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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Adler dabei.
    Juliana wundert sich, dass selbst Siegfried Greck von Kochendorf geladen ist, obwohl jeder weiß, dass der Gastgeber ihm zürnt, weil er seine Stammburg an ihn verkaufen musste – was natürlich nicht die Schuld des Grecken ist! Doch sicher ist dem Ritter Arnold bewusst, wie groß der Affront wäre, den neuen Nachbarn von Jagd und Fest auf Guttenberg auszuschließen.
    Die Jäger reiten um die Wiese, präsentieren sich, ihre Pferde und natürlich die Greife, auf deren Schnelligkeit und Geschick es ankommen wird. Die Hunde, die auf dem Feld die Beute aufstöbern, sind noch angeleint im Stall. Um dem Publikum hier vor der Burg den Flug der Greife auf Tauben oder auf ihr Federspiel zu präsentieren, werden sie nicht gebraucht. Erst wenn die Männer nachher auf Fasan und Rebhuhn gehen oder für den Habicht in der Aue Kaninchen aus ihren Löchern getrieben werden sollen, wird man sie holen. Jeweils ein Vogel und ein Hund bilden ein Gespann, und die für diesen Tag bestimmten Jagdaufseher müssen dafür sorgen, dass die verschiedenen
Greife nicht gleichzeitig von der Faust gelassen werden, zu groß wäre die Gefahr, dass die wertvollen Vögel bei einem Kampf zu Schaden kommen.
    Ein neuer Hornstoß erschallt, und die Formation löst sich auf. Wie Juliana es bereits befürchtet hat, reitet der junge Kochendorfer geradewegs auf sie zu und neigt den Kopf.
    »Wollt Ihr nicht für diese Jagd meine Dame sein und auf mich setzen, Fräulein von Ehrenberg?«
    Sie presst die Lippen zusammen. Nein, sie will nicht, aber wie kann sie ablehnen, ohne unhöflich zu sein? Die Mutter zupft an ihrem Ellenbogen. Das Fräulein muss sich nun erfreut geben und ihm ein Tüchlein reichen.
    »Verzeiht, lieber Freund, und seid ein großzügiger Gastgeber« , erklingt plötzlich Carl von Weinsbergs Stimme neben ihr. Sie fährt herum. Er lenkt sein Pferd heran, springt aus dem Sattel und verbeugt sich tief. »Lasst mir heute den Vortritt bei diesem wunderschönen Fräulein.«
    Wilhelm von Kochendorf zieht eine finstere Miene, es bleibt ihm aber keine andere Wahl, als sich zurückzuziehen. Carl lächelt das Mädchen an, das ihm mit zitternden Fingern ein blaues Tuch überreicht, in das mit silbernem Faden ihr Monogramm gestickt ist.
    »Ich danke Euch. Wollt Ihr Eurer Favoritin noch ein paar aufmunternde Worte schenken?« Juliana blinzelt verwirrt und ergreift die ihr entgegengestreckte Hand. Er führt das Mädchen zu seinem Ross.
    »Sie heißt Ronada und ist eine ausgesprochen schnelle und gelehrsame Falkendame.«
    Ritter Carl tritt an den Rappen heran und löst die Fessel, mit der er den Greif am Sattelknauf angebunden hat. Er hebt die Lederhaube. Der Vogelkopf ruckt erst zur einen, dann zur anderen Seite, so dass das Tier so schnell wie möglich erfasst, was rund um es vorgeht. Die Pupillen inmitten der gelben Iris pulsieren. Als der Falke keine drohende Gefahr ausmachen kann, stellt er die Federn an Hals und Kopf auf, schüttelt sich und
stößt einen heiseren Schrei aus. Ohne zu zögern klettert er auf den ihm dargebotenen Handschuh.
    »Ronada, gutes Mädchen«, säuselt der Ritter mit zärtlicher Stimme und streicht über die glänzenden Federn des Tieres. Spielerisch zupft der Vogel an seinem Lederhandschuh.
    »Wollt Ihr sie streicheln?« Er streckt ihr den Greif entgegen, der die Fremde misstrauisch beäugt. Juliana zögert. Der Vater hat ihr stets verboten, seine Beizvögel zu berühren, und er behauptet, Frauenhände würden sie verderben. Ritter Carl von Weinsberg scheint diese Meinung nicht zu teilen. Er nickt ihr noch einmal aufmunternd zu. Juliana streckt die Hand aus und streicht der Falkendame zögerlich über den Rücken. Wie wundervoll weich sich ihr Federkleid anfühlt! Und so glatt wie Seide. Der Greif dreht den Kopf, bis er fast nach hinten zeigt, und beobachtet die fremde Hand – wie es dem Mädchen scheint – mit zunehmender Abneigung. Noch einmal stößt er einen Ruf aus, entfaltet die Flügel und beginnt zu flattern, aber der Ritter hat den Lederriemen fest um seinen Handschuh geschlungen.
    »Ruhig, ganz ruhig, du darfst dir gleich eine Taube schlagen. Zeig ihnen allen, wie schnell du bist. Und dann suchen wir dir einen Reiher.«
    Der Vogel legt den Kopf schief, als versuche er, die Worte zu verstehen.
    »Ihr geht auf Reiherbeize?«, ruft Juliana voll Bewunderung. Sie weiß, dass diese Jagd geübte Reiter fordert, die in rasendem Galopp über Gräben und Hecken den kämpfenden Vögeln folgen können. Und auch

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