Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
noch die Stirn geboten
hatte. Sofort wurde ihr wieder flau im Magen. Hatte Hera möglicherweise etwas
damit zu tun? Hatte sie nun doch einen Weg gefunden sie rauszuekeln?
An
der großen Tür angekommen, legte sie ihre Hände auf den kalten Stein und
zögerte kurz.
Hermes
hatte ihr nichts gesagt. Er hätte ihr doch sicherlich einen Hinweis gegeben,
wenn Hera etwas damit zu tun hätte. Er wusste schließlich, dass die beiden sich
nicht leiden konnten.
Einen
Moment brauchte sie noch, um sich selbst zu fassen, ehe sie dann die massive
Tür aufschob, doch alles was sie dahinter vorfand, war ein leerer Raum. Niemand
war hier und nun fragte sie sich, ob sie sich nicht doch in der Tür geirrt
hatte. Aber Hermes hatte sie doch eindeutig auf diese verwiesen.
Langsam
trat sie ein und sah sich fragend um. Auf dem Tisch zwischen den zwei Sesseln
entdeckte sie schließlich zwei benutzte Keramiktassen und einen hölzernen
Teller, auf dem sich Essen befunden haben musste. Kurz zuvor war jemand in
diesem Raum gewesen, sonst hätte eine Bedienstete das Geschirr längst
weggeräumt. Höchstwahrscheinlich war es Zeus, doch wer saß ihm dann gegenüber?
Möglicherweise war Poseidon wieder hier. Sie hatte ihn in den letzten Tagen des
Öfteren in den Olymp einlaufen sehen, obwohl Athene ihr erzählte, dass er nur
gelegentlich vorbeikam. Vielleicht war es aber auch der Gott, dem der
mysteriöse goldene Streitwagen unten auf dem Festplatz gehörte, der fast
genauso oft wie Poseidon hier zu sein schien.
Ein
leises Klacken versicherte ihr, dass die Tür ins Schloss gefallen und sie nun
in diesem Raum eingesperrt war.
Es
war seltsam. Ihr Fenster zeigte zum Festplatz und dennoch bekam sie nie mit,
wenn der Streitwagen landete oder wieder abhob, auch hatte sie nie diesen Gott
zu Gesicht bekommen. Wohlmöglich war er auch nicht in das kleine Geheimnis
eingeweiht, das durch Demeter nun langsam brüchig wurde. Noch immer glaubte
sie, dass ihre Tante nicht nur etwas ahnte. Sie glaubte, dass sie es wusste und
dass sie das Lügengerüst über dem Olymp schon bald zum Einsturz bringen würde.
Plötzlich
öffnete sich die Tür zu Zeus' Schlafgemach und er kam mit mürrischem Blick
herein.
Als
er seine Tochter zusammengefahren am Tisch stehen sah, ließ er seine Schultern
sinken und schloss die Tür.
Er
schien erschöpft und ausgelaugt. Seine einst braunen glänzenden Augen waren
dunkel und glanzlos. Und in ihnen zeigte sich etwas, was Serena als Besorgnis
zu erkennen glaubte.
Er
wies sie an, sich zu setzten und ließ sich dann gegenüber von ihr nieder.
Eine
ganze Weile lang starrte er sie einfach nur mit leeren Blicken an und strich
durch seinen Bart. Eine seltsame Angewohnheit wenn er in Gedanken versunken
war, das hatte Serena gleich bemerkt.
Nur
wiederwillig ließ sie sich nieder und verhakte ihre Finger in den Armlehnen.
„Ich
habe dich heute Nacht schreien hören ...“, entfuhr es ihm dann leicht
zögerlich, während sich sein muskulöser Oberkörper nach vorne beugte. Serena entspannte
sich wieder.
„Ich
habe nur schlecht geträumt. Es ist …“
„Das
glaube ich nicht. Es war nicht das erste Mal!“, unterbrach er sie plötzlich
barsch und schaute tief in ihre Augen, als könne er aus ihnen herauslesen, ob
sie ihn anlog. „Ich mache mir Sorgen um dich Serena, das ist alles. Wenn etwas
ist, möchte ich, dass du mir das sagst!“, fuhr er ruhig fort und lehnte sich
wieder in den Sessel zurück, doch Serena wich seinen Blicken weiterhin aus und
schaute zu Boden.
Was
wollte er hören? Dass sie wie ein kleines Kind Alpträume hatte, die sie jede
Nacht wieder heimsuchten? Wollte er hören, dass sie schweißgebadet aus dem
Schlaf schreckte, wie ein kleines Mädchen, das sich vor den Monstern unter
ihrem Bett fürchtete? Für was hielt er sie? Für sein kleines Mädchen, seine
kleine Prinzessin? Sie war stark genug um damit alleine fertig zu werden.
Prompt
setzte sie ihr gelassenes Lächeln auf.
„Dieser
Ort ist fremd für mich Vater. Ich brauche einfach Zeit und das schlechte
Verhältnis zu Hera macht mir auch noch zu schaffen.“ Serenas Stimme brach bei
dem Gedanken an ihre unliebsame Stiefmutter.
Sie
sah in die nachdenklichen Augen ihres Vaters und lehnte sich dann nach vorne.
„Mir geht es gut, wirklich!“ Sie verlieh ihrer Aussage noch etwas Nachdruck,
indem sie den Blickkontakt wiederherstellte und ihn anlächelte. Noch immer
musterte er sie nachdenklich und atmete dann schwer auf.
„Na
gut, dann werde ich dir glauben,
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