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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht, allerdings ist es sicher amüsanter, mit ihm in den Saal zu gehen, als für Johannes die Kinderfrau zu spielen. Und die angekündigten Süßspeisen locken sie sehr!
    Ritter Arnold von Kochendorf und sein Lehensherr Konrad von Weinsberg treten durch das Tor und nähern sich den Ehrenbergern.
    »Ah, da ist mein Wilhelm!«, ruft der stolze Gastgeber. Der junge Kochendorfer begrüßt den mächtigen Mann aus Weinsberg, dessen Familie neben der Stammburg und Guttenberg viele Ländereien und einigen Besitz in Wimpfen aufweisen kann. Man munkelt sogar, Konrad von Weinsberg solle statt des unbeliebten württembergischen Grafen Eberhard zum Landvogt ernannt werden. Jedenfalls ist man nicht schlecht beraten, sich mit ihm und seiner Familie gut zu stellen.
    »Wo ist Euer Sohn Carl? Kommt er nicht? Ich hatte fest vor, meinen Falken mit dem seinen zu messen«, fragt Wilhelm.
    Konrad von Weinsberg lacht. »Eine Falkenbeize lässt sich mein Sohn nicht entgehen, das sei Euch versichert. Doch noch wurde nicht ins Horn gestoßen, daher vermute ich, dass er einer seiner anderen Schwächen frönt: den süßen Speisen und dem Liebreiz der Fräulein. Ich denke, Ihr werdet ihn im Saal finden.«
    »Ah, das trifft sich gut. Ich wollte das Fräulein von Ehrenberg eben hineinführen, damit es vom Gebäck probieren kann.«
    Er wirft dem Ritter von Ehrenberg einen herausfordernden Blick zu. Seine Wangen straffen sich, als der Vater die Kiefer zusammenpresst, doch er nickt und entlässt seine Tochter zusammen mit dem jungen Kochendorfer.

    Die Zeit vergeht wie im Fluge. Schon jetzt ist Julianas Leib satt und schwer von den vielen Köstlichkeiten, die sie überall angeboten bekommt, und der Wein macht sie schwindelig. Mit den anderen Frauen und Kindern geht sie hinunter auf die große Wiese am Fuß der Burg, wo sich die Ritter, die an der Beizjagd teilnehmen, bereits mit ihren Rössern versammelt haben. Bevor sie ins Feld reiten, sollen Reiter und Greife den Zuschauern ihre Kunst zeigen. Zwei Knappen bringen einen Käfig mit Tauben. Hinter den Edlen drängen die Mägde und Knechte und die Burgmannen herab, damit ihnen das Schauspiel nicht entgeht.
    Juliana, die mit Johannes und dem Kinderfräulein bei ihrer Mutter steht, betrachtet die Jäger, die in leichtem Trab an den Zuschauern vorbeireiten. Angeführt wird der Zug von Gastgeber Arnold von Kochendorf auf seinem Braunen, den er nur für die Jagd benutzt. Er trägt einen Terzel auf der Faust. Sein Falke ist klein, schlank und von dunklerer Färbung als gewöhnlich. Hinter ihm reitet sein Lehensherr mit einem prächtigen Habicht, den er – wie üblich – ohne Kappe trägt. Das Tier wendet ruckhaft den Kopf von einer zur anderen Seite und betrachtet den Trubel argwöhnisch aus seinen gelben Augen.
    Nun nähern sich die Söhne der beiden Ritter. Wie unterschiedlich sie doch sind. Juliana betrachtet sie aufmerksam: Carl von Weinsberg ist groß, athletisch von Gestalt und hat blondes Haar, das er für die Jagd im Nacken zusammengebunden hat. Seine Augen sind blau wie der Sommerhimmel, sein Gesicht gleichmäßig mit einem energischen Kinn. Er hält sich gerade auf seinem Rappen und präsentiert den Falken mit seiner Lederkappe. Ein wunderschönes Tier, die Brust wie gewöhnlich fast weiß mit wenigen, dunklen Federspitzen, der Rücken jedoch ebenfalls auffällig hell gefärbt. Hat der Ritter ihr gerade zugenickt? Ganz sicher ist sich das Edelfräulein nicht.
    Direkt hinter ihm reitet Wilhelm auf einem kräftigen, falben Streitross. Der junge Kochendorfer ist kaum mittelgroß, dafür
breit gebaut mit einem kantigen Gesicht. Sein hellbraunes Haar ist dünn und sieht immer ein wenig ausgefranst aus. Als hätten Ratten daran genagt, denkt das Fräulein boshaft. Seine Augen, die meist voller Spott oder Bosheit dreinschauen, haben die Farbe von wässrigem Grau, die Lippen sind für einen Mann ungewöhnlich fleischig.
    Der Blick, den er dem Edelfräulein zuwirft, ist unmissverständlich. Das Mädchen wendet sich ab, spürt aber, dass er sie weiterhin fixiert. Als würde sie es nicht bemerken, richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf den Vater und winkt ihm zu. Er hat seinen berühmten, grauen Falken dabei, der schon bei vielen Jagden Rufe der Bewunderung ausgelöst hat. Die anderen Ritter sind Herren von Neippberg, Hornberg oder Huchelheim, aber auch ein paar Deutschordensherrn von Horneck sind gekommen. Zwei Vettern der Mutter von Gemmingen erkennt Juliana unter den Jägern. Einer hat gar einen grauen

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