Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
vorfand,
doch Serena schien über diese Begegnung alles andere als erfreut.
Es
zählte zu den Angewohnheiten der Göttin, sich immer von hinten an sie heran zu
pirschen und sie dann in einem ungünstigen Moment so zu erschrecken, dass ihr
Herz fast stehenblieb.
Einen
Moment, in dem Serena sich die Blöße gab, Angst zu zeigen, wurde gleich wieder
von ihrer taffen Fassade ummauert.
„Was
suchst du hier? Jemand könnte dich sehn!“, fauchte sie fast schon und lief
langsam weiter, dicht gefolgt von ihrer gut gelaunten Schwester.
„Keine
Sorge. Es ist niemand in der Nähe!“, grinste Athene frech und musterte sie
regelrecht. „Du siehst nun deutlich besser aus als zuvor.“
Die
junge Halbgöttin hielt inne und drehte sich wieder zu ihr um, doch noch bevor
sie darauf antworten konnte, raubte ihr ein lautes Klirren den Atem und ließ
beide irritiert aufblicken. Es kam aus dem Festsaal, in dem Serena vor kurzem
noch diese unangenehme Begegnung mit der Göttin Demeter hatte.
Ein
lauter zornerfüllter Schrei durchbrach die kurz eingetretene Stille und ließ
sie für einen Moment der Überraschung zusammenfahren.
Serena
erkannte sofort, wem diese aufgekratzte Stimme gehörte und schüttelte
nachdenklich den Kopf. Es benötigte kein Ratespiel, um herauszufinden, worum es
ging. Der übliche Streit zwischen Hera und Zeus. Eine ruhelose Auseinandersetzung,
die mit viel Geschrei, einem höllischen Unwetter und einer nicht ernst
gemeinten Versöhnungsumarmung stattfand, ehe sie schon bald von neuem losbrach,
doch diesmal war es anders.
Bei
den beiden flogen jedes Mal die Fetzen, dass die Mauern des Olymps dabei nicht
wie ein Kartenhaus zusammenfielen, war schon ein großes Glück für alle
Unbeteiligten, doch nie zuvor war dabei etwas mutwillig zu Bruch gegangen und
Serena wusste, dass es bei diesem Gegenstand auch sicherlich nicht bleiben
würde.
„…
Es ist mir egal wer sie ist … es ist genug Zeus. SIE MUSS WEG!“, schrie die
erzürnte Göttin wutentbrannt, ehe ein erneutes Poltern zu den beiden rüber
drang.
„Naja,
sie wird sich bestimmt gleich wieder beruhigen. Lass uns gehen, bevor sie
mitbekommen, dass wir sie belauschen!“, stotterte die jungfräuliche Göttin
sichtlich beunruhigt und wollte Serena mitziehen, die wie gebannt auf die
großen Türen schaute. Als diese jedoch den Wiederstand ihrer Schwester spürte,
riss sie ihren Arm los und steuerte direkt auf das feindliche Gebiet zu.
Es
würde nicht aufhören. Athene log. Es würde niemals aufhören, nicht ehe eine von
beiden verschwand oder den Tod fand und bei Serenas Glück und der Tatsache,
dass Hera eine unsterbliche Göttin war, würde sie dieses Schicksal sicherlich zuerst
ereilen.
Athene
lief ihr nach und versuchte mit Vernunft auf sie einzureden, doch Serena
ignorierte sie einfach. Ihre Füße marschierten wie von alleine auf die großen
Türen zu. In ihren Augen, ein ausdrucksloser Blick, den nicht einmal sie selbst
deuten konnte. Ohne anzuklopfen, durchbrach sie die feindlichen Linien und fand
sich im totenstillen hellbeleuchteten Festsaal wieder.
Bereits
als sie die Tür aufschob erblickte sie die weit verstreuten Splitter eines
Kruges vor sich, den Hera in ihrer unbändigen Wut auf Zeus zu Boden geworfen
hatte. Und nun, da sie vor ihr stand, einfach in das feindliche Territorium
eingedrungen war, ohne überhaupt genau überlegt zu haben, was sie sagen sollte,
würde sie am liebsten wieder kehrtmachen und die Türe hinter sich zu ziehen,
doch es war zu spät.
Als
die Halbgöttin schließlich ihre Blicke hob und zur hasserfüllten Stiefmutter
aufsah, die nicht glauben wollte, dass sie einfach in diese Auseinandersetzung
reingeplatzt war, schluckte sie schwer und verkniff sich ein freundliches ‚Hallo‘
gleich wieder.
„Jetzt macht sie auch noch was sie will.
Da siehst du, wie dieses Gesindel diesen heiligen Ort beschmutzt. Du hast sie
nicht unter Kontrolle, genauso wie du die anderen nie unter Kontrolle
hattest!“, schrie sie ihren Mann an und ließ Serena dabei völlig außer Acht,
doch sie hasste es, nicht beachtet zu werden, während man abfällig über sie
redete, als wäre sie ein streunender erkrankter Hund, der kurz davor stand den
Löffel abzugeben.
„Hera,
sie ist immer noch meine Tochter, also wage es nicht so über sie zu reden!“
„ES
REICHT!!!!!!!!!!!!!!!“, polterte die aufgebrachte Stimme der Halbgöttin
plötzlich durch den Olymp, als sich die Ereignisse überschlugen und ließ die
sonst so erhabenen Götter
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