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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sind zwar abgereist, aber sie werden wiederkommen, ich habe selbst gehört, wie sie es der Mutter zusicherten. Sie sind der Familie weiterhin freundschaftlich zugetan, und sobald sich die unangenehmen Missverständnisse aufgeklärt haben, wird der junge Ritter seine Werbung um Euch fortsetzen.«
    Juliana schnaubt durch die Nase. »Das ist meine kleinste Sorge! Ich werde ihn nicht heiraten, das schwöre ich dir. Mir wäre es lieber, wenn sie gar nicht wieder nach Ehrenberg kommen.«
    Die Kinderfrau ist schockiert. »Aber Fräulein, so dürft Ihr nicht reden, Eure Sinne sind noch verwirrt.«
    Was erreicht sie, wenn sie ihr widerspricht? Juliana fühlt sich so unendlich müde und wünscht, Gerda würde schweigen und zu ihrer Stickarbeit zurückkehren.
    »Ihr solltet später mit Pater von Hauenstein beten«, rät die Kinderfrau und wendet sich ab.
    Das Ritterfräulein strafft mit einem Ruck seinen Rücken, der Blick wird klar und richtet sich auf die abgemagerte Gestalt des Kinderfräuleins. »Der Dekan kommt nach Ehrenberg?«
    Gerda hält inne und dreht sich um. »Aber ja, ich denke, sobald seine Pflichten es ihm möglich machen. Die Mutter hat schon vor dem Morgengeläut einen der Wächter nach St. Peter geschickt.«
    »Dann wird alles gut«, seufzt das Mädchen und springt von seinem Stuhl auf. Sie eilt zu ihrem Kinderfräulein, das sie inzwischen um mehr als einen Kopf überragt, und fasst die magere Frau bei den Schultern. »Ich muss mit ihm sprechen, Gerda!«
    »Aber ja, meine Liebe, nun beruhigt Euch, und setzt Euch wieder. Eure Augen glänzen ja ganz fiebrig.«
    Juliana wehrt die Hand ab, die sich auf ihre Stirn legen will. »Ich bin nicht fiebrig, und ich will mich auch nicht beruhigen. Ich will mit dem Pater reden!« Sie stampft mit dem Fuß auf.
»Versprich mir, dass du Sorge dafür tragen wirst. Ich muss mit ihm sprechen, auch wenn die Mutter das nicht will, hörst du?«
    »Ja«, sagt Gerda mit einem Zögern in der Stimme. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr energischer Schützling sie in Gewissensnöte bringt. Sie will dem Fräulein ja gehorchen, doch wie kann sie gegen die Anweisungen der Herrin verstoßen? So bleibt ihr wieder einmal nur die Hoffnung, dass sie sich nicht zwischen ihrer Treue für Mutter oder Tochter wird entscheiden müssen.
    Juliana eilt zur Kammertür und öffnet sie. »Geh hinunter und sieh nach, ob er schon angekommen ist. Vielleicht haben wir es nicht mitbekommen!«
    Die Kinderfrau schweigt und hinkt hinaus. Wozu soll sie ihre Zweifel in Worte fassen? Wie kann der Dekan unbemerkt in die Burg gelangt sein, wenn das Fräulein schon den ganzen Tag auf den Hof hinunter- und zum Tor hinüberstarrt?

    Juliana muss sich bis zum Abend gedulden, dann endlich kommt Gerda in die Kammer hinauf, um ihr in ein anderes Gewand zu helfen und ihr Haar frisch zu flechten.
    »Bitte, haltet still, wie soll ich Eure Locken sonst bändigen?«
    Juliana unterdrückt nur mühsam den gereizten Laut, der in ihrer Brust brennt. Ruhe! Geduld! Alles was davon in ihr war, hat sie an diesem Tag aufgebraucht. Nun kann sie die Hände im Schoß nicht mehr ruhig halten, so drängt es sie, endlich nach unten gehen zu dürfen. Welche Ewigkeit dauert heute das Ziepen und Zupfen, bis die Kinderfrau endlich zurücktritt.
    »Wie schön Ihr seid, mein Kind… Halt! Nicht so schnell! Legt den Umhang ordentlich in Falten und geht langsam, wie es Eurem Rang zukommt. – Ja, so ist es gut.« Gerda öffnet ihr die Tür und folgt dem Mädchen die Treppe hinunter in die Halle.
    Im Schein der Fackeln sitzt Gerold von Hauenstein bei der Mutter. Er hält ihre Hand, lässt sie aber los, als er Juliana bemerkt, und erhebt sich. Die beiden Templer sind nicht zu sehen, und auch Pater Vitus fehlt. Der Stiftsherr begrüßt das Mädchen, das sich nur mühsam zurückhalten kann, ihm nicht weinend um den Hals zu fallen.
    »Hier bringe ich Euch das Fräulein«, sagt die Kinderfrau und verbeugt sich vor ihrer Herrin.
    Die Dame von Gemmingen nickt ihr zu. »Ich danke dir. Du kannst dich zurückziehen.« Sie wartet, bis sich Gerda einige Schritte entfernt hat, ehe sie die Tochter auffordert sich zu setzen.
    Juliana bleibt stehen. »Bitte Mutter, kann ich allein mit dem Pater sprechen?«, fragt sie so unterwürfig wie möglich.
    Die Edelfrau hebt die Brauen. »Ich denke, es ist für alle von Vorteil, wenn wir diese unangenehmen Dinge zusammen besprechen und sie aus der Welt schaffen.«
    Will die Mutter die Leiche aus der Welt schaffen? Gut, man kann

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