plötzlich und lächelte sie beruhigt an. Sie hatte wirklich ein Talent sich zu
verstellen, doch Athene sah ihr an, dass die vergangene Nacht wieder einmal an
ihren Kräften gezerrt hatte, wollte sie aber nicht bedrängen um sie zum Reden
zu bringen.
Mit
einem Blick des Bedenkens begutachtete sie noch einmal ihr Bett und wandte sich
dann wieder ihrer jüngeren Schwester zu, die sich die Haare zusammenband und
sich für die bevorstehende Arbeit vorbereitete.
Einige
Wochen war sie nun auf dem Olymp und sie fand sich immer besser mit ihrer neuen
Lebenssituation zurecht, doch weiterhin mied sie ihre neugewonnene Stiefmutter.
Sie war ihr trotz gutem Zureden von Hermes und Athene, die ihre Bezugspersonen
wurden, noch immer feindlich gesonnen. Möglicherweise lag dies auch an Serenas
Ausrutscher ihr gegenüber. Seit je her hatte sie die Göttin nicht mehr zu
Gesicht bekommen, nur hin und wieder, wenn sie Nachts durch die leeren Gänge
des Olymps wanderte, weil sie nicht schlafen wollte und versuchte, den Fängen
des Morpheus zu entgehen, dann hörte sie die Auseinandersetzungen zwischen ihr
und ihrem Vater. Das Thema war immer das Gleiche:
„ … eine
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