Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
mitteilen, dass es ihr gut ging.
Vielleicht
hatte er sich wieder mit Arkios und den Wachen angelegt, weil sie ihnen keine Lebensmittel
mehr bringen konnte, vielleicht lag er aber auch in einer dreckigen Straßenecke
und wartete, dass sie wieder kommen würde.
Serena
wurde ganz unwohl bei diesem Gedanken und verdrängte jegliche Emotionen aus
ihrem Gesicht.
Als
sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte, fuhr sie zusammen und sprang zur
Seite. Es war Athene, die zurückgekommen war, um nach dem Rechten zu sehen.
Erleichtert
fuhr Serenas linke Hand über ihre Stirn und ruhte dann auf dem Medaillon, das sie
kein einziges Mal abgenommen hatte, seitdem sie auf dem Olymp ankam.
„Du
weißt, dass Vater es nicht für gut hält, wenn du Kontakt zu den Bediensteten
aufbaust“, flüsterte die Göttin dann leise und strich Serenas Haare zurecht.
Diese beobachtete sie durch den Spiegel und schien nach den richtigen Worten zu
suchen um ihre Schwester nicht zu beunruhigen.
„Sie
ist einfach nur ein Mädchen, nichts weiter“, erwiderte sie mit kühler Stimme
und zupfte noch einmal die Tunika zurecht.
Athenes
Hände auf Serenas Schulter ruhend, drehte sie die Halbgöttin zu sich um und
blickte nun von Angesicht zu Angesicht in ihre strahlenden Augen.
„Du
solltest nicht zu viel über andere nachdenken Serena, sonst bleibst du selbst
auf der Strecke“, erwiderte sie mit sanfter Stimme, wandte sich ab und verließ
das Zimmer klanglos.
Die
junge Halbgöttin blickte ihr nur fragend hinterher. Zeit, über ihre
gedankenvollen Worte nachzudenken, hatte sie jedoch nicht, denn sie war schon
viel zu spät dran.
Eilig
rannte sie durch die leergefegten Korridore zu der göttlichen Stätte am anderen
Ende des Olymps, allerdings erreichte sie diesen nur durch den langen freien
Korridor am Festplatz. Noch bevor sie in diesen einbog, hielt sie inne und
schnappte nach Luft. Sie wusste nicht genau wieso, doch sie wurde mit einem Mal
regelrecht nervös, sodass ihre Lippen und ihr Hals staub trocken wurde.
Als
erwarte sie, dass hinter der Ecke etwas auf sie lauerte, spähte sie vorsichtig
in den Korridor hinein, doch wie zu erwarten war, war auch dieser vollkommen
leer. Nur einige Vögel, die im Sonnenlicht badeten und unbeschwert ihr Lied
zwitscherten, sprangen auf dem Marmorboden hin und her. Es war allerdings auch
nicht der Korridor selbst, der sie nervös werden ließ.
Auf
Zehnspitzen schlich sie sich vorsichtig an die Balustrade und spähte auf den
Festplatz hinab, doch man hatte sie längst entdeckt. Die feurigen Augenpaare
hatten sie ins Visier genommen, noch bevor sie über die Balustrade geschaut
hatte.
Erschrocken
wich Serena zurück und brauchte einen Moment, sich wieder zu fassen.
Der
Streitwagen war wieder da und die vier feurigen Rösser beobachteten sie mit
ihren glühendroten Augen ebenso wie das letzte Mal.
Es
war ein Anblick, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte, doch
irgendwas war an ihnen, dass sie faszinierte. Ein Spiel mit dem Feuer. Einen
kurzen Augenblick dachte sie sogar wirklich darüber nach, sich den Streitwagen
näher anzusehen, aber das würde bedeuten, dass sie zu spät zum Dienst kommen
und Zeus ihr die Hölle heiß machen würde und das ganz ohne Feuerpferde.
In
schnellen Schritten lief sie den Gang entlang, ohne sich noch einmal umzudrehen
und so wurde sie immer schneller, bis sie schlussendlich rannte.
Ein
Unglück war bereits vorherzusehen und so eilte sie um die nächste Ecke, als
wäre der Teufel hinter ihr her und erblickte den entgegenkommenden Gott zu
spät.
Ein
dumpfer Aufschlag, gefolgt von einem tiefen Seufzer später und Serena lag auf
dem Boden.
Verwirrt
blickte die junge Halbgöttin auf und sah Hermes über sich gebeugt, der sie
sofort wieder auf die Beine zog.
Sie
hatte ihn in den letzten Tage nicht gesehen, umso verwunderter war sie nun, ihn
hier anzutreffen, doch anders als üblich, schienen seine Blicke ernst und seine
Arme verschlangen sich vor seiner Brust in einander. Augenblicklich entgleiste
ihr Gesicht und ihr anfängliches Lächeln weichte einer Lippen Berg- und
Talfahrt.
„Zeus
wünscht dich zu sehen!“, sprach er knapp und zeigte ihr den Weg, doch er
lächelte nicht wie sonst, wenn sie alleine waren - Kein gutes Zeichen.
Sicherlich
hatte sie etwas ausgefressen, wofür sie nun die Quittung erhalten würde.
Mit
erhobenem Haupt ging sie um ihren Bruder herum und lief direkt auf die große
Marmortür zu, hinter der sie ihrer Stiefmutter zuletzt
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