Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sie, dem Thema
Einhalt zu gebieten.
Als
Göttin der Jagd und der Frauen konnte Artemis nahezu perfekt mit Waffen umgehen
und legte viel Wert darauf, dass ihre untergeordneten Schützlinge die
Selbstverteidigung beherrschten, dass wusste sie. Vielleicht interessierte sie
es deshalb, wie talentiert Serena im Umgang mit einem Schwert war. Vielleicht
würde sie ihr sogar helfen ihre Fähigkeiten weiter auszubauen, denn Athene
schien sich in dieser Hinsicht quer zu stellen, doch auch sie schien nicht
daran interessiert zu sein, ihr in irgendeiner Weise helfen zu wollen.
„Nichts
ist unwürdiger als eine Frau, die sich einem Mann unterwirft“, fuhr Artemis
plötzlich mit einem harten Unterton fort und sah in die Ferne.
Serena,
nun völlig verwirrt, schüttelte fragend den Kopf.
„Du
verleugnest dein Leben, deine Identität und deine Vergangenheit und lässt dich
einem Dienstmädchen gleich setzen um auf dem Olymp zu sein …“
„Ich
verleugne nicht wer ich ...“
„Du
folgst den Anweisungen eines Mannes, den du nie zuvor gesehen hast!“,
unterbrach Artemis sie nun sichtlich gereizt und warf ihr einen verachtenden
Blick zu.
Serena
hielt kurz inne und schaute dann auf den See hinab.
„Ich
habe mir lediglich eine Familie gewünscht!“
„Wenn
du nicht langsam anfängst auch einmal egoistisch zu denken, wird dich dieser
Wunsch ins Verderben stürzen!“
In
den strahlendgrünen Augen sah Serena eine furchteinflößende Bedrohung, die
gleiche, die sie sonst auch in Heras Augen sah. Wollte Artemis sie etwa auch loswerden?
War sie möglicherweise eine Verbündete?
Ein
unbehagliches Gefühl durchfuhr ihren Körper, als die Göttin sie abwertend
musterte. Sie hatte das Bedürfnis schleunigst zu verschwinden und dies ließ sie
sich nicht zweimal durch den Kopf gehen. „Ich muss jetzt gehen!“, würgte Serena
das Gespräch abrupt ab, sprang auf und lief in schnellen Schritten zum Olymp
zurück. Sie erwartete noch einen hasserfüllten Ausruf, den die Göttin ihr
hinterher warf, doch nichts. Artemis sah ihr einfach nur mit leeren Blicken nach,
wandte sich dann jedoch wieder dem Dickicht zu und schien die junge Halbgöttin
gleich wieder vergessen zu haben. Diese eilte die Freitreppe hoch und ließ sich
die Worte der Göttin noch einmal durch den Kopf gehen. Sie betrachtete sie als
eine Warnung, doch wovor? Wollte sie ihr etwa ebenso wie Demeter eine unterschwellige
Botschaft mitteilen oder war es eine Warnung vor den Rachefeldzügen der
gekränkten Hera?
Serenas
Stimmung war bereits auf dem Tiefpunkt. Sie konnte sich nicht helfen, aber
scheinbar versuchte hier jeder zweite Gott ihr das Leben zur Hölle zu machen,
doch vielleicht hatte Artemis gar nicht so Unrecht. Nachdem sie hier auf dem
Olymp ankam, hatte sie sich jeden Tag verstellt, um ihr wahres Ich zu verbergen
und ihrem Vater zu gefallen. Ob sie sich dabei wohl fühlte, schien völlig
irrelevant und keinen zu kümmern, nicht einmal sie selbst.
Die
Sonne war bereits hinter den Bäumen verschwunden und der Himmel kleidete sich
allmählich in einen schwarzen Schleier. Für Serena war es höchste Zeit in ihrem
Gemach zu verschwinden, denn Zeus wollte nicht, dass sie nachts alleine draußen
herumirrte, doch eine Silhouette an der Balustrade ließ sie aufmerksam werden.
Es war die Gestalt einer kleinen Person.
Im
ersten Moment dachte Serena, es sei Hera und schluckte schwer, doch bei
genauerem Betrachten, erkannte sie das seidene Gewand ihrer Schwester, die sich
mit den Armen auf die Balustrade lehnte und zusah, wie die letzten Sonnenstrahlen
am Horizont verschwanden.
„Athene?“
Doch auf eine Antwort wartete die Halbgöttin vergeblich. Erst als sie näher
heran trat, konnte sie sicher sein, dass es sich bei der schwarzen Gestalt um
die Göttin der Weisheit handelte, doch sie sah nicht etwa die Sonne verschwinden.
Ihre Aufmerksamkeit galt einem schwarzen kleinen Federknäul auf dem Handlauf. Serena
dachte erst an einen Raben, doch dafür war dieses etwas zu klein.
Wieder
spitzte sie ihre trockenen Lippen und holte Luft, doch noch ehe ein Ton ihren
Mund verließ, drehte Athene ihren Kopf zu ihr um. Sie hielt inne als die großen
haselnussbraunen Augen sie anstarrten.
Erst
als sie ihr ein leichtes Lächeln schenkte, konnte Serena sich überwinden zu ihr
zu kommen, doch noch ehe sie bei ihr war, drehte sich auch der dunkle
Federknäul zu ihr um und zwei große sandfarbene Augen starrten sie an. Nur mit
Mühe konnte die Halbgöttin einen Schreckensschrei
Weitere Kostenlose Bücher