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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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geschultert hatte und der einzigen Straße des Dorfes folgte. Erst säumten dicht aneinander gebaute Häuser den Weg, dann aus den gleichen hellen Kalkbrocken der Umgebung aufgeschichtete Mauern. Ein paar verkrüppelte Bäume schoben ihre Äste über die Mauerkronen. Die Wanderer folgten dem Tal, das sich gemächlich nach Süden bog. Im Talgrund hatten die Dorfbewohner Felder angelegt, kleine ummauerte Flecken mit fruchtbarer Schwemmerde, deren sattes Braun sich deutlich von den Hügelkuppen schied, auf denen offensichtlich kaum eine Pflanze gedeihen konnte. Fast weiß, in weichen Formen, die Abhänge vom abfließenden Wasser in tiefe Rinnen zerfurcht, begleiteten sie das Tal zu beiden Seiten. Wie ein weißes Band zog sich der Pfad zwischen Steinbrocken, Mauern und dürrem Gras oberhalb der Felder entlang. Bald mündete der Bach in ein breiteres Tal, in dem ein paar Weiden wuchsen. Mönche in grauen Kutten mit dem charakteristischen blauen Tau der Antoniter auf der Schulter arbeiteten auf den Feldern. Bald, nachdem der Weg wieder nach Westen schwenkte, sahen sie den
Konvent de San Antón vor sich aufragen. Juliana erkannte die Kirche und einen zweiten großen Bau mit einem weiten Torbogen. Von den anderen Gebäuden ragten nur die Dachgiebel über die Mauer heraus.
    »Der Weg scheint direkt auf das Kloster zuzuführen. Sollen wir nicht einen Bogen über die Felder schlagen?«, fragte das Mädchen nervös. Sie wollte diesen Menschen nicht zu nahe kommen.
    »Wir müssen das Kloster nicht betreten, der Weg führt durch den Bogen hindurch und an der anderen Seite wieder hinaus«, stellte Bruder Rupert fest. Andrés Kopf ruckte nach oben.
    »Da können wir nicht hin!«, stieß er hervor. Es waren seit dem Morgen die ersten Worte, die er sprach. Mit gesenktem Haupt war er mit einigem Abstand hinter den anderen hergetrottet. Sicher schmerzte ihn sein Kopf, dachte Juliana voller Mitleid. Sie selbst fühlte sich auch ganz schwach. Ihr Leib krampfte sich in regelmäßigen Abständen zusammen, und ihre Knie schienen nur mit Mus gefüllt.
    »Unsinn!«, schimpfte der Pater nur und schritt in seinen Sandalen weiter, gleichmäßig und hoch aufgerichtet, nicht anders als die Tage davor.
    »Wir wollen ja nicht ins Kloster und auch nicht dort rasten. Wir folgen nur dem Weg. Sie werden uns schon nicht wie Dämonen aus dem Dunkeln anspringen.«
    Da Bruder Rupert ihm ohne Widerrede hinterherging, folgten die beiden jüngeren Pilger, wenn auch mit deutlichem Missfallen in ihren Mienen. Düster ragte der Torbogen vor ihnen auf. Es war Juliana, als müsse sie durch die Hölle gehen.
    Es sind nur ein paar Schritte bis auf die andere Seite, versuchte sie sich zu beruhigen. Dahinter schien die Sonne wieder hell und warm auf den Weg. Sie sah hinauf zu den spitzbogigen Fenstern, über denen das Tau eingemeißelt war. Hinter den anderen trat das Mädchen in den Schatten des Bogens und schrak dann mit einem Aufschrei zurück. Drei Gestalten lösten sich
von den Steinblöcken und traten auf eine Nische in der rechten Wand zu. Nun sah das Mädchen, dass diese zwei verschließbare Durchbrüche enthielt. Einer wurde soeben geöffnet. Von einer grauen Kutte verhüllte Arme erschienen und stellten Schalen und einen Krug in die Öffnung. Mit nicht zu verbergender Gier griffen die drei zu. Es waren ein Mann und eine Frau in mittleren Jahren und ein junges Mädchen. Vielleicht ihre Tochter, so genau konnte Juliana die Züge nicht erkennen. Alle drei trugen Kapuzen, die sie weit in die Gesichter gezogen hatten. Juliana spürte den Drang, sich an die gegenüberliegende Wand zu drücken, doch sie presste die Lippen zusammen und folgte den anderen.
    Plötzlich drehte sich die jüngere Frau um und kam auf sie zu. Ihre Kapuze fiel herab und enthüllte die entstellten Züge. Sie sagte etwas, das Juliana nicht verstand. Das Ritterfräulein sah nur die mit offenen Ekzemen übersäten Hände, die sich ihr entgegenstreckten. Einige Fingerkuppen schienen bereits abgefault.
    Mit einem Schrei sprang Juliana zurück. Sie fühlte, wie ihr linker Fuß ins Leere trat. Der Knöchel knickte zur Seite und schlug gegen einen Stein. Juliana fiel. Schmerzhaft prallte ihre Hüfte gegen die Kante einer Mulde, die durch das Fehlen einige Steine des Straßenpflasters entstanden war. Stöhnend richtete sie sich wieder auf und griff nach Andrés Händen, die sich ihr helfend entgegenstreckten. Bruder Rupert schrie die Elenden an und scheuchte sie davon.
    »Bist du verletzt?«, fragte

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