Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
aber mach dir keine Sorgen um Hera!“
Sie
nickte einfach nur und erhob sich wieder. Sicher, dass das alles war, lief sie
wieder zur Tür und griff nach der Klinke.
„Serena?“
Mit
einem unguten Gefühl wandte sie ihren Kopf wieder zu ihrem Vater um, der sich
aus seinem Sessel erhoben hatte und seine Arme vor der Brust verschränkte.
Seine Augen strahlten plötzlich eine bedrohliche Strenge aus, die Serena für
einen Moment verunsicherte.
„Du
weißt, dass du keinem von unserem Geheimnis erzählen darfst … also sei
vorsichtig!“
Die
Wortbrocken blieben ihr wie ein Kloß im Hals stecken. Seine Worte klangen wie
eine Drohung in Serenas Ohren, die sie einschüchtern sollten. War es wegen
Helia, dem Dienstmädchen mit dem sie hin und wieder sprach? Sah er sie etwa als
Gefahr für seine Tochter?
Mit
einem hektischen Nicken verließ sie den Raum und blieb kurz fassungslos vor der
Tür stehen. Noch immer fiel es ihr schwer zu schlucken.
Erst
als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, legte sich das beklemmende Gefühl und
gab sie wieder frei, doch ihre Gedanken kreisten weiterhin um seine Worte.
Sei
vorsichtig , schoss es ihr immer wieder durch den Kopf. Die
gleichen Worte, die auch Demeter an sie gerichtet hatte.
Angespannt
blieb Serena an der großen Freitreppe stehen und sah wieder auf den Festplatz
hinab.
Als
hätte sie es nicht geahnt, war der Streitwagen verschwunden, schon wieder.
Immer
stärker wurde die Vermutung in ihr, dass die Götter versuchten, sie von allem
fern zu halten, was nur im Entferntesten gefährlich für sie werden konnte.
Sie
beobachteten sie Tag und Nacht und sicherlich würde es nicht lange dauern bis
jemand Verdacht schöpfte, der nicht in diese Geschichte eingeweiht wurde.
Auch
im Tempel ließen ihr die warnenden Worte ihres Vaters keine Ruhe. Sie konnte
nicht verstehen, wovor Athene und Zeus sie verzweifelt zu schützen versuchten
und dennoch eine Gefahr wie Hera von ihrer Existenz erzählen konnten. Wer hätte
einen besseren Grund ihr schaden zu wollen?
Als
sie die letzte Kerze am Fuße der bronzenen Athene-Statue anzündete, fühlte sie
sich wie damals in Athen, kurz nachdem sie aus dem Waisenhaus geflohen war und
Zuflucht in ihrem Tempel suchte. Zusammengekauert saß sie am Fuße der Göttin
und blickte zu ihr auf.
Es
war, als würden die glänzenden Augen der Statue auf sie herab sehen. Ein Gefühl
von Sicherheit hatte sich auf ihre Seele gelegt. Noch immer spürte sie das leichte
Kribbeln auf ihrer Haut, als sie glaubte, Athene hätte sie in ihrem Tempel
beobachtet und ihr Trost gespendet. Es waren nur Fetzen, an die sie sich im
Einzelnen aber noch ganz genau erinnern konnte.
Der
Tempel der Göttin hatte ihr stets einen Unterschlupf gewährt und sie war
Dankbar für ihre Obhut, doch als sie nun in die ruhige Kerze der Flamme sah,
erinnerte sie sich auch an die letzten Ereignisse.
Der
endlos tiefe Fall in das Wasserbecken, das Gesicht der Statue, das sie sah,
kurz bevor alles schwarz wurde, doch schmerzhafter waren die Erinnerungen an
den kleinen Waisenjungen, um den sie sich gekümmert hatte - Lisias .
Oft
hatte sie in den letzten Tagen an ihn gedacht und jede Erinnerung war
schmerzhafter als die davor. Zu gerne würde sie ihm helfen.
Bei
dem Gedanken, dass es auf dem Olymp so viel Nahrung gab, die nicht verbraucht
wurde und die die Waisenkinder über Monate ernähren könnte, wurde ihr unwohl,
doch sie konnte nicht weg von hier. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, dass sie ein
Vogel in einem Käfig war.
Man
redete ihr ein, sie könne sich frei bewegen, doch sie würde niemals auf die
andere Seite des Gitters kommen. Dies war nun ihre Welt, ihr Leben, ihr
Zuhause. Ein Palast aus Gold. Ein Käfig ohne sichtbare Eisengitter, doch ohne
Zeus wäre sie jetzt tot und somit auch keine Hilfe für Lisias und die anderen.
Sie konnte nur hoffen, dass Hermokrates gut für sie sorgen würde.
Gedankenvoll
verließ sie nach ihrem Dienst den Tempel und machte sich auf den Weg zurück in
ihr Gemach. Die Sonne hatte den Himmel bereits in einen angenehmen rötlichen
Ton gefärbt und ließ ihr bewusst werden, dass die furchteinflößende Nacht nicht
mehr fern war.
Mit
einem warmen Schauer auf der rechten Schulter, wurde sie plötzlich aus ihren
tiefen Gedankengängen gerissen und stolperte um ein Haar fast über ihre eigenen
Füße.
Als
sie sich umdrehte, sah sie in Athenes strahlendes Gesicht. Ihre
haselnussbraunen Augen funkelten förmlich als sie ihre Schwester wohlauf
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