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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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über dich bringen und über die, die dich lieben. Als Ritterfräulein sind deine Ehre und deine Jungfräulichkeit dein höchstes Gut, und deines Vaters Pflicht ist es, beides mit
seinem Leben zu beschützen.« Das Mädchen sieht die Mutter aus großen, blauen Augen an und versucht, ihr nicht zu zeigen, wie sehr sich alles in ihr gegen ihre Worte sträubt.

    Der Vater kommt erst zwei Tage später nach Wimpfen. Juliana wagt nicht nach ihrem Freund zu fragen, und von sich aus erwähnt der Ritter seinen Knappen nicht. Am fünften Tag kehrt die Familie zur Burg zurück. Juliana macht sich sogleich auf die Suche nach Wolf, kann ihn aber nirgendwo finden. Die Mägde und Knechte weichen ihrem Blick aus und flüchten sich in Ausreden und ihre Arbeit. Auch der Ritter scheint ungehalten und schimpft über den pflichtvergessenen Knappen. Juliana steigt auf den Bergfried, um Samuel zu fragen.
    »Wo kann er sich nur versteckt halten? Samuel, du weißt doch sonst immer über alles Bescheid, was auf Ehrenberg vor sich geht. Hat er sich bei dir auf dem Turm verkrochen?«
    Der alte Mann schüttelt den Kopf. »Vielleicht solltet Ihr Euch an den Gedanken gewöhnen, dass er weg ist und nicht mehr wiederkommt.«
    Das Mädchen reißt ungläubig die Augen auf. »Was? Wieso denn? Das ist doch nicht möglich.« Plötzlich fällt ihr etwas ein, und ihr Herz wird schwer. »Er ist fortgegangen, nach Santiago, nicht? Wie er es immer gesagt hat.«
    Der Türmer lässt den Blick in die Ferne schweifen. »Vielleicht« , murmelt er.
    »Wie kann er nur!«, ruft das Mädchen. »Der Vater hat allen Grund, wütend auf ihn zu sein. So ohne ein Wort seinen Herrn zu verlassen, dem er geschworen hat, als Knappe zu dienen!« Sie ist zornig und schlägt mit den Fäusten auf die hölzerne Brüstung ein. »Ich kann es nicht glauben. Wegen einer Tracht Prügel einfach wegzulaufen. Das hätte ich nie von ihm gedacht!«
    »Man darf nicht urteilen, wenn man nur die eigene Wahrheit kennt«, sagt der alte Mann, den Blick fest auf die fernen Türme
Wimpfens gerichtet. »Der Ritter kann sich leicht in seinem Zorn vergessen.«
    »Ach was!«, schimpft das Edelfräulein. »Es ist unwürdig davonzulaufen. Vaters Wut – so heftig sie auch aufflammen mag – ist stets schnell wieder vorüber.«
    »Hm«, Samuel wendet sich ab und schlurft in sein Turmzimmer hinunter.
    Der Gedanke, der Vater könne Wolf in seiner eifersüchtigen Wut vielleicht totgeschlagen haben, kommt dem Mädchen nicht. Juliana ist sich sicher, dass der Freund in diesem Augenblick gen Süden wandert, auf der Straße nach Sankt Jakob.



33
Villasirga 21
     
    J uliana war schon fast eingeschlafen, als ein Geräusch die Schläfrigkeit vertrieb. Der Schrei eines Nachtvogels? Der Wind blies über ihre Haut und wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Das Mädchen strich sie ungeduldig hinter das Ohr und drehte sich zur Seite. Schritte näherten sich zaghaft. Sie spürte es mehr, als dass sie es hörte. War das wieder André? Der Silhouette nach gut möglich. Er trug sein Bündel auf dem Rücken und hielt den Stab in der Hand. Was hatte er vor? Er blieb neben ihr stehen, beugte sich herab und strich ihr so leicht wie der Nachtwind über die Locken.
    »Möge Jakobus dich beschützen«, hauchte er, wandte sich ab und schritt davon.
    Wo wollte er mitten in der Nacht hin? So ganz allein? Hatte er vor, heimlich ohne seine Reisebegleiter weiterzuwandern? Das würde sie nicht zulassen! Sie wollte gerade aufspringen, als eine Stimme ganz in der Nähe sie zurückhielt.
    »Ich dachte, die Erschöpfung drückt dich nieder, junger Rittersmann.«
    André blieb stehen, antwortete jedoch nicht. Bruder Rupert warf seinen Mantel ab und erhob sich. André ging weiter, aber der Bettelmönch verstellte ihm mit seinem kräftigen Leib den Weg.
    »Kann es einen guten Grund geben, der dich mitten in der Nacht davontreibt?«
    »Es gibt einen Grund, doch der geht Euch nichts an«, zischte André durch die Zähne.
    »Ach ja, die üblichen Geheimnisse, die du eifrig sammelst, um sie auf deine Seele zu laden. Fürchtest du nicht, die Last könnte eines Tages zu schwer werden?«
    »Ich werde schon jemanden finden, der sie mir wieder nimmt. Vielen Dank für Eure Besorgnis.«
    Der Bettelmönch stieß einen kurzen Laut aus, der Ärger oder auch ein unterdrücktes Lachen bedeuten konnte. »Du Narr, komm hierher und erzähle mir davon. Die Nacht ist finster. Stelle dir einfach vor, ich wäre dein Beichtvater.«
    »Pater Bertran hat bereits mit

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