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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verzeiht edle Frau«, er nickt Sabrina von Gemmingen zu, »warum der Ritter von Ehrenberg unseren Bruder erschlug, ohne dass dieser die Waffe gegen ihn erhoben hat.« Die Edelfrau zuckt zusammen und beißt sich auf die Lippe.
    In Juliana regt sich etwas. Es reibt wie ein Sandkorn im Auge. Es schmerzt und treibt einem Tränen auf die Wangen, ohne dass man die Ursache dafür sehen kann. Irgendetwas, das sie gehört hat, quält sie. Doch was? Und warum? Oder ist es nur der unglaubliche Vorwurf, ihr Vater wäre ein heimtückischer Mörder, den sie laut ausgesprochen nicht ertragen kann?
    »Ich kann den Zusammenhang nicht erkennen«, wundert sich der Pater.
    »Ein Streit«, sagt der Franzose. »Der Grund für diese Tat.«
    Pater Vitus und die Edelfrau sehen sich an. »Es gab keinen Streit«, wehrt Sabrina von Gemmingen ab. »Es war ein schöner, sonniger Morgen, und die Männer ließen den Greif steigen.«
    Jean de Folliaco lehnt sich ein wenig nach vorn. »Wart Ihr denn in seiner Nähe, so dass Ihr hören konntet, was gesprochen wurde?«
    Die Edelfrau schüttelt den Kopf. »Nein, aber als sie zusammen zurückkehrten, schritten sie in trauter Harmonie gemeinsam über den Hof.«
    »Der Vater war verstimmt, weil ich Swicker die Falken gezeigt habe«, platzt Juliana heraus. Alle Augen richten sich auf das Mädchen. Anscheinend haben die anderen vergessen, dass es mit am Tisch sitzt. Der Franzose zieht die Augenbrauen zusammen und betrachtet Juliana aufmerksam. »Ach, so ist das? Nun, vielleicht brauchen wir nicht länger zu rätseln?«
    Der Blick, mit dem er sie ansieht, ist eine einzige Beleidigung. Dafür würde sie ihm am liebsten ins Gesicht schlagen. Das Fräulein ballt unter dem Tisch ihre Hände zu Fäusten.
    »Juliana, geh hinauf in die Kemenate. Es wird Zeit, sich für das Spätmahl umzukleiden. Und lass dir das Haar richten!«
    Zwei blaue Augenpaare, die sich sehr ähnlich sehen, tragen einen stummen Kampf aus, wie üblich siegt das ältere. Das Mädchen senkt den Blick, erhebt sich und murmelt eine Entschuldigung. Auf der Treppe rafft sie ihre Röcke höher als nötig und stampft mit den Füßen auf die Holzbohlen. Wie kann die Mutter ihr das antun? Warum war sie so unbedacht, ihre Zunge nicht zu zügeln?
    »Es hat damit nichts zu tun«, zischt sie wütend. »Es war doch nur eine kleine Unschicklichkeit!«



11
La Puent de la Reyna
     
    D ie Sonne stand noch orangerot am Himmel, als die drei Wanderer die Mauern der Templeransiedlung erreichten. Der Weg führte durch einen überwölbten Durchgang ins Innere des Besitzes. Links lagen die Pilgerherberge und das Spital sowie der Wohnbereich der Tempelritter und ihrer Servienten, auf der anderen Seite des breiten Bogens erhob sich die einschiffige Kirche Santa María de los Huertos mit ihrem quadratischen Turm, auf dessen Spitze ein verlassenes Storchennest thronte.
    André strebte sofort auf den Eingang der Herberge zu. Er hatte sich beim Abstieg ins Tal hinunter einen Dorn in den Fuß getreten und litt offensichtlich mehr Schmerzen, als er zuzugeben bereit war. So betraten die drei einen niedrigen Gang, der sich zu einem Saal öffnete. Staunend blieb Juliana stehen. So viele Pilger hatte sie hier nicht erwartet. Fast alle Tische waren besetzt, obwohl es sicher erst in einer Stunde ein Nachtmahl geben würde. Zwei der dienenden Brüder gingen im Saal umher und begrüßten die Neuankömmlinge. Sie schenkten mit Wasser verdünnten Wein aus und sahen sich kleinere Blessuren an. Pilger mit schwereren Wunden oder fiebrig glänzenden Augen schickten sie ins Spital hinüber.
    »Mein Name ist Bruder Marcelo«, begrüßte sie ein gemütlich aussehender Servient und stellte für jeden einen Becher auf den Tisch. Die drei dankten ihm. »Kann ich euch sonst irgendwie zu Diensten sein? Wenn das Mahl fertig ist, werden wir die Glocke läuten.«
    André legte den Fuß auf die Bank und zog Schuh und Beinling aus. Anscheinend hatte er nicht den ganzen Dorn zu fassen bekommen. Ein Stück war abgebrochen und hatte sich nun tief
ins Fleisch gebohrt. Durch den Fußmarsch hatte sich die Stelle bereits entzündet, wie ein roter Rand um den Einstich zeigte.
    »Man muss den Span herausschneiden«, riet Bruder Rupert mit einem Blick auf den Fuß.
    »Ja, jemand, der etwas davon versteht!«, sagte der junge Ritter und rückte ein wenig von dem Bettelmönch ab. Offensichtlich wollte er nicht, dass dieser seinem Fuß mit einem Messer zu Leibe rückte. Er sah Juliana flehend an.
    »Ich?«, rief

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