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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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heimkehren?«
    »Ihr wisst, dass es so viel billiger war, als hätte man die Säulen aus massivem Stein gefertigt, das kann Euch jeder Baumeister bestätigen«, versucht der Mann zu seiner Rechten ihn zu beschwichtigen.
    »Ja, billiger, das ist alles, was den Propst und den Bischof zu interessieren scheint, aber ist es auch haltbar genug, wenn man die hohlen Säulen mit Schutt auffüllt? Sie sollen einst ein Gewölbe tragen! Nicht nur eine flache Decke. Und auf Strebepfeiler verzichten wir auch! Die himmlischen Heerscharen werden unsere Kirche schon zusammenhalten!«
    »Nun beruhigt Euch doch, verehrter Bruder, die Baumeister wissen, was sie tun.«
    »So? Das Einzige, was diese Handwerker wissen, ist, was wie viel Geld kostet. Ohne Geld keine Stützmauern und kein massiver Stein! Wer hat es denn jemals ausprobiert, ob solche Fasnachtssäulen allein ein Kirchengewölbe tragen können? Ihr hofft ja nur, dass es nicht Eure Köpfe sind, über denen es einst zusammenbricht! Aber die alte Kirche war den Herren von St. Peter ja nicht mehr fein genug! Man muss mithalten mit den reichen Stiften!« Er schnaubt unwillig durch die Nase. »Besser
eine alte Kirche, in Liebe zu Gott und mit Verstand solide gebaut, als dieses Flickwerk!«
    Der Domkapitular zu seiner Linken stürzt sich auf das Stichwort. »Alt und baufällig war die Basilika, das wisst Ihr doch. Man musste eine neue Kirche in Auftrag geben.«
    »Baufällig? Seht Euch das Westportal an. Ich kann bei diesen Mauern und Türmen nichts Baufälliges entdecken!«
    »Aber das Problem mit dem Wasser!«, kommt Hilfe von der anderen Seite. »Wenn der Neckar im Frühling stieg, stand das Kirchenschiff schnell unter Wasser. Noch heute haben wir im Kreuzgang damit zu kämpfen.«
    Für einen Moment ist dem Dekan der Wind aus den Segeln genommen. Dass der Kirchenboden nun fast drei Fuß höher liegt, ist wahrhaftig ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist. Dennoch ist seine Munition noch nicht vollständig verschossen. Bevor er jedoch für einen weiteren Angriff Luft holen kann, verabschieden sich die beiden Herren und eilen davon. Juliana tritt heran und begrüßt den väterlichen Freund.
    »Ich grüße dich auch, liebes Fräulein«, sagt er, die Stirn gerunzelt, die Gedanken offensichtlich noch immer bei seinem steinernen Sorgenkind, denn er fährt gleich fort: »Oh wie prächtig hat man hier doch gespart! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, denn die Gläubigen Wimpfens durch dieses Portal« , schimpft er.
    »So schmal sind seine Türen doch gar nicht«, wehrt das Mädchen ab. »Wenn die Menschen hintereinander gehen, gibt es keine Schwierigkeiten. Schließlich soll man nicht der Völlerei frönen und seinen Körper mästen!« Aber das sind nicht die rechten Worte, den Dekan zu beruhigen.
    »Ach ja, wenn sie schön hintereinander gehen, meinst du«, poltert er und hebt die Hände. »Eine Schande ist es. Sie haben nichts begriffen! Der Aufbau einer Kirche muss einem göttlichen Plan folgen. Sieh es dir nur an! Da stellt man einen Apostel hierhin, den anderen dorthin, zwei der heiligen Könige innen, einen außen hin, und ein Franziskus – ich habe nichts
gegen den heiligen Mann, aber man muss doch eine Grundordnung einhalten – verdrängt die Heilige Jungfrau von ihrem Platz! Nur weil die Figuren schon mal da sind und man sie bezahlt hat, muss man sie auch irgendwo rund um die Kirche aufstellen, ohne Sinn und Verstand!«
    »Da die neue Westfassade nun nicht gebaut wird, für die sie gemeißelt wurden, wäre es doch schade, wenn sie keinen Platz unter den Augen der Gläubigen fänden«, wirft das Edelfräulein ein.
    »Aber doch nicht so!«, schimpft der Dekan. »Und dann noch dieses unsäglich missglückte Gesellenstück einer Madonna hier an der Mittelsäule – da muss ich mich nicht wundern, dass sich mein Magen zusammenkrampft!« Er wendet sich mit einem Schaudern ab. Juliana kann sich der heftigen Reaktion wegen ein Lächeln nicht verkneifen. Gut, das Original dieser Gottesmutter mit Kind, das im Chor steht, ist schöner und feiner gearbeitet, die Proportionen stimmiger, dennoch führt sie das Brummen in ihrem Leib eher auf die Zeit zurück, die seit dem Frühmahl vergangen ist, und auf den schnellen Ritt, denn auf eine missglückte Steinfigur.
    Zum Glück ist der Dekan den weltlichen Dingen nicht ganz entrückt, denn er lächelt nun das Ritterfräulein an.
    »Ich habe dich noch gar nicht nach dem Grund deines Besuchs hier gefragt. Ist die Edelfrau auch mit

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