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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dachte, ein Tempelritter sei ehrenhaft und verbreite niemals Lügen.«
    »Vielleicht hat er nicht richtig darüber nachgedacht, was er
da anrichtet«, sucht der Dekan nach einer Erklärung. »Es war ihm vermutlich nur darum zu tun, seine eigene Neugier zu vertuschen, derer er sich vermutlich schämte.«
    »Er hätte aber über seine Worte nachdenken müssen, bevor sie Unheil bringen«, ruft das Fräulein empört. »Ihr hättet sehen sollen, mit welcher Verachtung mich die beiden Kochendorfer angeblickt haben. Als sei ich eine«, sie sucht nach dem Wort, »eine Hure!« Die Erinnerung trifft ihren Stolz noch einmal tief. Der Dekan tätschelt ihre Hand.
    »Wie schnell ist das Böse doch gesät, und wie mühsam ist es, seine Wurzeln wieder auszureißen. Aber mach dir keine Sorgen. Sie denken nicht weiter schlecht von dir. Sie haben eingesehen, dass der Templer nur eine unbegründete Vermutung ausgesprochen hat. Hast du Angst, der junge Kochendorfer könne seine Werbung zurückziehen?«
    Juliana stößt einen Laut des Abscheus aus. »Aber nein! Wenn er sich nun von mir fern halten will, ist mir das eher Freude als Leid. Ich will nur nicht, dass sie in der Nachbarschaft schlecht von mir sprechen.«
    »Du scheinst ihn nicht zu mögen?«
    »Ich hasse ihn«, stößt sie leidenschaftlich hervor. »Oh bitte, helft mir, dass ich Wilhelm von Kochendorf nicht heiraten muss«, beschwört das Mädchen den Stiftsherrn und klammert sich an seinen Arm. »Die Mutter ist noch immer besessen von dieser Idee. Man könnte meinen, nichts wäre ihr wichtiger, als mich schnell an diesen Mann loszuwerden. Aber ich werde mich verweigern!«
    »Warum? Was spricht gegen ihn?«, fragt ihr Begleiter sanft.
    Ihr fällt da so einiges ein, die Scham ist jedoch zu groß, es vor dem Dekan in Worte zu fassen. »Nur so, ich mag ihn nicht und will auch noch gar keine Ehe eingehen«, stottert sie. »Kann ich nicht einfach warten – bis der Vater zurückkommt?«
    Zum zweiten Mal passieren sie die offene Palastür, und Juliana kann die Gestalt der Mutter erahnen, die einsam vor dem erloschenen Kamin sitzt.
    »Es kann lange dauern, weißt du? Du solltest nicht darauf warten.«
    »Dann habt auch Ihr Euren Glauben an ihn verloren?«, schluchzt das Ritterfräulein. »Warum habt Ihr ihn dann auf diese Reise geschickt?«
    »Weil es die richtige Entscheidung war! Dazu stehe ich heute wie in der Nacht seiner Abreise.«
    »Und dennoch wollt Ihr mir das Warum und Wohin nicht verraten«, begehrt Juliana auf.
    »Nein«, die Festigkeit seiner Stimme lässt keinen Raum zu hoffen. »Es ist für ihn, für deine Mutter und für dich so am besten. Und ich glaube auch, es wäre gut, wenn du dich zu dieser Ehe entschließen würdest. In unserer Welt sind Frauen nicht gut beraten, lange ohne männlichen Schutz zu sein. Nachdem es deiner Mutter nicht vergönnt war, dass ihre Söhne überlebten, liegt es nun in deinen Händen, einen Mann in die Familie zu holen.«
    Juliana macht sich von ihrem Mentor los und weicht zurück. »Auch Ihr habt Euch gegen mich verschworen und lasst Euch von den Kochendorfern für deren Machtpläne einsetzen.«
    Dekan von Hauenstein schüttelt den Kopf, kommt ihr aber nicht nach. »Nein, mein liebes Kind, ich spreche nicht für die Kochendorfer. Ihre Pläne interessieren mich nicht. Dein Leben interessiert mich! Ich möchte dir und deiner Mutter Schwierigkeiten ersparen. Glaube mir, ich kenne die Welt besser als du. Wenn es nicht der Kochendorfer sein soll, dann ist ein anderer Rittersohn aus dem Land ebenso recht. Gibt es denn eine angemessene Familie, die sich mit den Ehrenbergern verbinden möchte? Wen würdest du bevorzugen?«
    »Ach, mir sind sie alle lieber als der Kochendorfer.« Der Dekan zieht die Augenbrauen hoch.
    »Nun ja«, sie blickt zu Boden. »Wenn ich wählen könnte, dann den Weinsberger – Ritter Carl von Weinsberg!« Schließlich kann der Sohn nichts für die Sünden seines Vaters – zumindest
versuchte Juliana sich das seit dem vergangenen Jahr einzureden.
    Als sie aufsieht, erhascht sie den Zweifel in der Miene des Dekans. Er bietet ihr wieder den Arm und führt sie in den Palas zurück.
    »Ich versuche, auf die Sache Einfluss zu nehmen, mein Liebes, versprechen kann ich jedoch nichts. Konrad von Weinsberg ist ein stolzer Mann aus einer mächtigen Familie. Seinem Sohn stehen viele Türen offen.«
    »Ich weiß«, seufzt das Mädchen.



15
Stella
     
    A m Nachmittag, als sie einen Weiler erreichten und eine Brücke passiert

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