Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
beschmutzen, hielt er das Pergament von sich und ließ es auf die glühenden Scheite fallen. Knisternd hoben sich die Flammen aus der Tiefe, flackerten auf und verschlangen das Schreiben. Es rollte sich zusammen, schwärzte sich und zerfiel.
Geld! Das war es. Immer ging es nur um Reichtümer – und um Macht. Die Templer waren zu einer eigenen Macht in den einzelnen Königreichen geworden, und sie waren sagenhaft reich. So reich, dass keiner mehr die Schulden beziffern konnte, die Philipp bei seinen treuen Tempelrittern angehäuft hatte. Sie hatten nicht nur den Staatsschatz des Franzosen gehütet. Ihre Burg war zur einzigen sicheren Zufluchtstätte geworden, als das Volk in Paris rebellierte. Welche Schmach für den stolzen Philipp!
Der König strich sich über das Kinn. Jakob begann zu verstehen, warum das Henkersbeil auf den Hals des Templerordens gefallen war.
Der König von Aragón zuckte mit den Schultern. Er konnte und würde nichts daran ändern. Was ging es ihn an, was dort in Frankreich vor sich ging? Aber welche Kreise würde es ziehen?
Ein Schreiben des Papstes konnte er ignorieren, Befehle verschleppen und Anweisungen in seinem Sinne auslegen. Doch wenn es hart auf hart kommen würde, könnte er es sich nicht leisten, die Gunst des Papstes zu verspielen und den Zorn des Franzosenkönigs auf Aragón zu richten. Nun, er würde abwarten, und wenn das Schicksal es so wollte, dann würde er eben seine Wachen zu den Burgen und Komtureien der Templer schicken müssen.
Ein Lächeln huschte über die dünnen Lippen des Königs. Er überlegte, welch Schätze die Templer wohl in Aragón angehäuft hatten …
Dichtung und Wahrheit
Die Kaiserpfalz Wimpfen und ihre Schutzburgen
J uliana von Ehrenberg, ihre Familie und ihre Reisebegleiter nach Santiago habe ich erfunden. Burg Ehrenberg, die Kaiserpfalz Wimpfen, das Kloster St. Peter in Wimpfen im Tal, Guttenberg und die Deutschordensniederlassung Horneck stehen noch, und ein Besuch lohnt sich.
Ehrenberg ist heute eine Ruine, die an die Deutsche Greifenwarte als Aufzuchtstation verpachtet ist, daher kann man sie nur von außen besichtigen.
Ein kleiner Absatz im Buch »Burgen und Schlösser am Neckar« von W. W. Kress über den Bergfried von Ehrenberg inspirierte mich zu der Geschichte über den toten Ritter im Verlies.
»Einen grausigen Fund machte man im Jahr 1805, als man einen ebenerdigen Eingang einbrach. Im untersten Raum fand man Ketten, eiserne Sporen, Gefäße und Menschenknochen.«
Es ist natürlich meine Erfindung, dass die Weinsberger mit diesem und anderen Verbrechen zu tun hatten. Die Familie möge mir verzeihen.
In Wimpfen stehen in der Pfalz noch zwei der Bergfriede, das Steinerne Haus, die Außenmauer des Palas und die Pfalzkapelle. Aber auch sonst ist Wimpfen mit seinen historischen Fachwerkhäusern interessant.
Im alten Ritterstift St. Peter leben heute Benediktinermönche. Pater Paulus zeigt Ihnen sicher gern die »baulichen Besonderheiten« , über die sich schon Gerold von Hauenstein im Roman ereifert hat. Er war 1307 übrigens wirklich Dekan von St. Peter.
Die Freiherren von Gemmingen kauften 1449 den Weinsbergern
Burg Guttenberg ab. Bis heute ist die Burg im Besitz der Familie von Gemmingen und ein wundervolles Zeugnis des Mittelalters. Sie kann besichtigt werden. Im alten Palas ist ein Museum eingerichtet. Im Burggraben hält die Deutsche Greifenwarte Greifvögel und zeigt bei Flugvorführungen ihr Jagdverhalten.
Der Jakobsweg
Die Pilgerbewegung zum Grab des Apostels Jakobus setzte im 9. Jahrhundert ein, nachdem das Grab um 820 in Asturien entdeckt worden war. Es war kein Zufall. Das winzige christliche Königreich benötigte einen starken Beschützer gegen die Mauren. Wer konnte sich besser eignen als der Apostel? Die Auffindung des Grabes wurde von langer Hand vorbereitet. Dazu gehörte eine überzeugende Geschichte, wie der Leichnam des im Heiligen Land geköpften Apostels nach Asturien gelangt war. Nun konnte Jakobus die Reconquista – die Wiedereroberung der spanischen Halbinsel – vorantreiben. Bereits in der Schlacht von Clavijo 844 soll der Apostel hoch zu Ross an der Spitze der asturischen Truppen erschienen sein, was ihm den Beinamen »Matamoros« – Maurentöter einbrachte. (D. Höllhuber; W. Schäfke 1999) Die Zeit für den neuen Pilgerweg war reif.
Zuerst waren es vor allem Adelige, die nach Santiago pilgerten. Ab dem 12. Jahrhundert wurden diese Pilgerreisen zu einem Massenphänomen. Aus dieser Zeit
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