Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Unglücklich an einem Ort gefangen, den sie für das kommende halbe
Jahr nicht mehr verlassen durfte. Wie kann Zeus erwarten, dass ich das
Vergangene vergesse, dass ich vergesse, was er mir antat, was er meiner Tochter
antat?“ Hilfesuchend sah Demeter zu der Halbgöttin auf. Diese, noch immer
mitgenommen von der Erzählung über den Raub von Persephone, atmete tief durch
und nickte zitternd.
„Aber
was habe ich damit zu …?“
„Serena, hier bist du!“ Eine besorgte
Stimme fiel der Halbgöttin ins Wort, ehe sie in Erfahrung bringen konnte, warum
sie glaubte, dass auch ihr Leben in Gefahr war. Beide drehten sich fragend um
und erblickten Athene, die sichtlich erleichtert zu ihnen kam.
„Ist
alles in Ordnung? Ich dachte schon, Hera würde euch jeden Moment den Kopf
abreißen!“, sprach sie nun zurückhaltend als sie Demeter erblickte.
„Ich
sollte nun gehen, aber vergesst meine Worte nicht. Nichts ist wie es euch am
Anfang erscheint. Nur der Spiegel zur Seele hilft euch zu ergründen, was wahr
und falsch ist“, flüsterte Demeter der jungen Halbgöttin beim Vorbeigehen zu
und lief den langen Korridor entlang, ehe sie in einen anderen einbog und aus
Serenas Blickfeld verschwand, die ihr noch fragend nachschaute.
Als
sie die kühle Hand von Athene auf ihrer Schulter spürte, fuhr sie jedoch
erschrocken um und sah in die großen braunen Augen ihrer Schwester.
„Hey,
was hat sie dir erzählt? Du siehst so verängstigt aus?“, stichelte Athene nun
neugierig.
„I-Ich
erinnere sie an ihre Tochter …“, entfuhr es Serena zögernd.
Sie
wusste, dass sie nun gerade die einzig vertraute Person anlog, die sie kannte.
Aber sie war sich sicher, dass wenn sie ihr nun erzählen würde, dass Demeter
über ihre Identität Bescheid wusste oder sie erfahren würde, in welches Licht
sie Zeus gerückt hatte, sie sicherlich nicht mehr die warmherzige Göttin sein
würde, die sie in Serenas Augen glaubte zu sein.
Sie
war sich sicher, dass es besser so war, doch eigentlich, war sie sich in
Garnichts mehr sicher.
Die
letzten Tage hatten viel verändert und vor allem für viel Verwirrung in Serenas
Kopf gesorgt. Zeus war ein liebender Vater. Er war ein Vater, den sich Serena
zurückgewünscht hatte, doch Demeter sprach über ihn, als wäre er ein
Sklaventreiber, ein Menschenhändler, ein Verrückter, der sich nur um sein
eigenes Wohl sorgte. Und Zeus sprach über Demeter, seine eigene Schwester, die
Mutter seiner einstigen Tochter Kore, als wäre sie eine durchgeknallte Irre,
die auf Rache aus war und sie an Hades verraten könne. Dann ihre ‚geliebte‘
Stiefmutter Hera.
Zum
einen hasste sie die Halbgöttin über alles und dann schien sie, nur für einen
kurzen Moment, wie ausgewechselt. Und nicht zu vergessen Athene. Die Person,
der sie hier am meisten vertraute, verhielt sich auch recht sonderbar, wenn es
um Demeter und ihre Tochter ging. Das Verhältnis zwischen Poseidon, der auch
immer öfters auf dem Olymp auftauchte, zu Athene und Zeus schien auch recht
angespannt zu sein und dann waren da ja auch noch die feurigen Rösser, deren
Besitzer sie noch nie gesehen hatte, doch Serena bemerkte auch Veränderungen an
sich selbst. Die Gefühlsausbrüche vor Zeus und Hera waren nur einige von
vielen, das wusste sie, jedoch war viel Zeit seit dem letzten vergangen und
diesmal hatte sie sich noch unter Kontrolle. Aber was, wenn die Zeit käme, in
der Kontrolle keine Bedeutung mehr haben würde?
Sie
musste sich schnellstens eine Ablenkung einfallen lassen. In Athen hatte sie
keine Zeit sich Wutausbrüche zu leisten. Sie hatte eine Verantwortung Lisias
und den anderen gegenüber, doch hier war sie eine Zielscheibe für Verwirrungsversuche
und Hera.
Kopfschüttelnd
wandte sie sich Athene zu und sah ihre Schwester mit großen Augen an. Dann fiel
ihr plötzlich ein, wen sie vor sich hatte.
„Athene,
ich möchte, dass du mir das Kämpfen mit dem Schwert beibringst!“ Doch als sie
das fassungslose Gesicht der Göttin sah, wusste sie die Antwort, noch bevor sie
sie aussprach.
„Ich
denke nicht, dass Zeus das für gut heißen würde“, erwiderte Athene und
verschränkte abwehrend ihre Arme.
Natürlich
würde Zeus etwas gegen die heimlichen Trainingsstunden haben. Er sah sie als seine
kleine Prinzessin, doch Serena verspürte jenes Verlangen, das sie damals in der
Schmiede hatte, wenn sie das alte Schwert ihres Vaters in den Händen hielt.
Ein
Schlag versetzte sie in Unruhe - Das Schwert. Sie hatte es schon fast
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