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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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abwechselnd an. »Oder stimmen die
Gerüchte vom sagenhaften Reichtum und Überfluss, in dem die Templer schwelgen, etwa? Dann ist unsere Tafel natürlich nur Alltag für Euch!«
    War da ein Hauch von Abneigung gewesen? Gar Feindseligkeit? Gegen den Vetter der Mutter oder die Templer allgemein?
     
    Juliana liegt still auf dem Rücken, die Hände über dem Leib gefaltet, und versucht, sich jedes Wort, jede Geste, jeden Blick ins Gedächtnis zurückzurufen. Irgendwo in der Vergangenheit muss der Schlüssel zu dieser für sie unfassbaren Tat liegen. Sie will eine Antwort auf das Warum, das im Takt ihres Herzschlages durch ihren Geist hallt.
     
    »In den Regeln unseres Ordens haben unser Ordensgründer Hugo von Payens und der heilige Bernhard festgelegt, dass die Brüder dreimal in der Woche Fleisch zu essen bekommen. In guten Zeiten kann das Essen besser sein, in schlechten Zeiten müssen wir uns bescheiden«, erwiderte Ritter Swicker steif.
    »Also ich habe stets vortrefflich gegessen«, hörte Juliana den Franzosen sagen, doch Swicker fuhr fort, als habe er die Worte nicht vernommen.
    »Reich sind wir nicht, und wir leben auch nicht im Überfluss. Wir haben, wie alle Brüder anderer Orden, ein Gelübde abgelegt: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Was wir brauchen, um die Pilger zu schützen, das ist unser Eigentum: unsere Pferde, unsere Rüstung und unsere Waffen. Alles andere gehört dem Orden.«
    »Pilger? Was für Pilger? Das Heilige Land ist verloren. Ich glaube nicht, dass sich der Papst und der König auf einen neuen Kreuzzug einlassen.«
    Swicker sah Juliana an, die den Blick errötend senkte.
    »Das weiß bisher nur Gott der Herr. Es gibt immer Hilflose und Bedürftige, die es zu schützen lohnt. Denkt nur an Santiago, die Straße nach Sankt Jakob. Auch dort haben wir Burgen errichtet und wachen über die Sicherheit der Wege.«
     
    Santiago – da ist es wieder. Gibt es einen Zusammenhang? Warum schickt der Dekan Vater nach Santiago und nicht nach Rom? Auch dort würde er den Ablass für eine solch große Sünde wie einen Mord erhalten. Welche Absicht steckt dahinter? Oder ist es nur ein Zufall, dass Jakobus und nicht Petrus Vergebung schenken soll?
    Juliana fasst einen Entschluss. Sie wird nach St. Peter ins Tal gehen und mit Dekan von Hauenstein sprechen. Er muss es einfach zulassen, dass sie ihren Vater trifft und die in ihr brennenden Fragen stellen kann. Wird er ihr antworten? Wolfs Gestalt huscht durch ihren Sinn. Seine Stimme hallt geisterhaft in ihr wider. Wird auch ihr Vater von Sankt Jakob nicht zurückkehren? Ist das die letzte Möglichkeit in ihrem Leben, ihn zu sehen und zu umarmen?
    Juliana schlüpft unter der Decke hervor, greift nach ihren Kleidern und schleicht nackt und barfuß aus der Kammer. Einen Moment lauscht sie noch dem Schnarchen der Kinderfrau. Sie hat nichts bemerkt. Kein Wunder, sie ist nahezu taub. Vor vielen Jahren war sie die Amme der Mutter und drei ihrer Geschwister gewesen, zog sie auf und kümmerte sich um sie und blieb dann auch nach ihrer Vermählung bei Sabrina von Gemmingen, um nun für ihre Kinder zu sorgen. Doch die Mutter war nicht vom Glück gesegnet. Vier Totgeburten, zwei Kinder, die das erste Jahr nicht überlebten, und ein Sohn, den ein Fieber dahinraffte. Nur ihre erste Tochter – Juliana – hatte die schlimmen Jahre unbeschadet überstanden. Und dann war ihr durch Gottes Gnade vor zwei Jahren doch noch ein Sohn geschenkt worden. Johannes. Welch großes Glück! Der Vater bestand darauf, eine junge Amme zu nehmen, die Tag und Nacht über sein Wohlergehen zu wachen hatte. Er wollte kein Risiko eingehen, den ersehnten Erben wieder zu verlieren.
    Die Stube ist verlassen. Rasch schlüpft Juliana in Cotte, Surkot und Schuhe, hüllt sich in ihren Umhang und tritt auf die noch dunkle Gasse hinaus. Der Morgen ist kaum mehr als ein Schimmer am östlichen Horizont. Die Stadt schläft noch. Dennoch
ist es für das Edelfräulein nicht schwierig, die Bergstadt Wimpfen ungesehen zu verlassen. Seit vielen Jahren schon ist die Mauer für die aufstrebende Stadt zu eng geworden, die alles daran setzt, dem König immer mehr Privilegien zu entreißen, bis sie den anderen freien Reichsstädten ebenbürtig ist. Die Zeiten, da die Wormser Bischöfe hier das Sagen hatten, sollen endgültig vorbei sein. So kommen mit jedem Jahr mehr Bürger und Hintersassen. Auch einige Judenfamilien haben sich hier niedergelassen. Viele Jahre lang redete man nur davon, dass die Ansiedlung im Süden

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