Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
den es gab, niemals so angefahren. Sie erlag ihrer Wut.
Wie konnte sie nur so herablassend über ihre Mutter reden? Hera kannte sie
nicht. Es stand ihr nicht zu, solch ein schlimmes Wort an sie zu richten. Ihr
Verhalten war gerechtfertigt, das würde sicherlich auch ihr Vater verstehen …
hoffentlich.
Ungeduldig
biss Serena sich auf die Lippen und lauschte dem Stimmengewirr hinter der Tür.
Sie
wollte nicht eintreten, bevor sie sich beruhigt hatte und ihr nichts mehr
anzumerken war, doch die Zeit drängte.
Diese
verdammte Schriftrolle , dachte sie sich und blickte auf
das Pergament hinab. Sie hatte sie in der Aufregung mit ihrer Hand zusammengedrückt.
Was
konnte Zeus in dieser Schriftrolle versiegelt haben, was niemand mitbekommen
sollte? - Ein Geheimnis, das sie sicherlich niemals enthüllen würde.
Entnervt
schob sie eine der großen Türen auf und trat ein.
Mit
einem leisen Knirschen dieser, verstummten die Stimmen und alle Aufmerksamkeit
galt nun ihr, doch Serena bemerkte schnell, dass Poseidon längst nicht mehr der
einzige Besucher war.
Leise
durchquerte sie den Raum und petzte ihre Augen zusammen, die sie auf dem Boden
gerichtet hatte, da sie durch das vom Marmor reflektierten Sonnenlicht
geblendet wurde.
Erst
als sie sicher war, nur noch wenige Meter von Zeus und den anderen entfernt zu
sein, blickte sie kurz auf und sah in die Runde.
Das
zierliche schmale Gesicht einer jungen Frau stach ihr direkt ins Auge. Im
Vergleich zu den Umstehenden, erschien sie jedoch blass und ihr Goldschmuck an
Armen und Beinen war alt und glanzlos. Serena konnte sie nicht zu ordnen,
geschweige denn konnte sie genau sagen, ob sie eine der olympischen Götter und
somit eine von Zeus‘ Vertrauten war.
Ebenso
wie sie die ihr unbekannte Frau musterte und nach entscheidenden Anhaltspunkten
suchte, die zur Identifizierung dienten, so tat es auch ihr Gegenüber.
In
ihren tiefbraunen Augen konnte sie jedoch eine gewisse Unsicherheit erkennen,
ehe sie unter dem Pony ihrer glanzlosen braunen Haare verschwanden.
Schließlich
wandte sich die Halbgöttin ab und sah zu ihrem Vater, der sichtlich nervös
wirkte und nach den richtigen Worten zu suchen schien. Da war es wieder. Seine
Augenlieder zuckten nervös, das taten sie immer, wenn er innerlich aufgewühlt
war. War sie vielleicht gerade in eine Auseinandersetzung geplatzt?
Fragend
sah sie zu ihrer Schwester, die ihren Blicken jedoch auszuweichen schien.
Poseidon
schüttelte einfach nur energisch den Kopf und verschränkte seine Arme vor
seiner stattlichen Brust. Auch er erwiderte ihre Blicke nicht.
„Poseidon, Demeter wenn ihr mich kurz
entschuldigt …“, entfuhr es Zeus nun angestrengt und wandte sich an seine
Tochter. Diese lächelte nun und kam direkt auf ihren Vater zu.
Natürlich
sagte ihr der Name Demeter etwas. Sie war wie Hera eine Göttin des Olymps und
Schwester des Zeus. Einer der ersten Mythen, die Serena gelesen hatte, handelte
von der engen Verbindung zwischen Demeter und ihrer geliebten Tochter, der
Herrin über die Unterwelt - Persephone.
Sie
musste einfach eine Vertraute ihres Vaters sein und so übersah sie die
sichtlich angespannte Stimmung und das kühle abweisende Verhalten des Herrschers.
„Ihr
habt lange gebraucht … Was hat euch aufgehalten?“ entfuhr es ihm schroff, als
er prompt nach der Schriftrolle griff.
Serena,
nun völlig verwirrt von dem Verhalten ihres Vaters, starrte ihn entrüstet an,
während sie ihm die Schriftrolle überließ, doch er würdigte sie nicht einmal
eines Blickes - Nein, er drehte ihr desinteressiert den Rücken zu, öffnete das
Band und schien sicherstellen zu wollen, dass sie auch die Richtige gebracht
hatte. Diese war für Serena nicht länger von Bedeutung. Zu verwirrt war sie über
das seltsame Verhalten der zuletzt noch freundlichen Götter.
Erneut
sah sie fragend in die Runde und fing die nervösen Blicke ihrer Schwester auf,
die ihr scheinbar irgendetwas mitteilen wollte, doch sie verstand einfach nicht
was hier los war.
Währenddessen
ging Zeus zu seinem Bruder und übergab dem Gott der Meere die geöffnete Rolle, doch
selbst aus der Nähe konnte sie nicht erkennen was darin stand.
Diese
Geheimniskrämerei zwischen ihrem Vater und Poseidon erschien ihr gleich seltsam
- Ein göttliches Band, das Unbefugte daran hindern sollte, es zu lesen, war
mehr als verdächtig und nun schob Zeus seinem Bruder das geheime Dokument zu,
der es sofort in seinem Gewand verschwinden ließ.
Doch
wieso tat Zeus und selbst
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