Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
vorgelegt. Großmeister Jacques de Molay persönlich bat den Papst um eine Untersuchung der Vorwürfe, um sie zu entkräften. Am 24. August 1307 ordnete der Heilige Vater eine offizielle Untersuchung an. Die Templer wussten also, dass etwas im Gange war – mit solch einer drastischen Aktion hatten sie aber offensichtlich nicht gerechnet.
Es gab sicher mehrere Gründe, warum Philipp den Orden der Templer zerschlagen wollte. Er hatte Schulden bei ihnen und wollte sich ihre geradezu sagenhaften Schätze aneignen – die er allerdings nie gefunden hat. Er hasste sie, weil sie ihn angeblich – als er beim Volksaufstand in Paris bei ihnen Schutz suchte – hochmütig behandelt hatten. Er wollte den Papst schwächen und ihm zeigen, wer die Macht hat. Und vor allem wollte und konnte er in seinem Reich keine zweite Macht dulden. Es war die Zeit, in der sich der absolutistische Staatsgedanke herausbildete, und da gab es in Frankreich keinen Platz für einen reichen, mächtigen Ritterorden.
Zwei Tage nach der Verhaftungswelle schickte Philipp Briefe an die anderen Herrscher Europas. Darin legte er seine Gründe dar und forderte sie auf, es ihm gleichzutun. Schließlich war es sein Ziel, den Orden komplett zu zerschlagen. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Der Papst protestierte erst, beugte sich dann aber dem Druck Frankreichs. Die Herrscher von England, Kastilien und Portugal verhafteten erst nach einer Bulle des Papstes einige Templer. Allerdings waren die Ritter in diesem Fall gewarnt. Viele entkamen, ihre Güter wurden eingezogen. Jakob II. von Aragón allerdings wartete nicht die
päpstliche Bulle ab, ehe er begann, Templer zu verhaften. Sie besaßen mächtige Burgen, die der König haben wollte. In anderen Ländern ging ein großer Teil der Templerbesitzungen an die Johanniter. Auch traten viele der Tempelritter – nachdem sie ihre Sünden bereut und danach freigelassen worden waren – in den Orden der Johanniter ein.
In Frankreich gestanden viele Templer unter der Folter die ihnen vorgeworfenen Verbrechen, aus anderen Ländern sind aus den Verhören keine Geständnisse bekannt. Dies erzürnte den Papst, so dass er die Verantwortlichen aufforderte, endlich die Folter anzuwenden!
In Frankreich formierte sich Widerstand. Über 500 Templer (Ritter anderer Länder und vor allem dienende Brüder) wollten zur Verteidigung des Ordens aussagen. Da ließ Philipp 54 Tempelritter, die 1307 gestanden hatten, nun aber mit der Verteidigung im Rücken widerriefen, als rückfällige Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Der Widerstand brach in sich zusammen. Am 3. April 1312 hob Papst Clemens V. den Orden der Templer auf. Die letzten, die am 18. März 1314 auf den Scheiterhaufen stiegen, waren der Großmeister Jacques de Molay und der Meister der Normandie Geoffroy de Charney. Kurz nach ihnen, bereits am 20. April 1314 starb Clemens V. Dem folgte Philipp der Schöne am 29. Dezember des gleichen Jahres. Der Fluch, den der letzte Großmeister auf dem Scheiterhaufen über sie gesprochen haben soll, ist von den Chronisten allerdings nicht überliefert. Dafür aber eine letzte Verteidigungsrede an das Volk, in der er sagte, die Ketzereien und Sünden, derer man die Templer bezichtige, habe es nie gegeben. Der Orden und ihr Ordenshaus seien rein, rechtschaffen und katholisch gewesen. Dennoch habe er den Tod verdient und wolle ihn ohne Murren erleiden, denn er habe aus Angst vor der Folter und wegen der Schmeicheleien des Papstes und des Königs von Frankreich anfangs ein Geständnis abgelegt.
Wichtige Personen
Juliana von Ehrenberg :
Ritterfräulein, geboren 1290, schlank, blond, blauäugig und ziemlich starrsinnig. Reist ihrem Vater unter dem Namen Johannes nach Santiago hinterher.
Kraft von Ehrenberg:
Ritter, Julianas Vater, Burgherr von Ehrenberg, einer der Schutzburgen der Kaiserpfalz in Wimpfen. Wird unter Mordanklage zur Sühnereise nach Santiago geschickt.
Sabrina von Ehrenberg :
Edelfrau aus der Familie von Gemmingen, Julianas Mutter, muss hilflos erleben, wie alle ihre Kinder, außer Juliana, in jungen Jahren sterben.
Johannes von Ehrenberg:
Julianas Bruder, geboren 1305, gestorben 1307.
Pater Vitus:
Sabrina von Ehrenbergs Vetter, Burggeistlicher auf Ehrenberg, der sich am liebsten um die Weinvorräte kümmert.
Gerda:
Julianas altes Kinderfräulein, schon etwas taub und den Launen ihres Schützlings nicht gewachsen.
Wolf von Neipperg :
Knappe bei Ritter von Ehrenberg und Julianas Jugendfreund, geboren
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