Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
Katzendamen. Wo hast du deine Brut versteckt?«
Wolf hilft ihr suchen und hat das Katzennest bald gefunden. »Hier sind sie. Drei Junge hat sie geworfen.«
Juliana krabbelt rasch durchs Heu herbei und drückt sich eng an den Freund, um auch in die Höhle unter den an der Wand lehnenden Zuber sehen zu können.
»Nein, sind sie nicht süß?« Wolf rückt ein Stück von ihr ab und überlässt ihr den Platz vor der Katzenhöhle.
»Bleib hier. Du musst sie dir anschauen! Sie haben gerade erst die Augen geöffnet. Ach, sieh nur diese winzigen, runden Öhrchen! Und diese Pfoten, auf denen sie so tollpatschig herumtorkeln!«
»Ich habe schon eine Menge Katzen gesehen«, brummt Wolf ein wenig abweisend.
»Die schwarze dort hinten mit dem weißen Fleck auf der Nase und den weißen Pfötchen ist aber allerliebst!«, beharrt das Mädchen.
»Ob weißer Fleck oder nicht, dein Vater wird sie ersäufen, wenn er sie zu Gesicht bekommt!«
»Du bist ein widerliches Scheusal!« Juliana wirft ein Holzstück nach dem Freund, doch der weicht geschickt aus.
»Ich? Nur weil ich die Wahrheit sage? Ich will sie ja nicht ertränken! Obwohl es schon stimmt, dass sich inzwischen ein paar Katzen zu viel auf der Burg herumtreiben.«
Juliana wirft sich auf den Freund und versucht, ihn an den schulterlangen Haaren zu ziehen, doch Wolf ist flinker und stärker als sie.
»Nun ist es aber genug!«, ruft er, packt sie und wirft sie ins Heu. Juliana kichert und beißt ihn in die Wade. Wolf lässt sich neben sie fallen. »Das war eines Fräuleins nicht würdig!«, rügt er sie mit gespielter Strenge in der Stimme. »Was kicherst du so, du kleiner Kobold? Willst du denn gar nicht erwachsen werden?« Er piekt sie in die Seite. »Was? Ach, das kitzelt? Und wie ist es hier? Oder hier?« Das Mädchen hält sich den Bauch vor Lachen.
»Hör auf!«, japst sie und wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Wolf lässt sich rückwärts ins Heu fallen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. »Gut, dann erzählen wir uns Geschichten. Du fängst an!«
»Gleich«, ruft sie und rutscht zu Boden. Sie legt sich vor der Katzenhöhle auf den Bauch und holt die drei Jungen eines nach dem anderen heraus. Mit ihrer Beute kehrt sie zu Wolf zurück und bettet die Kätzchen sorgfältig in eine Heukuhle. Der Freund verdreht die Augen.
»Was? Ich wärme sie nur, solange ihre Mutter auf Mäusejagd ist. Wenn Mondauge zurückkommt, bringe ich ihre Kinder sofort in ihr Nest.«
»Wie kann man eine Katze nur Mondauge nennen!«
Juliana knufft ihn in den Arm. »Still jetzt. Wie soll ich mir denn bei deinem Geschwätz etwas ausdenken?«
Die Geschichte von zwei Waldtrollen, die von einem Kobold verzaubert werden und Hilfe bei einer Wasserfee suchen, ist noch nicht weit gediehen, als sich Schritte der Scheune nähern. Juliana verstummt und drückt sich tiefer ins Heu. Es sind Männerstimmen. Ist der Vater zurückgekehrt? Anscheinend hat auch der Freund die Stimme des Ritters erkannt. Sein Gesicht ist blasser als sonst. Warum reiten die Männer nicht die Rampe bis in die Burg hinauf?
»Du solltest deinen Surkot und die Schuhe wieder anziehen«, sagt Wolf mit belegter Stimme.
Juliana steigt über das Heu. »Ja, ich muss Vater fragen, ob wir heute noch nach Wimpfen reiten.« Die Vorfreude schwingt
in ihrer Stimme. Das Mädchen sieht an ihrer Cotte herab, die nun zerknittert und verschmutzt ist. So kann sie sich dem Vater natürlich nicht zeigen, aber das Überkleid wird die Flecken verbergen. Dann muss sie nur noch unbemerkt aus der Scheune schlüpfen und ihren Vater mit einem artigen Lächeln begrüßen.
»Wolf, nun komm schon her und hilf mir mit den Bändern!«, ruft sie ungeduldig.
Der Freund steigt gerade über den Heuberg hinweg, als der Ritter von Ehrenberg die Scheunentür aufreißt. Was immer er auch in diesem Moment hat sagen wollen, die Worte bleiben ihm im Hals stecken, und er starrt seine Tochter mit offenem Mund an. Auch die beiden jungen Leute scheinen zu Stein geworden zu sein. Juliana steht in ihrem schmutzigen Unterkleid vor dem Vater, den Surkot in der Hand. Wolf schlittert noch ein Stück den Heuberg herab und bleibt dann stehen. Das Haar verwirrt. Ein paar Halme stehen nach allen Seiten ab.
Juliana beobachtet den sich wandelnden Gesichtsausdruck des Vaters. Erst ist es Erstaunen, dann Erschrecken und Zorn, doch dann steigt etwas in seinen Zügen auf, das sie ängstlich zurückweichen lässt.
»Was soll das bedeuten?«, donnert er.
»Vater«,
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